Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Als Roi das Fernweh überkam, hatte ihn gleichzeitig der Wunsch gepackt, die alte Gilde der Freifahrer wieder aufleben zu lassen. Er wollte eine Gruppe Ungebundener um sich scharen und mit ihnen Forschung und interstellaren Handel betreiben wie damals, in jenen glücklichen Tagen, als Lovely Boscyk als Kaiser auf dem geheimen Stützpunkt Olymp regierte und er, Roi Danton, der König der Freifahrer war. Es war ihm leichtgefallen, Demeter mit seiner Begeisterung anzustecken. Sie war ihm willig gefolgt. 10 000 Vironauten bevölkerten das Schiff: der Kern der neuen Freifahrerzunft.
    Daß die drei Virenschiffe sich auf demselben Raum-Zeit-Kurs bewegten, war nicht die Folge einer Absprache; das Arrangement hatte sich sozusagen von selbst ergeben. Unter den drei Einheiten gab es nur sporadischen Kontakt per Psifunk. An Bord der LASHAT und der LOVELY BOSCYK herrschte eine gewisse Besorgnis wegen der Disziplinlosigkeit unter den 60 000, die die EXPLORER bevölkerten. Ronald Tekener und Roi Danton hatten Bull mehrmals auf die Gefahren mangelnder Ordnung hingewiesen. Lachend hatte der ehemalige Stellvertreter Perry Rhodans sie belehrt: „Welche Gefahren? Erstens ist ESTARTU ein Paradies, wenn man Stalker glauben darf, und zweitens besitze ich Stalkers Permit, so daß man mich überall als Ehrengast empfangen wird."
    Soviel Naivität an einem Mann, der zwei Jahrtausende lang mitgeholfen hatte, den Weg und das Schicksal der Menschheit zu bestimmen, war schwer zu akzeptieren. Es war, als hätte Reginald Bull alles Verantwortungsbewußtsein über Bord geworfen und lebte nur noch den Freuden des Augenblicks. Aktivatorgehemmte Senilität, diesen Ausdruck hatte Ronald Tekener geprägt, und Roi Danton war seiner Sache nicht sicher, ob an dieser in bitterem Spott getroffenen Diagnose nicht vielleicht doch etwas Wahres sein könne.
    Acht Stunden lang waren die drei Schiffe durch die Finsternis des Standarduniversums geglitten, da kam von der EXPLORER die Aufforderung: „Enerpsi-Phase ab 23.03.00 Bordzeit."
    „Einverstanden", antworteten die LOVELY BOSCYK und die LASHAT.
     
    *
     
    Aus Reginald Bulls Tagebuch: 8. März 429. 7 Tage sind wir jetzt unterwegs. Wie fühle ich mich? Herrlich! Ungebunden, glücklich - gleichzeitig aber ungeduldig und voller Spannung auf zukünftige Abenteuer wartend. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, daß ich nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt aufstehen, zu einer gewissen Uhrzeit hier oder da sein muß. Daß ich keine Entscheidungen mehr zu treffen brauche außer denen, die sich aufs Essen, Trinken, Schlafen und sonstige banale Tätigkeiten beziehen. Daß kein Computer mehr da ist, der Worte wie ,...wartet auf dich...', ,... dringender Termin...', ,... unbedingt erforderlich...' gebraucht. Ich bin frei! Das ist der Urlaub, den ich mir zweitausend Jahre lang verdient habe. Wartet nur, ihr Elysischen Ringe: Reginald Bull kommt auf euch zu!
    Der Haufe, der mit mir an Bord der EXPLORER fliegt, empfindet ähnlich wie ich. Eine unordentlichere, respektlosere Horde hat die terranische Raumfahrt noch nicht erlebt. Trotzdem funktioniert alles einigermaßen reibungslos. Die Chaoten sind friedlich. Es gibt nur ein paar Ausnahmen. Doran Meinster und seine drei Kumpane zum Beispiel. So was Verbissenes fällt in unserer Bande richtig auf. Ich habe die vier im Verdacht, daß sie keine echten Vironauten sind. Sie verfolgen irgendein kommerzielles oder politisches Ziel. Ursprünglich wollten sie sich wohl ihr eigenes Virenschiff beschaffen, aber das Virenimperium durchschaute ihre Absichten und wies sie zurück. Daraufhin schlichen sie sich bei mir an Bord. Sie könnten Agenten irgendeiner politischen Strömung sein, wie sie auf Terra nach Aktivierung des Chronofossils zu Dutzenden entstanden. Oder sie könnten Adams-Spezialisten sein.
    Dem alten Fuchs traue ich zu, daß er mir ein paar Läuse in den Pelz setzt, nur um der Verwirklichung seines Traums vom pankosmischen Handelsnetz ein wenig näher zu kommen. Ich werde die Augen offen halten. Mein Gott, wie ich das hasse! Mir liegt nichts daran, jemand zu bespitzeln. Aber noch weniger mag ich es, wenn vier Unverbesserliche Ordnung in unser herrliches Chaos zu bringen versuchen.
    Ordnung, ha! Ich weiß wohl, daß ich mir Ronalds und Rois Unmut zugezogen habe. Eine Gefahr nennen sie die Disziplinlosigkeit an Bord der EXPLORER. Was verstehen sie schon davon? Gewiß, das Sternenfieber hat auch sie gepackt, aber es muß eine mildere Version sein. Kaum haben sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher