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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers
Autoren: Tom Clancy
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bewegte sich nicht. Alle Kraft wich aus seinen Beinen. Er fiel einfach in sich zusammen. Seine Knie prallten schmerzhaft auf die Fliesen. Erst dann sank mit einer Drehung nach links auch sein Oberkörper auf den Boden. Seine Augen blieben offen.
    Er lag da, Gesicht nach oben, und sein Blick fiel auf die unter dem Urinal befestigte Metallplatte. Hier hatte Greengold das Päckchen abholen wollen, und…
    »Herzliche Grüße aus Amerika, 56MoHa. Du hast dich mit den falschen Leuten angelegt. Hoffentlich gefällt es dir in der Hölle.« Aus dem Augenwinkel sah Mohammed die Gestalt zur Tür gehen, dann das Stärker- und Schwächer-werden des Lichts, als die Tür sich öffnete und wieder schloss.
    Jack blieb stehen und beschloss, noch einmal umzukeh-ren. Der Kerl hatte ein Messer in der Hand gehabt. Er zog sein Taschentuch hervor, nahm dem am Boden Liegenden das Messer aus der Hand und schob es unter seinen Körper.
    Hauptsache, das Ding war aus dem Weg. Doch halt – da fiel ihm noch etwas ein. Er griff in MoHas Hosentaschen und fand, was er suchte. Dann ging er. Das Eigenartige war, dass er in diesem Moment das starke Bedürfnis verspürte zu urinieren. Um es zu unterdrücken, beschleunigte er seine Schritte. Nach wenigen Sekunden war er wieder bei seinen Cousins am Tisch.
    »Das wäre erledigt«, verkündete er. »Ich glaube, jetzt müsst ihr beide erst mal ins Hotel zurück. Außerdem habe ich dort noch etwas zu erledigen. Los«, befahl er.
    Dominic legte den Rechnungsbetrag plus ein Trinkgeld auf den Tisch. Der ungeschickte Kellner lief ihnen noch nach und erbot sich, ihre Sachen reinigen zu lassen, was Brian lächelnd abwehrte. Sie überquerten die Piazza di Spagna, fuhren mit dem Lift zur Kirche hoch und gingen das letzte Stück die Straße entlang. Nach etwa acht Minuten 594

    waren sie wieder im Hotel Excelsior. Den Zwillingen waren die roten Flecken auf ihren Kleidern sichtlich peinlich, und als der Portier sie bemerkte, fragte er, ob sie die Sachen reinigen lassen wollten.
    »Ja, gern«, erwiderte Brian. »Könnten Sie uns jemanden aufs Zimmer schicken?«
    »Selbstverständlich, Signore. In fünf Minuten.«
    Im Lift fühlten sie sich sicher – dort waren wohl kaum Wanzen angebracht. Dominic sah seinen Cousin fragend an. »Und?«
    »Ich habe ihn erledigt und bei der Gelegenheit auch gleich das hier mitgenommen.« Jack hielt einen Zimmerschlüssel hoch, der so aussah wie ihre.
    »Wofür soll der gut sein?«
    »Du weißt doch, er hat einen Computer.«
    »Ach so, klar.«
    Als sie MoHas Zimmer betraten, stellten sie fest, dass das Hotelpersonal bereits aufgeräumt hatte. Jack ging kurz in sein Zimmer, um das Notebook und das externe FireWire-Laufwerk zu holen, das über zehn Gigabyte Speicherkapa-zität verfügte. Zurück im Zimmer von 56MoHa, schloss er das Verbindungskabel an der Schnittstelle von Mohammed Hassans Notebook an und fuhr es hoch.
    Für Finessen war jetzt keine Zeit. Sein Computer hatte das gleiche Betriebssystem wie der des Arabers, und Jack kopierte einfach die gesamte Festplatte des Notebooks auf sein FireWire-Laufwerk. Das dauerte sechs Minuten. Anschließend wischte er mit seinem Taschentuch alles ab und verließ, nachdem er auch die Türklinke abgewischt hatte, das Zimmer. Als er auf den Flur hinaustrat, holte der Hoteldiener gerade Dominics fleckigen Anzug ab.
    »Und?«, fragte Dominic.
    »Alles klar. Das dürfte die Jungs zu Hause interessieren.«
    Viel sagend hielt er das FireWire hoch.
    »Das war echt eine gute Idee, Mann. Und wie geht’s jetzt weiter?«
    595

    »Jetzt setz ich mich in den nächsten Flieger nach Hause.
    Kannst du inzwischen per Mail die Zentrale verständigen?«
    »Klaro, Junior.«
    Jack packte seine Sachen und rief die Rezeption an, wo er erfuhr, es gebe einen British-Airways-Flug vom Da-Vinci-Flughafen nach London mit Anschluss zum Dulles in Washington, er müsse sich allerdings beeilen. Das tat er, und 90 Minuten später saß er auf Platz 2A, als die Maschine abhob.
    Mahmoud war dabei, als die Polizei eintraf. Er war wie vom Donner gerührt, als er das Gesicht seines Mitstreiters erkannte, der auf einer Bahre aus der Herrentoilette geschoben wurde. Was er nicht wusste, war, dass die Polizei das Messer konfisziert und die Blutspuren darauf bemerkt hatte. Es würde ins Labor geschickt werden. Die DNS-Spezialisten dort waren von der London Metropolitan Police ausgebildet, die in Sachen genetische Fingerabdrücke weltweit führend war. Nachdem es niemanden mehr gab, dem er
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