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1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra
Autoren: Unbekannt
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bemannten. Oft schlössen sich Schiffe zu Verbänden zusammen, um gemeinsam den Ort der Sehnsucht anzufliegen. Ebensooft aber machten sich auch einzelne Fahrzeuge auf den Weg - vom Riesenkasten mit 15 000 Mann Besatzung bis zum winzigen Gefährt des Eigenbrötlers, der sich selbst genug war.
    Eines der beliebtesten Ziele war die Mächtigkeitsballung ESTARTU, eine Gruppe von Galaxien, die dem mächtigen Virgo-Cluster angehörte. Von dort war Sotho Tal Ker gekommen, der Abgesandte der Superintelligenz Estartu, den man auf Terra Stalker nannte. Unter Zuhilfenahme des bis in die letzten Winkel der zivilisierten Milchstraße reichenden Kommunikations- und Nachrichtennetzes hatte er den galaktischen Völkern von den Wundern und der Schönheit seiner Sternenheimat vorgeschwärmt, von paradiesischen Welten, die der Besiedlung harrten, von mächtigen Nebelgebilden, in denen neue Sterne am Fließband produziert wurden, und von den Elysischen Ringen, glitzernden, schimmernden Gebilden aus kosmischem Staub, die besonders in der Galaxis Erendyra mit verblüffender Häufigkeit vorkamen und nicht nur Planeten, sondern ganze Sonnensysteme umschlossen.
    Eben diese Ringe hatten es Reginald Bull angetan. Wie bei der Mehrzahl der Vironauten war auch sein Fern-Stern-Weh anfangs ein zielloses Sehnen gewesen. Er wollte hinaus in die Weite des unerforschten Alls, aber er hatte keine Ahnung, in welche Richtung er sein Virenschiff lenken sollte.
    An der Ungebundenheit des Daseins, an der Abkehr von dem reglementierten Leben, das er über zweitausend Jahre lang geführt hatte, lag ihm ebenso viel wie an der Fahrt in die Ferne. Er wollte fremde Sterne sehen, aber er akzeptierte keine Verpflichtung, ihre Planeten zu erforschen und nachzusehen, ob sie für eine Besiedlung geeignet seien. Er stand in niemandes Auftrag. Er reiste zu seinem Vergnügen. Zweitausend Jahre lang war er Diener gewesen - jetzt wollte er Herr sein. Nicht über andere; lediglich Herr seiner selbst und über die Art und Weise, wie er seine Zeit verbrachte.
    Stalkers schwärmende Schilderungen waren ihm gerade recht gekommen. Die Vorstellung, daß der Mann, der zwei Jahrtausende lang in sämtlichen Administrationen Terras und der von Terranern gegründeten Imperien die zweitwichtigste Rolle gespielt hatte, eine Reise von 40 Millionen Lichtjahren unternahm, nur um sich ein paar glitzernde Staubringe anzusehen, barg eine Ironie, der er nicht widerstehen konnte.
    Nach Erendyra - der Ringe wegen läutete sein Wahlspruch. Sechzigtausend hatten ihn gehört und sich Reginald Bull angeschlossen. Sechzigtausend, die jeweils zu Dutzenden oder Hunderten in einem von 1600 grotesk geformten Virenschiffen hausten. In l600 Schiffen, die sich zum Konglomerat zusammengeschlossen hatten.
    Das Konglomerat trug den Namen seines Kernsegments: EXPLORER.
     
    *
     
    Wenige Lichtstunden von der EXPLORER entfernt, bewegten sich zwei weitere Virenschiffe durch die gähnende Leere des intergalaktischen Raums. Sie flogen auf gleichem Kurs und mit gleicher Geschwindigkeit: die LASHAT und die LOVELY BOSCYK. Beide Fahrzeuge spiegelten die an keinerlei Regeln gebundene, mitunter grotesk wirkende Formenfreiheit der Vironautik-Architektur wider. Die LASHAT sah aus wie ein Verbund aus wahllos zusammengeklebten gerad- und schief kantigen Kisten, während man die LOVELY BOSCYK nicht zu Unrecht eine zerquetschte Semmel mit Furunkeln genannt hatte. Die LASHAT war die kleinere der beiden Einheiten mit einer Maximaldimension von knapp 200 Metern. Die LOVELY BOSCYK dagegen hatte einen Durchmesser von 600 Metern.
    Die Namen verrieten, unter wessen Leitung die Schiffe standen. An Bord der LASHAT führten Ronald Rekener und Jennifer Thyron das Kommando, und von einem Kommando konnte hier in der Tat die Rede sein; denn die Disziplin an Bord des Schiffes war, wenn auch beileibe nicht tierisch ernst, so doch wesentlich strikter als in der EXPLORER. Das hing mit dem Ziel des Unternehmens zusammen, dem Tekener sich verschrieben hatte. Auch ihn trieb das Fernweh, aber er hatte den Kurs seines Schiffes auf die Mächtigkeitsballung ESTARTU gerichtet, um die Befriedigung seiner Sehnsucht mit Nützlichem zu verbinden. Er wollte ermitteln, was aus den beiden Tsunamis TS-113 und TS-114 geworden war. Die Erklärungen, die Stalker zum Verschwinden der TS-113 und zur Aufbringung der TS-114 abgegeben hatte, befriedigten ihn nicht. Um genau zu sein: Er hielt sie für Erfindungen.
    An Bord der LOVELY BOSCYK hatte Roi Danton das Sagen.
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