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124 - Die Königin der Nacht

124 - Die Königin der Nacht

Titel: 124 - Die Königin der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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Ihr folgten vier Dienerinnen, die wie Yaksi nur mit hauchdünnen Gewandtüchern bekleidet waren. Schmucknadeln hielten die Tücher zusammen, Gürtel schnürten ihre Taille ein, Schleier hingen von ihrem Haar.
    Hinter ihnen betrat ein Alter den Raum. Er trug nur einen einfachen Lendenschurz, wie ein Yogi, Fakir oder Bettelmönch.
    „Ich bin Kalor", stellte er sich vor. „Wenn du etwas brauchst, dann sage es mir. Wenn du etwas wissen willst, dann frage mich. Ich bin da, um dir zu dienen und dich zu lehren."
    „Wenn dem so ist, dann sage mir, wo ich mich hier befinde." „Du bist im Palast des großen Kantilya, Sahib", sagte Kalor.
    „Dann hat also dieser hinterhältige Magier meine Karawane überfallen und mich zu seinem Gefangenen gemacht", sagte Unga mit verkniffenem Gesicht. Er deutete mit dem Kris zum Fenster. „Ich habe die lehmverkrusteten Banditen wiedererkannt, die gemordet und geplündert haben."
    „Du bist nicht Kantilyas Gefangener, sondern sein Gast", sagte Kalor demütig. „Du kannst dich überall im großen Palastgarten frei bewegen und alle Annehmlichkeiten genießen, die er dir bietet." „Das möchte ich von Kantilya persönlich hören", forderte Unga.
    „Im Augenblick kann sich Kantilya dir leider nicht widmen. Aber wenn er Zeit hat, wird er dich zu sich ruf en lassen."
    Unga beruhigte sich. Erst jetzt fiel ihm auf, daß Yaksi, Kalor und die Dienerinnen schwere Münzen an Ketten um den Hals trugen. Im selben Moment wurde er sich des Gewichts auf seiner Brust bewußt und stellte fest, daß auch er ein solches Münzmedaillon trug.
    Er nahm es zwischen die Finger und besah es sich. Es stellte auf beiden Seiten einen fettleibigen Mann mit kahlem Schädel dar. Auf der einen Seite schüttete der Fettwanst ein Füllhorn über eine Menschenschar aus, auf der anderen Seite fielen aus dem Füllhorn Pest, Tod und Teufel. Die Menschen zu seinen Füßen verendeten im Staub.
    Unga wollte die Kette mit einer ungestümen Bewegung sprengen, doch Kalor hielt ihn entsetzt davon ab.
    „Tu das nicht! Es wäre ein strafbarer Frevel gegen Kantilya. Er würde es dir nie verzeihen, wenn du sein Geschenk verschmähst."
    Unga gefiel es nicht, diese Münze um den Hals zu tragen. Er hatte das Gefühl, daß Kantilya ständig um ihn war, aber fand sich einstweilen mit der Situation ab.

    Ungas Tage vergingen mit süßem Nichtstun und den lehrsamen Gesprächen und Spielen mit Kalor. Gelegentliche Abwechslung boten die Liebesspiele mit Yaksi. Sein Tagesablauf begann vor Morgengrauen mit kleinen Opfergaben an Kantilya. Yaksi zeigte ihm, wie es gemacht wurde: Das Münzmedaillon mit Kantilya Abbild vor sich ausgebreitet, entzündete er in Opferschalen verschiedene Öle und sagte dann in einer Art Morgenandacht auf, was ihn bedrückte, welche Wünsche er hatte und welche Anforderungen er an die Zukunft stellte.
    Unga befolgte diese Vorschrift, um sich bei Kantilya Gehör zu verschaffen und endlich von ihm vorgelassen zu werden. Wenn er dem Magier dann gegenüberstand, würde er eine andere Sprache mit ihm sprechen.
    Nach dem Morgenopfer folgte die ausgiebige Toilette. Für jeden Tag war ein Bad vorgesehen. Danach wurde er von Yaksi und den Dienerinnen massiert, geölt, gesalbt, gepudert und geschminkt. Das Rasieren blieb ihm selbst vorbehalten.
    War die Morgentoilette beendet, stand die Sonne meist schon hoch am Himmel, und Unga machte sich auf den Spaziergang durch den Park.
    Am Lotosteich erwartete ihn Kalor, der Ungas Begleiterinnen ablöste und Unga zum Mittagstisch führte. Nach dieser ersten Mahlzeit vertrieben sich Unga und Kalor die Zeit mit verschiedenartigen Brettspielen bis zur zweiten Mahlzeit am späten Nachmittag. Unga erlangte in den Geschicklichkeits- und Intelligenzspielen große Fertigkeit; er konnte alle im Palast schlagen - bis auf Kalor. Das bedrückte den Alten.
    „Du mußt noch besser werden, Unga", sagte er. „Selbst wenn du mich einmal schlagen könntest, wäre das nicht genug. Erst wenn du mich jederzeit nach Belieben schlagen kannst, bist du reif, es mit einem Meister aufzunehmen."
    „Vielleicht habe ich gar nicht diesen Ehrgeiz", meinte Unga.
    „Hast du denn nicht den Ehrgeiz, zu leben?"
    Mehr als diese Andeutung machte Kalor nicht. Sosehr Unga auch in ihn drang, er verriet ihm nicht, wie er das gemeint hatte.
    Nach vierzehn Tagen gelang es Unga zum erstenmal, Kalor zu besiegen. Sein Lehrmeister lächelte zufrieden.
    „Ausgezeichnet!" ertönte da eine Stimme.
    Unga blickte sich um, doch konnte er
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