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1241 - Der Mördermönch von Keitum

1241 - Der Mördermönch von Keitum

Titel: 1241 - Der Mördermönch von Keitum
Autoren: Jason Dark
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Nicht, dass ich gern getötet wurde, aber ich wollte ihn stellen. Ich musste es einfach tun. Er sollte mir nicht entwischen. »Warum ist er so feige?«
    »Wieso?«
    »Ich sehe euch nicht. Wenn er mich vernichten will, dann soll er sich zeigen.«
    Es war einen Moment still. Dann hörte ich Silkes Stimme wieder. Diesmal leiser. »Wir sind schon da. Wir sind bei Ihnen. Ganz in der Nähe. Ich sehe zwar nichts, aber ich kann es spüren und…« Ich hörte sie schreien. Aber es war diesmal kein Schrei der Angst, sondern mehr einer der Überraschung. Silke von Weser musste das erleben, was ich mit eigenen Augen sah.
    Vor mir erschien die Gestalt. Sie war noch nicht sofort so wie ich sie kannte. Durch die Mauer oder durch das Fenster schwebte sie als eine dunkle Wolke herein. Es gab einfach nichts, was diese Schwärze aufhielt. Sie war amorph, sie war nicht mit den Gesetzen der normalen Physik zu begreifen, und man konnte sie als dunkles Ektoplasma ansehen.
    Erst sah ich die Wolke. Ich merkte die Kälte, die sie mitbrachte. Und aus der Wolke löste sich die Gestalt einer Frau mit einer Bewegung, als hätte man ihr einen Schubs gegeben.
    Sie stolperte zur Seite, und ich hörte ihre Tritte auf dem Holzboden. Für mich war es der Beweis, dass sich Silke im Haus befand.
    Und der Mönch?
    Auch er war ihr gefolgt, aber ich wusste nicht genau, wo er sich aufhielt. Draußen? Im Innern? Bei ihm weichten die Grenzen auf, aber er wurde wieder zu derjenigen Person, die ich kannte. Die Schwärze zog sich zusammen, und zugleich bildete sie das Modell des hockenden Mönchs, dessen Seiten aus Stein bestanden. Die Kapuze war noch immer in die Höhe gezogen, aber dort, wo sich das Gesicht befand, da breitete sich wieder dieses absolut schwarze Oval aus.
    Ich wusste, woher der Mörder-Mönch gekommen war. Er hatte das Reich des Spuks verlassen. Eine schwarze Seele weniger, doch mein Problem war damit nicht gelöst.
    Silke von Weser hatte sich nach links zurückgezogen. Sie war völlig aufgelöst. Sie stand an der Wand. Soviel ich erkennen konnte, war sie normal. Aus ihrem Gesicht krochen keine Würmer, die auch ihre Haut aufrissen. Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen, holte die Lampe hervor und leuchtete sie an.
    Das Gesicht zeigte Angst, Erschrecken - es war tränennass, aber es gab keine Stelle, an der die Haut aufgerissen oder anders verletzt gewesen wäre. Silke von Weser lebte normal.
    Der Mönch musste erst ein anderes Problem aus dem Weg schaffen, bevor er sich um sie kümmern konnte.
    Das Problem trug meinen Namen, und ich dachte nicht daran, vor ihm zurückzuweichen und die Flucht zu ergreifen. Wenn eben möglich, musste ich ihn ein für alle Mal vernichten.
    Die eingeschaltete Leuchte hielt ich noch in der Hand. Ich hob sie jetzt an und suchte mir ein neues Ziel aus. Es war das schwarze Oval, gegen das ich den Strahl schickte.
    Die Lampe war sehr lichtstark, aber gegen die Schwärze kam auch sie nicht an. Genau dort, wo sie das Ziel erreichte, sah der Strahl aus wie abgeschnitten. Keinen Millimeter weit drang er in die Schwärze hinein.
    Silke sprach mich an. Ihre Stimme zitterte. »Er wird sie vernichten, John. Er ist schrecklich. Er kommt aus der Dunkelheit. Ich habe sie erlebt. Ich habe die Schreie der Seelen gehört, und ich sah ein schreckliches Augenpaar.«
    »Keine Sorge, es war der Spuk. Aber er wird Ihnen nichts tun, das verspreche ich.«
    »Und Sie?«, flüsterte sie hektisch. »Was wollen Sie denn machen? Wir können nicht…«
    »Gehen Sie weg, Silke.«
    »Nein, nur mit Ihnen!«
    »Bitte!«
    Sie schüttelte den Kopf. Verdammt noch mal, mir passte ihre Sturheit nicht, aber ich wollte sie auch nicht aus dem Haus schleifen und nickte deshalb. Ansonsten kümmerte ich mich nicht um sie, denn der Mörder-Mönch war wichtiger.
    Ich ließ die Leuchte wieder verschwinden, nachdem ich sie ausgeschaltet hatte. Sofort wurde es dunkel im Raum. Die Umrisse verwischten wieder, und ich hatte den Eindruck, durch mein Verhalten eine andere Welt geschaffen zu haben.
    In ihr und durch sie bewegte ich mich. Meine Schritte brachten mich direkt auf der Mörder-Mönch zu. Er war wieder zu Stein geworden. Er hockte oder kniete in einer schon demütigen Haltung vor mir, und er war dabei kaum kleiner als ich.
    Natürlich wusste ich nicht, was mich erwartete. Auf mein Kreuz konnte ich mich in diesem Fall kaum verlassen, aber ich wusste, wer hinter dieser Gestalt stand. Der Spuk und ich! Das war eine schon fast unendliche Geschichte. Wir waren
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