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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen
Autoren: Jason Dark
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herausfinden müssen, wo sich Gryx in der Gegenwart aufhält. Das ist…«
    Er verstummte, und auch ich sagte nichts mehr, denn über unseren Köpfen hörten wir das Rauschen. Es lag nicht daran, dass der Wind die Blätter der mächtigen Bäume bewegte, das hatte einen anderen Grund, denn als wir die Köpfe hoben, um nach Lücken im grünen Teppich Ausschau zu halten, da sahen wir, dass darüber hinweg ein gewaltiger Schatten segelte, als hätte der Himmel ein riesiges Tuch verloren, um es dem Wind zu überlassen.
    Es war der Schatten des Gryxs, und wir wussten auch, weshalb er sich gerade diesen Ort ausgesucht hatte. Hier standen wir, hier wollte er uns holen.
    Ich hielt für einen Moment den Atem an, denn dieser Anblick hatte mich erschreckt. Es kam mir vor, als würde dort der lautlose Tod heransegeln.
    »Er wartet«, flüsterte Myxin.
    »Und kann uns sehen, wie?«
    »Zumindest orten.«
    Ich wies in die Höhe. »Aber er kommt nicht durch, denke ich. Der Bewuchs ist zu dicht.«
    »Er schafft alles, wenn er nur will. Wenn man ihn reizt, ist er unberechenbar.«
    Myxins Worte waren so etwas wie ein Startsignal für den Riesenvogel, denn plötzlich hörten wir über unseren Köpfen das gewaltige Krachen und Brechen, als jemand mit seinem gesamten Gewicht in die Kronen der Bäume hineinstürzte.
    Gryx wollte die Beute und hatte die Jagd auf uns eröffnet…
    ***
    Carlotta flog um ihr Leben!
    Auch jetzt konnte das Vogelmädchen noch nicht fassen, was es erlebt hatte. Es war einfach zu schrill und unwahrscheinlich, wobei sie selbst ebenfalls eine Person war, die sich ohne Kleidung nicht unter den normalen Menschen blicken lassen konnte, denn aus ihrem Rücken wuchsen zwei Flügel, die aber nichts mit den Flügeln irgendwelcher Engel zu tun hatten, sondern denen von Vögeln glichen, denn Carlotta war ein Produkt aus Menschen- und Vogelgenen.
    Carlotta wurde verfolgt. Und das von einem Wesen, das noch viel unnatürlicher war als sie, denn so ein gewaltiges und übergroßes Vogelmonstrum gab es auf der normalen Welt nicht. Es war ein Ungehe uer, das irgendwelche geheimnisvolle Sphären und Welten verlassen hatte und dann aus der Tiefe des Meeres in die Höhe gestiegen war, um den Schrecken zu verbreiten.
    Es war wie in einem dieser alten japanischen Monsterfilme gewesen, die Carlotta mal im Heimkino gesehen hatte. Da tauchten auch die Ungeheuer auf, um Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten.
    Auch dieser Riesenvogel hatte bereits ein Opfer gefunden. Es war der Kapitän des Schiffes gewesen, neben dem das Monstrum aufgetaucht war. Carlotta hatte zusehen müssen, wie der Mann im Schnabel des Vogels verschwunden war, und sie würde diesen Anblick nicht vergessen. Er war zugleich der Antriebsmotor für ihre Flucht. Auf keinen Fall wollte auch sie zum Opfer des fliegenden Monstrums werden.
    Dabei hatte alles völlig normal begonnen. Carlotta, das Vogelmädchen, war zu einem seiner nächtlichen Ausflüge gestartet. Die Dunkelheit war ihre Zeit, und sie war zugleich ihr persönlicher Schutz, denn da hielt sich die Anzahl der Zeugen sehr in Grenzen. Besonders dann, wenn sie über dem Wasser flog und die Lichter der Städte hinter sich gelassen hatte.
    Sie selbst lebte in Dundee, bei Dr. Maxine Wells, einer Tierärztin. Dort hatte sie eine Heimat gefunden, nachdem sie aus dieser Versuchsanstalt befreit worden war. Dabei hatte Maxine mitgeholfen. Zusammen mit John Sinclair, einem Freund, und dessen Freund Suko.
    Das alles war für Carlotta nur noch Erinnerung, und sie freute sich auch darüber, dass es so war, nun aber hätte sie sich gern einen Schutz gewünscht, denn sie war völlig auf sich allein gestellt und wusste nicht, ob sie dem Monstervogel entkommen konnte.
    Der Wind umfing ihren Körper. Carlotta hatte den Eindruck, dass er auch ihren Kopf frei blies, sodass sie die entspreche nden Gedanken entfaltete.
    Sie sah sich sehr realistisch, und sie sah auch ein, dass sie einen Fehler begangen hatte. Niemals hätte sie so lange an einer Stelle schweben und den schrecklichen Vorgang beobachten sollen. Ein einfaches Hinsehen hätte ausgereicht. So hätte sie viel früher wegfliegen können und wäre nicht in diese lebensgefährliche Lage hineingeraten.
    Carlotta war immer so verdammt stolz auf ihr Können gewesen. Bisher hatte sie die Flucht auch immer wieder geschafft, war anderen weggeflogen, nun aber musste sie einsehen, dass auch ihr Grenzen gesetzt worden waren.
    Weiter! Nicht aufgeben. Alles versuchen. Den Strand
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