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1207 - Im Bann des Kraken

Titel: 1207 - Im Bann des Kraken
Autoren: Unbekannt
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er durch eine kleine, winzige Tür betrat.
    „Hier habe ich mein Lager aufgeschlagen", sagte das kleine Wesen. Es zeigte ihm einen Berg von Lebensmitteln, die es gehortet hatte, sowie die Ausrüstung. Sie bestand aus etlichen Lampen und Waffen sowie einem geheimnisvollen Stab, dessen Funktion der Kleine Schweiger stolz vorführte.
    „Es muß die Waffe eines Geriokraten oder eines Fraters sein", sagte er. „So etwas ist noch nie aus einem Starsenspender gekommen, und ich frage mich, wie der ursprüngliche Besitzer an sie gekommen ist Vielleicht hat sie auch ein früherer Besucher aus dem Hochland verloren, und niemand wußte sie zu gebrauchen."
    Der Stab bildete ein Schutzfeld aus, das man steuern konnte. .Es legte sich um den Träger des Stabes oder um jemanden, der sich dem Träger gegenüber befand.
    Nach einer kurzen Ruhepause brachen die beiden ungleichen Wesen auf. Schritt für Schritt begannen sie die Alte Tiefenschule zu erkunden, und Chulch fand irgendwo einen dicken Block und einen Stift. Er steckte beides zu sich und notierte aufmerksam alle Fallensysteme. Der Kleine Schweiger lachte.
    „Ich kann das alles im Kopf behalten", meinte er. „Habe ich deine Intelligenz überschätzt?"
    Chulch gab ihm keine Antwort Er war mit seinen Gedanken irgendwo anders. Er überlegte, daß er als Händler überall hinkommen würde und damit auch die Chancen größer waren, daß er sein Volk fand, falls es sich innerhalb Starsens aufhielt. Der Kleine Schweiger hatte ihm endlich gestanden, daß er noch nie einem begegnet war, der wie Chulch aussah, und er machte dem kleinen Wesen Vorwürfe, daß es mit seiner Geheimnistuerei in ihm falsche Hoffnungen erweckt hatte.
    Etliche Tiefenjahre vergingen. In dieser Zeit waren sie längst bis zum Tiefenfahrstuhl vorgestoßen, hatten den Turm jedoch nicht betreten. Der Kleine Schweiger bestand darauf, erst alle Bereiche der Umgebung zu untersuchen. Die Schätze, die sie dort vorfanden, waren so gewaltig, daß ihnen beiden die Augen übergingen.
    Eine Schwarzzeit später, die beiden hatten sich in ihr neues Versteck in der unmittelbaren Umgebung des Turmes zurückgezogen, sagte der Kleine Schweiger: „Verzeih mir, aber die Sehnsucht packt mich wieder. Ich muß hinaus. Ich kann es nicht mehr erwarten." Er griff nach der Ausrüstung. „Nimm das. Es ist alles dein. Ich weiß, daß du damit glücklich werden wirst. Ich lasse dir auch die meisten Essensrationen da und nehme nur einen geringen Teil der Beute mit. Damit kann ich mich längere Zeit über Wasser halten!"
    „Du willst mich verlassen", rief Chulch traurig. „Das habe ich nicht verdient. Warum bin ich immerfort allein, warum dauern Freundschaften oder Treuezeiten nur kurze Zeit?"
    „Es werden andere kommen, die sich an der Tiefenschule bereichern", sagte der Kleine Schweiger ernst.
    „Und vergiß nicht, ich habe einiges an dir gutzumachen. Nimm den Reichtum, den die Vergangenheit Starsens dir bietet!"
    Mit diesen Worten raffte er sein Bündel zusammen und war draußen.
    Chulch wollte ihm nach, aber in seiner Hast verklemmte er sich zwischen zwei Türen. Der Kleine Schweiger aber war weg, und Chulch hörte seit jener Zeit niemals mehr etwas von ihm.
    Der Status-Eins-Bürger resignierte. Er gab es auf, Treumann sein zu wollen. Zum ersten Mal wurde er sich so richtig der Unmöglichkeit bewußt, sich in der starsischen Umwelt so zu profilieren, daß er die Selbstverwirklichung erreichen konnte, die ihm vorschwebte. Unter anderen Bedingungen hätte er vielleicht ein Held sein können, aber das Statische in Starsen schluckte jedes überdurchschnittliche Profil.
    Und so tat Chulch etwas, woran er nie vorher gedacht hätte. Er lernte alle Fallen auswendig, die er sich notiert hatte, und verwendete den Schreibblock von da an dazu, Gedichte zu schreiben und sie zu einem Epos zusammenzustellen, das eines Tages über sein Leben und über Starsen Zeugnis ablegen würde.
    Dann, wenn er endlich sein Volk gefunden hatte.
    Und in der Folgezeit, in der er stets allein war, entdeckte er eine weitere neue Seite an sich. Er sagte Dinge, die sich nicht ernsthaft und auch nicht humoristisch mit den Problemen auseinander setzten. Es war Sarkasmus, den er sich angewöhnte, und mit dem er sich nicht nur Freunde machte.
    Aber Chulch war zum ersten Mal in seinem Leben mit sich zufrieden.
     
    13. Eingang in die Unterwelt
     
    Licht fiel aus der Öffnung des Kraken. Vor ihnen bewegte sich eine Triade. Die drei Wesen hielten Körperkontakt zueinander.
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