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1256 - Belials Bann

1256 - Belials Bann

Titel: 1256 - Belials Bann
Autoren: Jason Dark
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dass sich Tamara bereits in einem Übergangsstadium befand.
    »Warum drehst du dich nicht um?«
    Karina schauderte zusammen. Sie hatte den optischen Beweis noch nicht bekommen, doch das Fluidum hinter ihr war ein anderes geworden. Da hatte sich etwas verändert und das musste auch einen Grund haben.
    Sie tat es, denn sie konnte ihrem eigenen Drang nicht widerstehen. Auf dem Sessel sitzend drehte sie sich und sah, dass das Schreckliche zur Wahrheit geworden war. Hinter ihr stand Belial, der Lügenengel.
    Er war nicht allein. Seine rechte Hand hatte er in den Nacken des Mädchens gedrückt…
    ***
    Ich stand in den Kulissen und hatte mir einen Platz ausgesucht, von dem aus ich den größten Teil des Studios überblicken konnte. Mehrere. Male schon war ich drauf und dran gewesen, einzugreifen, aber ich hatte dem Drang immer widerstanden, denn noch kam Karina allein zurecht. Ich wollte erst eingreifen, wenn es unbedingt nötig war.
    Hin und wieder strich ich über die Umrisse des Kreuzes hinweg, das seine Wärme nicht verlor. Ich wusste nur nicht, ob es auf die Heilerin reagierte oder auf die Gestalt des Lügenengels, der noch nicht zu sehen war, dessen Anwesenheit ich jedoch spürte.
    Er lauerte, er wartete auf eine günstige Gelegenheit, um zuschlagen zu können.
    Keine der beiden Frauen gab nach. Jede wollte den Sieg für sich. Tamara ließ sich auch nicht von der Waffe einschüchtern, denn sie konnte sich auf jemand verlassen, der jetzt aus dem düsteren Hintergrund an der rechten Seite auftauchte.
    Es war Belial. Ich kannte ihn, ich sah ihn, er wirkte wie der absolute Herrscher und er war auch nicht allein, denn er hielt die junge Jamina fest im Nacken gepackt und schleifte sie näher.
    Er war grau. Er war nackt. Er war einfach widerlich. Sein gesamter Körper schien von einem düsteren Schatten ummantelt zu sein, was auch an den sehr langen Haaren liegen konnte, die weit über seine Schultern hinwegreichten, leicht glänzten und mich an feuchte Drähte erinnerten.
    Sein Gesicht wollte ich nicht als menschlich bezeichnen, obwohl es menschliche Züge aufwies. Aber irgendwie wirkte es auch verzerrt und nicht locker genug. Das Gesicht war innen und außen scharf geschnitten, als hätte sich die Haut dort verzogen, um ihm zugleich einen tierischen Ausdruck zu verleihen.
    Er war die Lüge. Er lebte durch die Lüge. Und er lebte gut davon, denn die Menschheit stand der Lüge näher als der Wahrheit, obwohl das niemand zugeben würde.
    Er griff immer wieder mal ein, wenn er eine Chance sah. Eben wie jetzt durch Tamara.
    Sie hatte immer wieder versucht, Karina zum Umdrehen zu bewegen, doch es gelang ihr nur schwerlich, denn Karina dachte nicht daran, ihr zu folgen. Sie glaubte es einfach nicht und ich wollte schon eingreifen, als sie sich dennoch entschloss.
    Karina starrte hin und sie sah Belial zum ersten Mal. Auch wenn sie eine Person war, die so leicht nichts mehr erschüttern konnte, schockierte sie der Anblick. Sie bewegte sich nicht in dieser recht unbequemen Haltung, sondern konnte nur auf den Engel der Lügen schauen, der immer näher auf sie zukam und allmählich die Düsternis verließ, so dass er ganz zu sehen war.
    Zumindest für mich, denn ich schaute von der Seite her auch auf seinen Rücken. Von dort stachen seine Flügel ab, denn auch damit war Belial ausgerüstet. Er wollte so als Engel auftreten wie die Menschen sich diese Wesen vorstellten seit alters her, denn Flügel brauchten die Engel nicht. Auch seine sahen grau aus. Sie wirkten wie aus feuchter Asche geformt und standen noch dicht beisammen.
    Zwei Schritte bewegte er sich noch nach vorn. Dann blieb er stehen, ohne allerdings das Kind loszulassen. Jamina behielt er weiterhin in seinem Griff.
    Es war eine Szene, die stumm ablief. Niemand sprach. Ich hörte nur Karinas heftige Atemzüge, die den schrecklichen und auch schaurigen Anblick noch immer nicht verarbeitet hatte.
    Vielleicht dachte sie auch daran, dass es Belial gewesen war, der dem Moderator die Zunge aus dem Mund geschnitten hatte, aber das wollte ich dahingestellt sein lassen.
    Ich wusste auch nicht, wie viel Zeit nach der Entdeckung vergangen war. Irgendwie hatte auch ich das Gefühl, mich in einem Vakuum zu befinden, das vom Rest der Welt völlig abgetrennt worden war.
    Als erste Person bewegte sich Tamara. Ich bekam noch ihr zuckendes Lächeln mit und sah dann, wie sie sich bewegte. Sie stand auf, nur nicht normal, denn sie drehte sich gleichzeitig etwas zur Seite, weil sie ein neues
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