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1241 - Der Mördermönch von Keitum

1241 - Der Mördermönch von Keitum

Titel: 1241 - Der Mördermönch von Keitum
Autoren: Jason Dark
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umgeben.
    Natürlich sah ich nichts. Es gab mich noch, aber ich war irgendwie nicht mehr vorhanden, obwohl meine Sinne nicht reduziert waren.
    Um mich herum war es kalt. Trotzdem erlebte ich diese Kälte nicht so wie in der normalen Welt. Ich war gefangen in der Seele eines Mörder-Mönchs, der schon vor langer Zeit auf der anderen Seite gestanden haben musste und ein Dämon gewesen war.
    Warum hatte man das nicht bemerkt? Warum war es dem Abt und den Mitbrüdern nicht aufgefallen?
    Ich selbst konnte mir keine Erklärung geben und wartete darauf, dass man mir den Weg bereitete. Ja, ich hoffte in diesem Fall tatsächlich auf den Spuk, dem diese Welt gehörte.
    Er war ein Dämon. Er war uralt. Er existierte bereits, als es noch keine Menschen auf diesem Planeten gab. Er hatte überlebt, er kannte sich aus, er hatte Kämpfe ausgefochten und es so geschafft, sein Reich zu errichten.
    Er besaß den Würfel des Unheils und den Trank des Verge ssens. Beides hätte ich gern in meinem Besitz gewusst, aber freiwillig würde der Spuk nichts abgeben.
    Dann hörte ich ihn. Es war lange her, dass wir Kontakt gehabt hatten, aber einen wie ihn vergaß man einfach nicht. Er sprach mit einer Stimme, die im Prinzip keine war, und trotzdem verdichtete sie sich zu Wörtern und zu Sätzen. »Du wieder, John Sinclair…«
    »Ja, ich.«
    Die Antwort floss mir locker über die Lippen, weil ich irgendwo auch froh darüber war, dass der Kontakt zu Stande gekommen war.
    »Immer bist du es, der meine Kreise stört.«
    Den Vorwurf ließ ich nicht auf mir sitzen. »Deine Kreise? Bist du der Mönch?«
    »Nein, aber er gehört zu mir.«
    »Und du hast ihn freigelassen.«
    »Seine Seele.«
    »Seine schwarze Seele. Klar, so ist sie frei, und er kann weiter morden. Er hat sogar einen perfekten Körper gefunden und wurde so zu einem lebenden Steinmonster. Du hast ihn damals gerettet. Du hättest ihn verrotten lassen sollen. Warum hast du dich mit ihm abgegeben? Hattest du das überhaupt nötig?«
    Ich hatte ihn nicht eben zart behandelt, und jetzt war ich gespannt auf seine Reaktion. Sie kam, aber anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Der Spuk selbst drang in die Seele des Mönchs ein, und ich entdeckte plötzlich das rote Augenpaar, das sich wie zwei Blutflecke in der Schwärze abmalte.
    Mehr sah ich nicht. Mehr war auch nie von ihm zu sehen.
    Keine Arme, keine Beine, kein Gesicht, nur eben diese schwarze Riesenwolke oder Riesenwelt, die auch keine normalen Gedanken besaß.
    »Die Menschen sind dumm, John Sinclair«, hörte ich ihn sprechen. »Sie waren schon immer dumm und sind auch später nicht schlauer geworden. Das kannst du mir glauben.«
    »Wenn du das so siehst, aber ich denke anders darüber.«
    »Das weiß ich. Lass es mich trotzdem erklären. Die Menschen sind und waren dumm, weil sie einfach nichts begreifen wollten. Verstehst du?«
    »Nicht wirklich.«
    »Nimm den Mönch als Beispiel, John. Er ist nicht dumm gewesen. Er hat es geschafft, sich bei den Menschen einzuschleichen, und er hat sich geholt, was er brauchte. Sie haben viel zu spät bemerkt, wer sich bei ihnen eingenistet hat, und als sie es wussten, da taten sie genau das Falsche. Sie hätten ihn verbrennen sollen, aber sie verbannten ihn auf die Insel und mauerten ihn ein. So kann man einen wie ihn nicht für immer und ewig vernichten, John.«
    Die Erklärung hatte mich misstrauisch werden lassen, aber die gesamte Wahrheit hatte ich noch nicht erfahren. Sie war mir mehr als wichtig, und deshalb fragte ich: »Wer ist es? Wer ist diese Person, die tatsächlich hinter dem Mönch steckt?«
    »Kannst du es dir nicht denken?«
    »Ich will hier keine Ratespiele veranstalten.«
    »Also gut, ich werde dich aufklären. Der Mönch ist in Wirklichkeit eine Kreatur der Finsternis!«
    Ich sagte nichts. Ich schluckte nur. Verdammt, das hätte ich mir auch denken können. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte ich sogar gelacht. Da hatten sich die normalen Mönche wirklich ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Ausgerechnet eine Kreatur der Finsternis, einen Uraltdämon, ein Wesen, das alles überlebt hatte und sich den Veränderungen der Welt hatte anpassen können.
    Es waren die mit den zwei Gesichtern.
    Zum einen das Echte, das Schreckliche und Grauenhafte.
    Gesichter wie Figuren aus einem Albtraum, die zwar geblieben waren, sich aber zurückgezogen hatten, und das aufgrund einer Anpassung und bestimmten Evolution. So konnten die Kreaturen von den normalen Menschen nicht mehr
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