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1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra
Autoren: Unbekannt
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„Hoffentlich taugst du was.
     
    2.
     
    Stronker Keen hatte das Virotron zurückgeklappt, jenen helmartigen Aufsatz, der ihm als Mentor eine innige, fast hätte man sagen mögen intime Verbindung mit dem Bewußtsein des Schiffes ermöglichte.
    Es drohte keine Gefahr. Die EXPLORER zog ruhig ihre Bahn. Ruhig -mit einem Überlichtfaktor, von dem Generationen konventioneller Raumschiffkonstrukteure nur hatten träumen können. Der Raum war erfüllt von den grünen Fäden und Strombahnen des psiotronischen Netzes. Auf dem breitesten der Ströme glitt das Konglomerat dahin. Stronker hielt nach Stromkreuzungen Ausschau. Seit dem Zwischenfall vor drei Wochen, den Lavoree mit meisterhafter Intuition bewältigt hatte, wußte man, daß Kreuzungen zweier energetisch annähernd gleichwertiger Ströme Gefahr bedeuteten. Aber es war nichts dergleichen in Sicht. Ungestört konnte Stronker Keen sich dem Anblick widmen, dessen Faszination sich nicht verringerte, so oft er ihn auch in sich aufnahm.
    Der Hyperraum der Psi-Ströme war ein von Farben und Bewegung erfüllter Kosmos. Vor den Augen des Menschen, dessen Verstand nicht in der Lage war, fünf dimensionale Zusammenhänge anschaulich zu begreifen, entfaltete sich die Zeit. Galaxien rotierten, Supernova blühten in Sekundenschnelle empor und sanken ebenso rasch wieder in sich zusammen. Black holes taten sich auf und verschlangen ihre Umgebung. Es war ein unaufhörliches Werden und Vergehen, zum Vergnügen des Beobachters im Zeitraffertempo dargestellt.
    Die Buntheit des Bildes war sinnverwirrend. Begnügte sich das Standarduniversum damit, seine Sterne einheitlich weißgelb zu färben und nur hier und da dem einen oder anderen einen Stich ins Blaue oder Rote zu verleihen, so strahlten im Hyperraum der Psi-Ströme die Elemente des Kosmos in allen Farben des Spektrums. In einer grünen Leuchtfontäne vergingen zwei kollidierende Sterne. In grellem Blau leuchteten dichte, interstellare Gasmassen, in denen Sterne - rot, orange, grün, indigo, violett - am laufenden Band und mit verblüffender Schnelligkeit geboren wurden. In sanftem Gelb zerfaserten sich die Enden der Spiralarme namenloser Galaxien, und der Vorgang schien durchaus plausibel; denn die Sterneninseln drehten sich wie Feuerräder bei einer pyrotechnischen Darbietung.
    Raum und Zeit waren eins geworden, und beide hatten ihre konventionelle Bedeutung verloren. Es gehörte die Fähigkeit eines Mentors dazu, an der scheinbaren Größe und Bewegung eines Objekts abzulesen, wie weit es entfernt war - etwa in bezug auf ein Vergleichsobjekt, dessen Entfernung ihm bekannt war. Die Perspektive war verzerrt. Eines indes wußte Stronker Keen genau: Der leuchtende Ball in der Büdmitte, fast kugelförmig, mit einem nur schwach erkennbaren Hang zur Elliptizität, in dem sich wabernde, grüne, gelbe und rote Schlieren miteinander mischten - das war Erendyra. M60 oder NGC 4649. Mit anderen Worten: das Ziel.
    Nachdenklich musterte er das strahlende Gebilde. Was erwartete sie dort? Waren die Schönheiten der fremden Galaxis wirklich so einmalig, wie Stalker sie beschrieben hatte? Was, wenn seine Schilderung reine Übertreibung gewesen war? Hatten sie dann die lange Fahrt - vierzig Millionen Lichtjahre - nicht umsonst unternommen?
    Und wenn schon, dachte er. Niemand drängte sie. Wenn sie in Erendyra nicht fanden, wonach sie suchten, dann wandten sie sich dem nächsten Ziel zu. Zwölf Galaxien umfaßte die Mächtigkeitsballung ESTARTU, weit über zweitausend der riesige Virgo-Cluster. Es gab mehr Zielpunkte, als ein Mensch während einer normalen Lebensspanne anzufliegen hoffen konnte.
    Ein Gefühl zufriedener Gelassenheit bemächtigte sich des Mentors. Es gab keine Enttäuschungen mehr.
    Wo eine Erwartung sich nicht erfüllte, da entstand ohne Zögern die nächste. Er hatte sich, zusammen mit Lavoree, Reginald Bull angeschlossen, weil die Sehnsucht nach den Sternen ihn trieb. Diese Sehnsucht wollte er befriedigen oder - wenn sie sich nicht befriedigen ließ - sich von ihr treiben lassen, bis er den letzten Atemzug tat. In Freiheit und Ungebundenheit wollte er leben, zwischen den Sternen, die ihn auf unwiderstehliche Art lockten. Er hatte keine Sorgen mehr. An Lavorees Seite war er glücklich. Es war ihm ein Schicksal zuteil geworden, von dem andere nur zu träumen vermochten. Es war ihm das Privileg zugestanden worden, nur seinen Sehnsüchten zu leben. „Sag's ihnen", forderte er das Schiff auf: „Wir werden die Randzone der Galaxis
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