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1203 - Der Zeitgänger

Titel: 1203 - Der Zeitgänger
Autoren: Unbekannt
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durfte.
    Diese Grenzzeit lag weit voraus, Sie schob sich langsam in die ungeformte und spurenlose Zukunft hinein.
    Die Zeitspuren dort - oder vielleicht besser dann - entwickelten sich noch. Sie waren noch instabil und noch nicht konturenscharf genug. Ein Zeitgänger, der sich dorthin wagte, riskierte über die Grenze hinauszudriften und im Nichts der Zukunft zu landen - was für einen Zeitgänger gleichbedeutend mit dem Tod war. Deshalb sorgten Wesen wie Nisel oder Abesch dafür, daß zwischen ihrer zeitlichen Position und der Grenzzeit wenigstens 10.000 Jahre lagen. Nur unter besonderen Umständen wagte man es, direkt in die Grenzzeit vorzudringen.
    Nisel trennte sich von Abesch und tat zunächst so, als jage er in Richtung Grenzzeit davon. Doch nach einiger Zeit verzögerte er, um in Ruhe nachdenken zu können. Noch nie hatte er sich in ein so gefährliches Gebiet gewagt, und normalerweise hätte er sich noch nicht einmal mit dem Gedanken befaßt, dorthin zu gehen. Doch der erfahrene Abesch hatte ihm von einem Räumung berichtet, der sich sowohl räumlich als auch zeitlich bewegen konnte, und das war eine Nachricht, die ihn noch .weit mehr beeindruckte, als er Abesch gegenüber zugegeben hatte. Dennoch mußte er in Ruhe abwägen, ob er das außerordentliche Risiko eingehen sollte, in die Grenzzeit vorzustoßen - schließlich könnte das Abenteuer zu einem Ausflug in den Tod werden.
    Einmal muß ein Zeitgänger ein hohes Wagnis eingehen. Einmal muß er die Grenzzeit aufsuchen, um sich selbst zu bestätigen, dachte er. Einmal muß es sein. Und wer weiß - vielleicht gibt es auf dem Wege dorthin noch allerlei zu sehen und zu erleben, was die Reise noch ein wenig interessanter macht? Ich werde vorsichtig sein und mich sofort zurückziehen, wenn es zu gefährlich für mich wird. Ein so tolkeliges Abenteuer sollte ich mir auf jeden Fall nicht entgehen lassen.
    Nisel machte sich auf in die Zukunft. Er wollte jenen schnormen Raumling kennen lernen, welcher - ulkü mülle - sich sowohl in der Zeit wie auch im Raum bewegen konnte.
     
    *
     
    Waylinkin hatte das Gefühl zu stolpern. Irgendwo in dem Gewirr der Linien, in dem er sich bewegte, schien ein Widerstand zu sein, eine Art Erhebung, über die er nicht so ohne weiteres hinweggleiten konnte.
    Eisiger Schrecken durchfuhr ihn, als unvermittelt ein diffuses Gebilde vor ihm auftauchte, das aus zahllosen aufsteigenden Röhren, sich drehenden Kesseln, glühenden Drähten, schwirrenden Flügeln und einem pulsierenden Kraftwerk zu bestehen schien.
    Wo kam dieses Ding her? Und was hatte er damit zu tun?
    Er stürzte mitten in das Gewirr technischer Geräte hinein, verspürte einen Ruck und sah sich mit einemmal drei fremdartigen Wesen gegenüber, die ihn in ihrem Gesamtbild an Kinderkreisel erinnerten. Sie hatten einen kegelförmigen Rumpfkörper, der sich - mit der stumpfen Spitze auf dem Boden - ständig drehte. Auf der kreisförmigen Oberseite des Pyramidenkörpers schwamm ein kugelrunder Kopf mit vier Stielaugen, langen, dünnen Ohren und einer weit vorspringenden Nase in einer bläulichen Flüssigkeit. Ein Mund war nicht zu erkennen. Aus dem Schleim, in dem er ruhte, schlängelten sich zwei Arme hervor, die jeweils in wenigstens sieben Fingern endete.
    Kopf und Arme drehten sich nur zuweilen mit, wenn die Wesen sich in eine andere Richtung wendeten.
    Surrend glitten die Kreisel im Raum hin und her, während die Hände geschäftig über allerlei Hebel, Räder, Knöpfe, Tasten und Walzen huschten. Aus den verschiedenen Geräten heulte und pfiff es so laut, daß Waylinkin sich die Ohren zuhalten wollte. Er hob die Hände und preßte sie gegen den Schädel, konnte sich damit aber nicht gegen die unerträglichen Geräusche abschirmen.
    „Der Strom der Zeit hat uns erfaßt", rief das offenbar älteste der drei Wesen. Weiße Haare umkränzten seine schwimmende Kopfkugel. „Das Experiment gelingt. Hawas, du Narr, begreifst du die Größe dieser Stunde nicht? Sieh doch selbst, wir sind bereits über tausend Jahre in die Vergangenheit vorgedrungen.
    Bald haben wir unser Ziel erreicht. Dann werden wir Gluckar töten, und unsere Zukunft wird in einem schöneren Licht erscheinen."
    Waylinkin wunderte sich, daß er diese Worte verstand. Erst allmählich dämmerte ihm, daß er die Gedanken aufgefangen hatte, die keiner Übersetzung bedurften, und sie mit den akustischen Wahrnehmungen in Einklang gebracht hatte.
    „Du hast recht behalten, Meister", antwortete Hawas, dessen Rumpfkörper
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