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1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra
Autoren: Unbekannt
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Verantwortungen der Vergangenheit von sich geschüttelt, da stellen sie sich schon neue Aufgaben.
    Ronald hat seine'n Spleen mit den beiden verschwundenen Tsunamis. Wie er es sich vorstellt, in einem Gebiet, das zwei Trillionen Kubiklichtjähre groß ist und zwölf Galaxien enthält, die Spur der TS-113 und -114 zu finden, ist mir unklar. Es ist ja nicht so, daß man an der nächsten Straßenkreuzung anhält und bei der Tankstelle nachfragt: Heh, haben Sie nicht zufällig meine beiden Tsunamis gesehen? Mir soll's recht sein. Glück auf den Weg, Ronald. Aber verfalle nicht wieder in den Fehler, das Leben so tierisch ernst zu nehmen.
    Oder Roi alias Michael. Was will er? Den Freifahrer-Orden neu gründen. Handeln will er. Wozu handelt man? Um Geld zu verdienen. Wozu braucht er Geld, wenn sein Schiff ihm alles gibt, was er haben will? Ich versteh' die Menschen nicht mehr. Da bietet ihnen das Schicksal die Möglichkeit, ein völlig neues Leben zu beginnen. Und was tun sie? Sie machen genau da weiter, wo sie vor kurzem aufgehört haben. Glück wünsche ich auch dir, Roi. Vor allem jenes Glück, das tief drinnen in der Seele wohnt und die Augen zum Leuchten bringt.
    Was mich angeht: Bei mir leuchten sie schon. Was nicht sagen will, daß ich die Vergangenheit vergessen hätte. Oft sitze ich da und grüble. Wie geht's Perry ?Er ist mit der BASIS auf der Suche nach EDEN II. ,EDEN II ist dort, wo man es sucht', hat der Klugschwätzer ES von sich gegeben. Als ob man damit etwas anfangen könnte. Aber wie ich Perry kenne, wird er schon einen Ausweg aus der Misere finden. Kritisch ist in erster Linie der Zeitplan. EDEN II muß als Chronofossil aktiviert werden, damit der Moralische Kode wieder in Ordnung kommt, und wenn dabei zuviel Zeit verplempert wird, kann alles mögliche Unangenehme passieren.
    Hab' kurz vor dem Aufbruch gehört, daß der Anker der Porleyter durch die Aktivierung des Chronofossils Terra eine weitere Schwächung erlitten hat. EDEN II noch, schätze ich, dann gibt es den Anker nicht mehr. Was dann geschieht, wissen die Götter. Wahrscheinlich macht der Frostrubin einen Satz und verschwindet in den Hyperraum, um erst am Ziel wieder aufzutauchen. Aber das sind meine Sorgen nicht mehr. Ich gehe davon aus, daß der Moralische Kode repariert wird. Die, die mehr wissen als ich, müssen ihrer Sache sicher sein. Warum wäre sonst die Endlose Armada so hastig in Richtung Zielort aufgebrochen. Ich rechne damit, daß etwa um diese Zeit die letzten Einheiten die Milchstraße verlassen. Es nimmt Zeit in Anspruch, einen solchen Heerwurm in Bewegung zu setzen. Nachor von dem Loolandre, du Mann mit dem einen Auge, mach deine Sache gut!
    Inzwischen nähern wir uns Erendyra und den Elysischen Ringen. Wie leicht einem das über die Zunge geht! NGC 4649 bzw. M60 heißt die Galaxis in der trockenen Sprache der terranischen Astronomie. Ungeheuer massiv ist sie - mit einer Billion Sonnenmassen ungefähr zehnmal so massiv wie die Milchstraße. Mal sehen, wieviel Wirklichkeit hinter Stalkers glühenden Schilderungen steckt.
    So ganz traue ich dem Kerl nicht, aber wenn nur ein Zehntel von dem wahr ist, was er uns erzählt hat, lohnt sich die Reise. Im übrigen haben wir's nicht eilig. Erendyra liegt ziemlich weit hinten - in Fahrtrichtung gesehen -in der Mächtigkeitsballung. Es sind ein paar Stimmen laut geworden, daß wir uns zuvor noch die eine oder andere Galaxis ansehen, die nicht allzu weit vom Kurs abliegt. Wie sich das anhört: Galaxien ansehen, als ob es Häuser wären, die längs des Weges liegen. Auf drei oder vier Planeten werden wir landen, wenn wir nach geeigneten Objekten nicht zu lange zu suchen brauchen, mehr nicht.
    Ich habe gute Lust, auf die Wünsche meiner Chaoten einzugehen. Wer drängt uns denn? Wir haben Zeit.
    Bedächtig klappte Reginald Bull das altmodische Büchlein zu, in das er nach Altväterweise seine Eintragungen mit Schreibstift gemacht hatte. Er lehnte sich tief in den Sessel zurück, der aus Virenmaterie bestand, und sah sich um. Dabei fiel sein Blick auf einen zylindrischen Gegenstand, der vor ihm auf der Tischplatte ruhte. Er sah aus wie ein kurzes Stück Rohr und besaß eine lichte Weite, die es einem Menschen erlaubte, ihn sich über Hand und Unterarm zu streifen.
    Reginald Bull beugte sich nach vorne und gab dem Rohrstück einen Stoß, daß es einen halben Meter weit über den Tisch rollte. Es schaukelte ein paarmal hin und her und kam dann zur Ruhe. „Stalkers Permit", brummte Bull.
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