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1203 - Der Zeitgänger

Titel: 1203 - Der Zeitgänger
Autoren: Unbekannt
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warnewuz gewesen - ausgesprochen langweilig - neben jenen, denen er nicht auf die Zeitspur gekommen war.
    Er fürchtete sich nicht vor dem Tod. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, was das war, da er niemals einen toten Zeitgänger gesehen hatte. Er bedauerte lediglich, daß sein Leben zu Ende sein sollte, weil er danach nichts mehr erleben konnte.
    Helft mir! So helft mir doch, wimmerte er, während sich seine Gestalt in die Länge zog und zu einem spiralförmigen Nebelstreif wurde, der mit einer kaum noch vorstellbaren Beschleunigung auf jenen Punkt zuraste, an dem sich alle Spuren vereinigten - und im Nichts verschwanden, im Schwarzen Loch.
    Was kam danach?
    Was befand sich am Ende aller Spuren? Tatsächlich das Nichts? Was war denn das überhaupt, das Nichts? Irgend etwas mußte doch da sein.
    Bedeutete das Ende der Spuren zugleich auch das Ende aller Zeiten?
    Pykelig! schalt er sich. Das ist doch gar nicht vorstellbar.
    Danach konnte er nicht mehr denken. Er wurde schneller und immer schneller, bis er nahezu die Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte. Sein schemenhafter Körper - falls man bei ihm überhaupt vom einem „Körper" reden konnte - schien sich unendlich weit zu dehnen, schien vom Anfang aller Zeitlinien bis zu ihrem Ende zu reichen., Nisel sah nur noch schwirrende Linien, spürte den Mahlstrom und hörte auf zu denken. • Er hatte zuviel riskiert und alles verloren.
    Das Ende der Linien war erreicht.
    Nisel hatte das Gefühl, zwischen zwei Planeten geraten zu sein, die miteinander kollidierten. Um ihn herum schien alles in tosendem Feuer aufzugehen. Unvorstellbare Gewalten schienen ihn zu komprimieren - und dann plötzlich wieder freizugeben.
    Er trieb durch die Weite des Universums, inmitten von zahllosen Zeitspuren.
    Nichts hatte sich geändert. Lediglich die Spirale des Schwarzen Loches war verschwunden. Sie lag auch nicht hinter ihm. Die nächste Spirale eines Schwarzen Loches, das er erkennen konnte, war weit von ihm entfernt.
    Jedes Objekt im Kosmos hinterließ eine Spur in der Zeit - ob Photon, Mensch oder Sonne, und Nisel sah diese Spuren, so wie er sie immer wahrgenommen hatte.
    War er einer Sinnestäuschung erlegen? Oder lief in dem letzten Chronon seines Lebens eine Art Film vor seinem geistigen Auge ab, in dem er noch einmal alles erlebte, was ihm in seinem Leben begegnet war?
    Mußte er dies als letzten Gruß des Lebens vor dem Erlöschen seiner Existenz ansehen?
    Er wartete darauf, daß sich irgend etwas ändern würde, doch er wartete vergeblich. Alles blieb so, wie es war.
    Ich muß wissen, was geschehen ist, dachte er. Irgend etwas muß doch anders sein. Es wäre ja geradezu warnewuz, wenn alles so wäre wie vor meinem Sturz in das Schwarze Loch.
    Er hielt nach einer vielversprechenden Zeitspur Ausschau, um sich bei ihr einzuklinken. Er wollte einen bewohnten Planeten aufsuchen und sich dort umsehen.
     
    3.
     
    Die Kreiselwesen bewegten sich schneller, nachdem Waylinkin die sich stets wiederholende Szene über zwanzigmal verfolgt, und er sich intensiv darum bemüht hatte, aus dem Kreis auszubrechen. Allmählich wurden die Wesen zu Schemen, die hin und her huschten, dann beschleunigte sich das Bild derart, daß der Androide sehen konnte, wie die Pflanzen wuchsen, verblühten und verwelkten, wie der Winter mit Schneemassen über das Land kam, und wie gleich darauf der Frühling heraufzog, dem rasch der Sommer folgte, Dann verwischten sich auch diese Bilder. Der Planet verschwamm, und die seltsamen Spuren tauchten wieder auf, denen das Geschöpf des Dekalogs gefolgt war.
    Waylinkin sah, daß sich ein Teil der dünnen Linien auf geworfen und zu einem kugelförmigen Gebilde zusammengerollt hatte, das einem Atommodell mit seinen kreisenden Elektronen glich. Er begriff, daß es kein Entkommen aus diesem Gewirr der Linien gab.
    Ich muß Rhodan finden, sagte er sich. Meine Aufgabe ist nicht, durch die Zeit zu rasen. Ich muß zu Rhodan, aber jetzt werde ich ihn nicht mehr beschützen. Ich werde ihn töten.
    Wut kam in ihm auf. Sie richtete sich gegen jenen Unbekannten, der ihn von Rhodan getrennt, aus dem Moby herausgeführt und zu einem Wesen gemacht hatte, das durch die Zeit gleiten konnte. Er schwor, sich zu rächen, während er an einer Zeitspur entlang raste. Fieberhaft überlegte er, wer dafür verantwortlich sein konnte.
    Was mochte mit dem Terraner geschehen sein? War er tot? Oder war er der tödlichen Kugel im letzten Moment entkommen? War er auch zu einem Zeitgänger
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