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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen
Autoren: Jason Dark
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erreichen und auch die nächste Stadt, denn dort gab es Verstecke, wo sie nicht so leicht gefunden werden konnte.
    Dieses Ziel lag klar vor ihren Augen, aber sie wusste nicht, ob sie es je erreichen würde.
    Wieder blickte sie sich um!
    Der Riesenvogel lag wie eine gewaltige Figur in der Luft. Er schien keinen normalen Körper zu haben. Er sah so schwer aus, als hätte man ihn aus Beton gebaut.
    Und es gab noch die Frau mit dem Schwert, die auf seinem Rücken kniete wie eine Figur, die einfach zu ihm gehörte. Der Flugwind trieb ihr blondes Haar nach hinten. Für Carlotta sah es aus, als würde eine Fahne hinter ihr herflattern.
    So schnell hatte sie ihre Flügel noch nie bewegt. Sie war eine kräftige Person. Stählerne Muskeln, die einfach sein mussten, denn es erforderte schon Kraft, die Flügel zu bewegen, auch wenn es so leicht aussah.
    Der Kampf ging weiter.
    Kein Aufgeben!
    Immer voran.
    Der Blick zurück!
    Wieder löste sich ein Schrei aus ihrer Kehle, denn sie sah den Vogel wie ein gewaltiges Flugzeug hinter sich, das alles rammte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Sie konnte es kaum glauben, dass dieses Monster sie noch nicht gefangen hatte. Wahrscheinlich machte es sich einen Spaß daraus, die Zeugin seiner Untaten zu jagen, denn der Riesenvogel bestimmte den Zeitpunkt, wann er die Beute verschluckte.
    Carlotta wollte auch nicht mehr zurückschauen. Sie hatte innerlich schon mit ihrem Leben abgeschlossen und dachte sogar daran, sich fallen zu lassen und im Meer zu landen. Dort konnte der Monstervogel sie dann mit seinem Schnabel herauspicken.
    Aber dieser Gedanke war nur ein flüchtiger, denn auf der anderen Seite - und die gab es - dachte sie an Maxine Wells und deren Freunde aus London. Sie alle hatten sich eine wahnsinnige Mühe gegeben, um sie aus dem Labor zu befreien, und sie hatten sogar ihr eigenes Leben dabei aufs Spiel gesetzt. Da war es mehr als unfair, wenn sie jetzt so einfach aufgab, und deshalb machte sie auch weiter.
    Kraftvoll, von der Angst um ihr eigenes Leben nach vorn gepeitscht. Sie wollte auch nicht mehr zurückschauen, sondern nur noch nach unten, und sie wunderte sich darüber, dass sie noch immer die Wellen sah. Eigentlich hätte sie schon längst den hellen Strand erreichen müssen, aber hier war alles anders.
    Da relativierte sich die Zeit. Was sonst nur Sekunden dauerte, empfand sie als eine schrecklich lange Spanne von Minuten.
    Es gab einen Strand hier in der Nähe. Und wenn sie nach unten schaute, dann würde sie das helle Schimmern des Sands sehen, aber es war fraglich, ob ihr das Hoffnung gab.
    Lichter jedenfalls schimmerten ihr durch die Dunkelheit der Nacht entgegen. Es waren die von Tayport, aber noch nicht die der Stadt Dundee, in der sie lebte. Sie lag noch ein paar Kilometer weiter westlich und breitete sich auf der Nordseite des Fjords aus.
    Dort musste sie hin, und es war auch im Normalfall kein Problem. Aber nicht jetzt, und so machte sich Carlotta mit dem Gedanken vertraut, die Stadt nicht mehr wiederzusehen.
    Es gab trotzdem noch einen Hoffnungsschimmer für sie, auch wenn er nichts direkt mit ihrer Person zu tun hatte. Ihre Hoffnung basierte darauf, dass sie nicht die einzige Zeugin gewesen war, die das Monster hatte aus der Tiefe des Meeres steigen sehen. Da gab es noch die Besatzung des Schiffes als Zeugen, dessen Kapitän von dem verdammten Killervogel verschluckt worden war.
    Wenn die Männer schlau waren, alarmierten sie die Küstenwache, aber darauf wollte sich Carlotta nicht verlassen, denn auch diese Männer konnten unter Schock stehen.
    Sie blickte wieder nach unten und wartete darauf, endlich den Strand sehen zu können.
    Dann war es soweit!
    Die Schwärze schuf einen helleren Fleck. Es war der Sand, der von den Erwachsenen ebenso geliebt wurde wie von den Kindern. Bei schönem Wetter war er tagsüber bevölkert, doch jetzt, in der Nacht, war er ausgestorben. Da sah sie keine Bewegung auf der hellen Fläche. Um diese Zeit zogen es auch die Jogger vor, im Bett zu liegen.
    Sie flog.
    Sie schrie zirpend und schrill, beinahe schon wie ein Vogel.
    Sie strengte sich wahnsinnig an und wusste doch, dass sie es nicht schaffen würde. Der Monstervogel war viel kräftiger als sie. Mit zwei Schlägen seiner mächtigen Schwingen hätte er über ihr sein können, um sie dann mit einem Hieb des Schnabels zu töten.
    Der Strand, der helle Streifen, der sich wie ein breiter Rand in Richtung Westen und auch nach Süden hinzog. Im Westen endete er dort, wo der
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