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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)
Autoren: Nancy Atherton
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das findest du in unserer gemütlichen kleinen Welt nicht.«
    Mir fiel nichts anderes ein, als ihn anzustarren. Offenbar hatte er vergessen, wie sehr ich diese gemütliche kleine Welt liebte. Finch war im Grunde ein verschlafenes Nest, das auf vielen Landkarten nicht einmal verzeichnet war, aber hier fand das wahre Leben mit seinen kleinen Dramen statt, und ich war Teil dieser Aufführungen. Würde der Vikar die Traditionen über Bord werfen und eine Rockband für das Kirchenfest engagieren? Würde Sally Pyne ihren glänzenden purpurfarbenen Jogginganzug bei der Blumenausstellung tragen? Würde die übermächtige Peggy Taxman ihr Imperium ausdehnen und den Gemüseladen übernehmen, nun, da sich der alte Mr Farnham zur Ruhe gesetzt hatte? Aufregung gab es hier genügend, und der Gedanke, auch nur einen Tag voller süffigem Klatsch zu verpassen, hatte mir noch nie behagt.
    Aber selbst davon abgesehen bezweifelte ich, dass es richtig war, Finch zu verlassen und ans andere Ende der Welt in eine Blockhütte zu fliehen. Das Cottage war unser Heim. Wenn ich es verließ, wenn auch nur für eine Weile, bedeutete das die Kapitulation vor dem Teufel mit den schwarzen Augen, der sich in meine Träume geschlichen hatte.
    »Ich weiß nicht, Bill«, sagte ich. »Es kommt mir irgendwie feige vor, so als ließen wir uns von Abaddon aus unserem Dorf vertreiben.«
    Bill schüttelte den Kopf. »Unsinn. Wenn du nach Colorado gehst, zeigst du, dass du dich von Abaddon unabhängig machst. Du zeigst damit, dass du dich nicht für den Rest deines Lebens in ein Schneckenhaus verkriechst, weil ein Verrückter dich in seinen Bann gezogen hat. Ergreife die Initiative!« Er legte die Hand auf mein Knie und fügte mit ernster Miene hinzu: »Ich habe gesehen, wie du dich Peggy Taxman widersetzt hast – mit lauter Stimme und vor Zeugen. Du bist kein Feigling, Lori.«
    »Was ist mit den Jungen?«, sagte ich unsicher. »Wir reißen sie aus ihrer gewohnten Umgebung.«
    »Natürlich«, stimmte Bill zu. »Aber glaubst du, das macht ihnen auch nur das Mindeste aus? Wir haben Mitte Juni, Lori, die schönste Zeit, um die Rocky Mountains zu besuchen. Die Jungs können wandern und Forellen angeln, sie können Fossilien suchen und in den Bächen nach Gold schürfen. Wenn sie Glück haben, sehen sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Elch, einen Büffel oder ein Langhornschaf. Es gibt sogar eine Ranch in der Nähe, wo sie reiten können, unter der Obhut von echten Cowboys.« Bill wurde ganz enthusiastisch. »Wenn sie im Herbst wieder zur Schule gehen, werden sie ihren Freunden einiges zu erzählen haben.«
    »Ich weiß nicht, ob Annelise …«, begann ich, aber Bill schnitt mir einfach das Wort ab.
    »Auch für Annelise wird es ein großartiges Erlebnis werden«, behauptete er. »Sie war zwar schon mit uns in Amerika, aber weiter als bis Boston ist sie nie gekommen. Sie wird ganz wild auf die Rockies sein.«
    Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Arme und sah Bill nachdenklich an. Er gab sich verdächtig viel Mühe, den Eindruck zu erwecken, als sei sein Plan ohne jeden Makel. Aber mein weiblicher Instinkt sagte mir, dass er eine wichtige Information bislang zurückgehalten hatte.
    »Also gut«, sagte ich. »Wo ist der Haken?«
    »Der Haken?«, wiederholte Bill mit unschuldigen Augen. »Warum glaubst du, dass es einen Haken gibt?«
    »Weil du um mich herumspringst wie ein durchgedrehter Cheerleader, deshalb.« Ich hob die Hand. »Also, raus mit der Sprache, Bill. Was musst du mir noch verraten?«
    »Nun ja, jetzt, da du es ansprichst, es gibt tatsächlich einen kleinen Haken.« Bill räusperte sich und richtete die Schultern auf. »Ich kann nicht mitkommen.«
    »Was …?« Ich bekam den Mund gar nicht mehr zu. »Bist du wahnsinnig? Erwartest du ernsthaft, dass ich mich der glorreichen, ungezähmten Wildnis ohne dich stelle?«
    »Es tut mir leid, Lori, aber es geht nicht anders.« Seine Schultern sackten wieder herab, und er ließ den Kopf hängen, als habe er gerade ein Footballspiel verloren. »Du hast ja schon beim Frühstück darauf hingewiesen, ich muss mich unbedingt wieder mehr meiner Arbeit widmen. Es hat sich einiges aufgetürmt, Dinge, die ich nicht an unser Londoner Büro weiterreichen kann. Es gibt mindestens sieben Klienten, um die ich mich persönlich kümmern muss, sonst verlieren wir sie. Du weißt, dass ich mitkommen würde, wenn ich könnte …«
    Der Satz endete in einem langen Seufzer, der mich auf den Boden der Tatsachen
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