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1253 - Angst vor dem eigenen Ich

1253 - Angst vor dem eigenen Ich

Titel: 1253 - Angst vor dem eigenen Ich
Autoren: Jason Dark
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schütteln, ohne sich jedoch richtig zu trauen. Ein paar Mal zuckten die Lippen, dann sagte sie: »Das ist alles möglich, John, aber ich kann es beim besten Willen nicht bestätigen. Ich habe bisher auch nie daran gedacht, es in eine Verbindung zu bringen. Ich wusste als Kind nichts über die Gestalt der Maria Magdalena. Wenn ich mich jetzt wieder an die damalige Zeit erinnere, in der ich die Halluzinationen hatte, dann muss ich euch sagen, dass ich mich auch als Kind immer in der Vergangenheit gesehen habe, nie in der Zukunft.«
    »Erklärbar«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Dein Gehirn kann Bilder abgerufen haben, die gespeichert wurden. Aus der Zukunft war ja noch nichts da. Also interessierte einzig und allein die Vergangenheit.«
    Sie schaute mich starr an. »Abgespeichert?«, flüsterte sie. »Du meinst, in meinem Kopf wären die Bilder gewesen, die in meiner Kindheit gewesen sind? Und so habe ich mich dann wieder als Kind gesehen?«
    »Unter anderem.«
    Julie nickte. »Das ist ein Phänomen, mit dem ich umgehen muss. Daran gewöhnen kann ich mich nicht. Aber ich werde wohl damit leben müssen.«
    Suko stellte eine andere Frage. »Kannst du dich daran erinnern, wie du dich gefühlt hast, als du dich selbst gesehen hast? Wie war denn dein Eindruck von dir?«
    Julie schauderte zusammen. Diese Reaktion hing mit ihrer Erinnerung zusammen. »Schlimm war das«, gab sie zu. »Ich kann es euch nicht mehr genau sagen. Einzelne Gefühle muss ich wegdrücken, aber Spaß hat es dabei nicht gemacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist alles so anders gewesen, versteht ihr? Ich fühlte mich so kalt. Als hätte man mir einen Teil des Lebens genommen. Blutleer und kalt«, flüsterte sie weiter und schüttelte sich dabei. »Es kann sein, dass man sich so fühlt, wenn der Tod seine Knochenklaue nach einem ausstreckt.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Es ist verrückt, John, ich weiß das alles. Und ich schäme mich dafür, dass ich euch einen derartigen Ärger bereitet habe, aber ich kann wirklich nichts dafür. Warum, verdammt, ist es ausgerechnet jetzt wieder hoch gekommen? Kann mir das einer sagen?«
    Sie schaute uns so verzweifelt an, dass wir einfach nicht umhin kamen, ihr eine Hilfestellung zu geben. »Es muss mit dem zusammenhängen, was du erlebt hast«, sagte Suko.
    »Ja? Also doch mit Maria Magdalena?«
    »Indirekt.«
    »Das verstehe ich nicht. Kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken, bitte?«
    »Ich bin kein Psychologe oder Neurologe. Aber ich sehe das Phänomen als Folge eines Stressfaktors. Der Stress, unter dem du gelitten hast, hat alles wieder in die Höhe gespült. Eine andere Erklärung kommt mir nicht in den Sinn. Du kannst darüber lachen oder den Kopf schütteln, aber ich nehme an, dass auch John mir zustimmen wird.«
    Ich nickte. »Ja, Julie, das wäre eine Möglichkeit. Daran glaube ich inzwischen auch.«
    »Stress wie in der Pubertät?«
    »Möglich.«
    »Stresshormone, die der Körper ausschüttet. Plötzlich tauchen nicht nur Bilder aus der Vergangenheit auf, nein, diese Bilder werden real und nehmen Gestalt an.« Sie sprach mich direkt an. »Du hast mich in deinem Bett liegen sehen. Davon weiß ich nichts. Es war auch kein Wunschtraum von mir. Es ist einfach passiert, schrecklich, ich konnte dagegen nichts tun…«
    »Kannst du uns denn erklären, wie du dich zu dem Zeitpunkt gefühlt hast?«, erkundigte ich mich.
    »Das ist schwer…«
    »Leer, kalt?«
    Sie hob die Schultern. »So genau weiß ich das nicht. Kannst du mir einen Zeitpunkt sagen, an dem das Phänomen geschah?«
    Da hatte sie mich erwischt. Die genaue Uhrzeit wusste ich nicht. Ich konnte ihr nur eine ungefähre Zeit nennen, und sie dachte sehr genau darüber nach, als sie es gehört hatte.
    »Das ist nicht einfach, John, aber jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich daran, dass es schon einen Bruch gegeben hat. Es ist komisch, aber ich war wirklich okay und freute mich schon auf den Tag. Ja, da hat es einen Riss gegeben. Es war plötzlich da. Ich hatte das Gefühl, neben mir zu stehen.« Sie schlug sich leicht gegen die Stirn. »Ich war für eine Weile ausgeschaltet und so gut wie gar nicht vorhanden.« Dann lachte sie. »Schon komisch, denn da war ich in der Wirklichkeit zwei Mal auf der Welt.«
    »Dann hätten wir das auch herausgefunden. Das ist immerhin ein Fortschritt.« Ich lächelte ihr zu. »Du solltest dein Schicksal annehmen, Julie. Bitte, mach dir keine zu großen Sorgen, denn jetzt stehst du nicht mehr allein.«
    »Ihr wollt
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