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1249 - Bibliothek des Grauens

1249 - Bibliothek des Grauens

Titel: 1249 - Bibliothek des Grauens
Autoren: Jason Dark
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Decke her ein wildes Geräusch hörte.
    Robby riss den Kopf in die Höhe. Er hatte sich das Geräusch nicht eingebildet. Er schaute nach - und sah dort einen Schatten, der blitzschnell an der Decke entlangwischte, sich einmal im Kreis drehte und dann ein neues Ziel anvisierte.
    Erst jetzt fiel dem Jungen auf, dass die zweite Tür nicht geschlossen war. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemand während seiner Anwesenheit geöffnet hatte, aber sie war offen, und das musste von der anderen Seite geschehen sein.
    Das Wesen huschte nach unten. Für einen Moment war es besser zu erkennen, und Robby glaubte, ein Tier mit großen Flügeln gesehen zu haben. Wie ein dunkler Vogel, der genau wusste, wohin er zu fliegen hatte, denn er war plötzlich weg.
    Robby Asher blieb hocken. Er schaute unter dem Tisch hindurch, sah den Ausschnitt der Tür, aber nicht, was sich dahinter verbarg, denn dort war die Dunkelheit einfach zu dicht.
    Sekunden vergingen, in denen er kein fremdes Geräusch mehr hörte. Die Totenstille hüllte ihn ein. Er war auch nicht in der Lage, sich um seine eigenen Gedanken zu kümmern. Er fühlte sich, wie gefesselt, und irgendwann, als ihm die Beine steif geworden waren, da wusste Robby, dass er aus der Bibliothek raus musste.
    Grandy war tot!
    Man hatte ihn umgebracht!
    Es war jemand gewesen, der fliegen konnte. Ein fliegender Mörder. Etwas Grauenhaftes, das er nie würde begreifen können, weil es einfach zu schrecklich war.
    Robby stand auf.
    Der Weg führte ihn dorthin, wo er auch hergekommen war.
    Er zog die schwere Tür auf und musste wieder viel Kraft aufwenden, um sie aufzuziehen.
    Er schaute in den leeren Raum am Eingang. Er sah in die Helligkeit hinein, und plötzlich riss in ihm etwas entzwei. Den richtigen Schock hatte Robby noch nicht erlebt. Der erwischte ihn jetzt. Ausgerechnet in diesem Augenblick war niemand da, der ihm helfen und Trost spenden konnte. Er war auf sich allein gestellt.
    Robby Asher rannte auf die Tür zu. Er wollte weg, nur weg.
    Vor dem Haus lagen noch schmutzige Schneereste. Er stolperte hindurch und bewegte sich wie von einer Peitsche getrieben.
    Dann konnte er nicht mehr.
    Es musste einfach raus!
    Robby schrie. Er schrie, er rannte, er schrie, bis er ausrutschte, hinfiel und mit dem Kopf so hart aufschlug, dass er das Bewusstsein verlor…
    ***
    Ich hatte noch einen Stuhl geholt und ihn so zwischen uns geklemmt, dass auch Sir James einen Platz fand. Bill hatte es geschafft, eine Flasche Champagner zu besorgen. Er verteilte die perlende Flüssigkeit in fünf Gläser, doch eine dem Getränk entsprechende Stimmung wollte bei keinem von uns aufkommen.
    Das lag an Sir James. Nicht an ihm persönlich, sondern an seinem Besuch, denn er war bestimmt nicht nur gekommen, um uns einen guten Tag zu wünschen.
    Trotzdem machte Bill gute Miene zum etwas frustrierten Spiel, hob sein Glas an, wir taten es ihm nach, und auch Sir James Powell griff zu.
    »Auf dass wir uns in einem Jahr an gleicher Stelle erneut treffen werden«, sagte Bill. »Und darauf, dass das Jahr uns das bringt, was wir uns alle wünschen.«
    Wir tranken. Bills Stimme war nicht ungehört geblieben. An den Nachbartischen drehten sich die Menschen um, sie lachten und prosteten uns ebenfalls zu. Es war ein wirklich lockeres Publikum, das sich hier versammelt hatte, und als der gute Bill sein Glas abstellte, da hatte er es bis zum Grund geleert.
    In den anderen Gläsern perlte noch der größte Teil der Flü ssigkeit in die Höhe. Sir James hatte am wenigsten getrunken und nur etwas genippt. Er übernahm auch das Wort, und es war ihm anzusehen, dass er sich in dieser Umgebung nicht eben wohlfühlte.
    »Wie Sie sich vorstellen können, bin ich nicht gekommen, um auf das vor uns liegende Jahr anzustoßen. Mein Erscheinen hat einen rein dienstlichen Grund.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Es tut mir natürlich Leid, aber ich denke, dass wir uns darüber unterhalten sollten.«
    »Eilt es sehr?«, fragte ich.
    Sir James rückte seine Brille zurecht. »Es ist mehr ein persönliches Problem«, gab er zu, »weil es sich um einen Menschen handelt, den ich recht gut gekannt habe.«
    »Der Mensch ist jetzt tot?«, fragte Bill.
    »Ja, Mr. Conolly. Er starb vor zwei Tagen. Es sind die Umstände seines Todes, die mich nachdenklich gemacht haben, und ich denke, dass es ein Fall für uns sein könnte. Einen hundertprozentigen Beweis habe ich nicht, ich gehe nur von gewissen Voraussetzungen und einer bestimmten Aussage
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