Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
124 - Die Königin der Nacht

124 - Die Königin der Nacht

Titel: 124 - Die Königin der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
dir geschieht dasselbe. Was du hier siehst, ist nicht eine aus irgendeinem Material geschnitzte leblose Figur, sondern es handelt sich tatsächlich um Yaksi."
    „Du bist ein wahrer Teufel", stieß Unga hervor.
    Er konnte nur mühsam an sich halten und mußte alle Kraft aufwenden, um sich zu beherrschen. Es gelang ihm sogar, ein spöttisches Lächeln auszusetzen, als er fortfuhr: „Wenn ich beeindruckt bin, dann nur von deiner Bösartigkeit. Darin übertrifft dich bestimmt keiner. Aber von deinem Spielbrett und den Figuren bin ich enttäuscht."
    „Was sagst du da?" rief Kantilya zornig aus.
    „Von einem Magier deines Könnens hätte ich mehr erwartet", erklärte Unga, der sich nun wieder völlig in der Gewalt hatte. „Ich dachte, das ganze Land - oder zumindest dein Garten wäre das Spielfeld. Ich glaubte, die Figuren hätten die Größe deines Palastes und du würdest auch deine Diener und Sklaven mit in das Spiel einbeziehen."
    „Auch diese Figuren leben!" schrie Kantilya außer sich.
    „Mag sein. Aber sie sind nicht groß. Für einen Magier deines Formats sind sie geradezu lächerlich winzig. Es ist natürlich auch möglich, daß du gar nicht in der Lage bist…"
    „Halte ein!" unterbrach ihn Kantilya zornbebend. „Sprich diese Beleidigung nicht aus! Was verlangst du denn von mir?"
    Unga sagte es ihm und schloß: „Ich spiele nur unter diesen Bedingungen mit dir. Du magst mich in Stücke reißen oder mich bis ans Lebensende foltern - aber du wirst mich nicht dazu bringen, mich an dem Spiel zu beteiligen, solange es so simpel ist. Das wäre unser beider unwürdig."
    Kantilya starrte ihn aus seinen zusammengekniffenen Schweinsäuglein an. Plötzlich rang er sich ein hintergründiges Lächeln ab.
    „Du sollst deinen Willen haben - Mahatma Unga. Ich werde Figuren erschaffen, die über drei Mannslängen hoch und doppelt so lang sind. Ich werde sie mit magischem Leben beseelen und sie in Symbiose mit den Figuren auf dem Spielbrett bringen. Ich kann das. Glaube nur nicht, daß du mich vor eine unlösbare Aufgabe stellst. Es wird einige Zeit erfordern - aber ich werde es schaff en."
    „Nichts anderes habe ich erwartet", sagte Unga zufrieden.

    Es vergingen Tage, Wochen und Monate, in denen sich Kantilya nicht blicken ließ. Von seinem Fenster aus sah Unga, wie eine Riesenfigur nach der anderen entstand. Hunderte von Sklaven waren damit beschäftigt, die Wachsfiguren zu modellieren und sie dann mit einem Lehmgemisch zu überziehen, das über dem Feuer erhärtete, während das geschmolzene Wachs ausfloß. Danach wurden Metalle in gewaltigen Öfen geschmolzen, zu Legierungen vermischt und dann in die hohlen Lehmformen gegossen, die danach wieder abgeschlagen wurden, wenn das Metall erhärtet war.
    Die erste Figur, die unter Ungas Fenster auf diese Weise entstand, war ein ihm unbekannter Dämon - vier Mannslängen hoch. Er hatte den Kopf eines Tigers; seine vier Arme endeten in Schlangenköpfen. Er war furchtbar anzusehen und hatte eine weiße Patina.
    „Das ist ein Bauer für dich", erscholl Kantilyas Stimme aus der Münze, die Unga auf dem Boden liegen hatte.
    Danach entstand ein Elefant mit schwarzer Patina. Er hatte ein so furchterregendes Aussehen, daß die Sklaven sich vor ihm auf den Boden warfen, als man ihn aus der Form herausbrach.
    Eine Riesenfigur nach der anderen entstand. Unga verbrachte die meiste Zeit damit, sich mit den Spielregeln zu befassen. Die zur Pflicht gewordenen Spaziergänge nützte er dazu aus, um Kantilyas Garten zu vermessen und ihn in vierundsechzig Spielflächen einzuteilen. Im Geiste studierte er unzählige Spielzüge ein, mit denen er Kantilya in die Enge treiben konnte.
    Als Unga seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte, ließ er Kantilya wissen, daß er ihm im Freien am Spielbrett gegenübersitzen wollte.
    „Wozu soll denn das gut sein?" fragte Kantilya aus der magischen Münze, die sein Bildnis trug., „Ich möchte den Kampf der Riesenfiguren während des Spiels beobachten können", erklärte Unga. Dafür hatte der Magier Verständnis.
    Als alle zweiunddreißig Riesenfiguren gegossen waren, ließ er noch einen Pavillon an einem von Unga bestimmten Ort erbauen, von dem aus sie den gesamten Palastgarten überblicken konnten.
    Das Spiel begann.

    Wieder vergingen die Tage, wurden zu Wochen, und die Wochen rundeten sich zu einem Monat ab, ohne daß einer der beiden Spieler einen besonderen Vorteil errungen hätte. Unga hatte zwar vier Bauern verloren - einen mehr als Kantilya -,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher