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1250 - Die Raum-Zeit-Ingenieure

Titel: 1250 - Die Raum-Zeit-Ingenieure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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metallenes Ungeheuer, das unter seiner eigenen Last zusammengebrochen war, erstreckte sich der Grenzwall von einem Rand des Tiefenlands zum anderen: Eine titanische Mauer zwischen der Lichtebene und der grauen Wildnis von Ni, eine Barriere von so unvorstellbaren Ausmaßen wie das Tiefenland selbst. Die zerklüfteten Hänge und die gezackten Kämme des Walls reichten bis hinauf zur Tiefenkonstante und vereinten sich dort mit der lückenlosen Wolkendecke; Wolken, die vom Berg der Schöpfung bis zur verlorenen Stadt am anderen Ende der Welt den Himmel verhüllten.
    Goldlicht brach sich myriadenfach an Klippen aus Silber und Chrom, an eisernen Graten und kupfernen Steilwänden, an Simsen aus Stahl und Bronzemoränen. Flöze aus Uran teilten mit dunklen Strichen Hänge aus blitzendem Zinn; Gletscher aus schillernder Formenergie kalbten lautlos an Wismutbergen; und weit im Osten stürzte ein strudelnder Quecksilberfluß in eine Schlucht aus purem Zirkonium.
    Und dort der Paß.
    Der Platinpaß, der einzige Paß über den Grenzwall.
    Myzelhinns Vision verblaßte. Das gigantische Gebirge versank wieder im goldenen Nebel der Lichtebene.
    Myzelhinn hatte gesehen, was er sehen wollte: die drei Kundschafter - und das Holt ...
    Sie kommen, dachte Myzelhinn. Sie haben vollbracht, was noch keinem vor ihnen geglückt ist: Sie haben die wahnsinnigen Wächter der Grube passiert und sind mit dem Tiefenfahrstuhl hinunter nach Starsen gelangt; sie haben die Mauer um Starsen überwunden und sind durch die kosmischen Weiten des Tiefenlands gewandert; sie haben das Vagenda erreicht und sind als Gefangene der Grauen Lords nach Ni gereist; sie haben den Verlockungen der Macht und dem Gift des Graueinflusses widerstanden und sind aus den Kerkern der Lordrichter geflohen; und nun haben sie den Platinpaß überquert und sind auf dem Weg zum Rand der Welt, zur Letzten Bastion, zum Berg der Schöpfung ... und Zorn ist in ihren Herzen.
    Weil sie unwissend sind ...
    Eine Bewegung am Fuß der königsblauen Trutzmauern erregte Myzelhinns Aufmerksamkeit. Er beugte sich über die niedrige Brüstung des Turmes und spähte in die Tiefe. Ein drei Meter langer Wurm mit milchweißer Haut, von einem faustgroßen, pulsierenden Organ golden durchschimmert, glitt durch die Fluten aus flüssiger Formenergie. Ein Lla Ssann. Er schien nach einem Weg in die Letzte Bastion zu suchen.
    Myzelhinn erkannte ihn sofort.
    Suu Oon Hoo, der letzte Tiefenschwimmer, der mit den Vitalenergieströmen des Vagendas zur Lichtebene gelangt war. Nur Suu Oon Hoo konnte so närrisch sein und hoffen, daß sich die Tore der Bastion für ihn öffneten.
    Plötzlich entdeckte ihn der Lla Ssann.
    Ich verachte dich, wisperte Hoos telepathische Stimme in Myzelhinns Bewußtsein. Ich verachte dich für deinen Verrat, für dieses Verbrechen, das beispiellos in der Geschichte der Tiefe und des Hochlands ist. Ich verfluche dich und deinesgleichen für das, was ihr den Völkern der Tiefe angetan habt. Ihr seid schlimmer als die Grauen Lords, schlimmer als der Tod. Es gibt keine Worte, um das wahre Ausmaß eures Verbrechens zu beschreiben. All die Äonen haben die Völker der Tiefe euch treu gedient, und zum Lohn für ihre Dienste habt ihr sie dem Graueinfluß geopfert. Ich wünschte, ich könnte euch alle töten ...!
    Aber nichts und niemand kann uns töten, dachte Myzelhinn. Wir haben den Tod besiegt.
    Und er wandte sich ab, drehte dem zornerfüllten Gewisper des Lla Ssann den Rücken zu, und war mit zwei Schritten bei dem Schacht, der tausend Meter in die Tiefe reichte. Der Schacht glühte im königsblauen Licht der Psi-Energie, die unter dem Willen Myzelhinns die Festigkeit von molekulargehärtetem Stahl angenommen hatte, und mit einem weiteren Schritt stürzte er sich in die Tiefe.
    Kein Kraftfeld bremste seinen Sturz; kein Sicherheitsmechanismus griff ein, um ihn vor dem tausend Meter tiefen Fall und dem Tod am Grund des Schachtes zu bewahren. Nackte, glatte Wände, die senkrecht nach unten führten - das war alles.
    Trotzdem stürzte er nicht, sondern sank sacht.
    Denn die Schwerkraft weigerte sich, ihren eigenen Gesetzen zu gehorchen, und die Luft wurde dichter und dichter, bildete aus eigenem Antrieb ein schützendes Polster unter Myzelhinns Körper, und der Boden wurde weich und federnd, um seinen Gast so zu empfangen, wie er es verdient hatte.
    Dienstbeflissene Elemente ...
    Ein Lächeln, bitter und melancholisch zugleich, spielte um Myzelhinns Lippen.
    Verstehst du nun, Suu Oon Hoo? dachte

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