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1250 - Die Raum-Zeit-Ingenieure

Titel: 1250 - Die Raum-Zeit-Ingenieure
Autoren: Unbekannt
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er. Begreifst du nun, wie unerfüllbar dein Wunsch ist? Wie willst du jemand töten, der Raum und Zeit, Materie und Energie zu seinen Verbündeten hat? Wie willst du jemand töten, wenn die Waffe, die du auf ihn abfeuerst, versagt? Wenn das Gift, das du ihm einflößt, zu Wasser wird? Wenn die Bombe, die ihn verbrennen soll, statt Feuer Blumen gebiert?
    Wenn sich deine eigene Mordlust in Liebe verwandelt, sobald du deinem Opfer gegenüberstehst?
    Myzelhinn neigte den Kopf und lauschte.
    Stille erfüllte die Bastion. Schon vor langer Zeit war die Stille in den Gewölben der Psi-Festung eingezogen. All die vielen Stimmen, die einst die königsblauen Säle mit Leben erfüllt hatten, waren verklungen. Und bald würde die Stille der einzige Bewohner der Bastion sein.
    Aber noch war es nicht soweit.
    Noch war das Werk nicht vollendet.
    Er dachte wieder an Suu Oon Hoo, und er seufzte. Dieser Haß ...! Es schmerzte, so von Haß verfolgt zu werden; Haß, der den Tiefenschwimmer dazu trieb, die Gefahren des Purpurmeers auf sich zu nehmen, um jene zu töten, die er für Verräter hielt ... Was wußten die Lla Ssann schon von Verrat?
    Sie sahen nur die Oberfläche: Das Vagenda versiegt, das Tiefenland grau ... weil Verrat im Spiel war. Sie sahen sich auf ungeheuerliche Weise hintergangen, und sie reagierten auf die einzige Weise, die ihnen möglich war: mit verzweifeltem Haß.
    Und die Lla Ssann, die Hüter des Vagendas, die wie die Tiziden, die Jaschemen, die Chylinen und die Archivare von Schätzen zu den ältesten und zuverlässigsten Getreuen gehörten, versuchten in ihrem Zorn das Unmögliche - jene zu töten, für die der Tod nur ein leeres Wort war.
    Myzelhinn lachte, und sein Gelächter hallte kühl von den glühenden Wänden, der pulsierenden Dekke, wanderte auf verborgenen Wegen durch den gewaltigen Komplex der Bastion.
    Nicht einmal die Jaschemen, die so klug und mächtig waren, daß sie ungezählte Tiefenjahre lang aus eigener Kraft dem Graueinfluß und den Angriffen der Lords widerstanden hatten ... nicht einmal sie hatten herausgefunden, warum Myzelhinn und die anderen seiner Art gegen jede Gefahr gefeit waren.
    Mit schnellen Schritten durchmaß Myzelhinn den Bogengang, der den Turm an der Südmauer der Bastion mit dem Saal der Zeit-Porträts verband. Niemand begegnete ihm auf seinem Weg. Die Bastion war groß und der Weg zum Bildersaal war weit, doch Myzelhinn verzichtete darauf, den Raum oder die Zeit seinen Wünschen gefügig zu machen, so daß aus Metern Millimeter und aus Minuten Sekunden wurden.
    Er verzichtete aus gutem Grund.
    Selbst ein Wesen, dem die Zeit nichts bedeutete, hatte zuweilen Anlaß, sich ihren Gesetzen zu unterwerfen.
    Myzelhinn war verwirrt von seinem plötzlichen Bedürfnis nach Ruhe, nach einer Atempause vor der entscheidenden Begegnung mit den Kundschaftern der Hohen Mächte, den drei Rittern der Tiefe, die den Platinpaß im Grenzwall überquert hatten und nun in die Lichtebene eindrangen. Ganze Generationen waren im Tiefenland geboren worden und wieder gestorben, ohne daß sich in der Letzten Bastion irgend etwas verändert hatte. Und jetzt, da die größte Umwälzung seit dem Scheitern der Rekonstruktion bevorstand, versucht er Zeit zu gewinnen ...
    Es ist die Furcht vor dem Versagen, dachte Myzelhinn. Die Furcht vor einem erneuten Fehlschlag unserer Plane. Zweimal sind wir schon gescheitert - mit katastrophalen Folgen. Versagen wir auch diesmal, werden die Konsequenzen noch schrecklicher sein: Dann wird das Tiefenland untergehen, dann werden all unsere Schutzbefohlenen sterben ...
    Myzelhinn blieb stehen. Er atmete schwer. Er war diese langen Fußmärsche nicht gewohnt.
    Schnurgerade bohrte sich der Bogengang durch die Bastion, erhellt von der königsblauen Glut der psinergetischen Wände, die sich in kilometerweiter Ferne zu verengen schienen, bis Wände, Boden und Dekke zu einem vagen blauen Fleck verschmolzen. Im Zentrum des blauen Flecks blitzte ein roter Punkt - das Tor zum Saal der Zeit-Porträts.
    Des Laufens müde, befahl Myzelhinn dem Raum, sich stärker zu krümmen, damit die Entfernung zum Bildersaal schrumpfte, und binnen eines Augenblicks wuchs der rote Punkt vor ihm zum Halbrund eines riesigen offenen Tors. Ein Schritt, und er befand sich im Bildersaal.
    Der Bildersaal war nicht das größte Gewölbe in der Letzten Bastion, doch es war das einzige, das Myzelhinn so etwas wie Ehrfurcht einflößte. Die Decke wölbte sich in schwindelerregende Höhe, die Rückwand war so
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