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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers
Autoren: Tom Clancy
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als aus einer bewussten Entscheidung heraus 28

    griff er nach dem Schlachtermesser auf dem Kaffeetisch. Als Caruso klar wurde, dass der Mann den letzten Fehler seines Lebens begangen hatte, blieb ihm nicht einmal Zeit zum Aufatmen. Ein ehernes Gesetz der amerikanischen Polizeibehörden besagt, dass jemand mit einem Messer in der Hand in weniger als sieben Meter Entfernung eine unmittelbare, lebensgefährliche Bedrohung darstellt. Doch Caruso war mit seiner Waffe eindeutig im Vorteil.
    Der Mann versuchte noch aufzustehen, aber dazu kam er nicht mehr.
    Carusos Finger drückte den Abzug seiner Smith & Wesson und jagte seinem Gegenüber die erste Kugel direkt durchs Herz. Noch in derselben Sekunde folgten zwei weitere Schüsse. Das weiße T-Shirt des Mannes wurde auf der Stelle rot. Er sah auf seine Brust hinunter, dann blickte er zu Caruso hinüber und sank mit einem Ausdruck grenzenlo-sen Erstaunens zurück. Kein Wort und kein Schmerzens-schrei kamen über seine Lippen.
    Als Nächstes machte Caruso kehrt und kontrollierte das einzige Schlafzimmer des Hauses. Leer. Ebenso die Küche.
    Die Hintertür war von innen abgeschlossen. Für einen Augenblick verspürte Caruso Erleichterung – es hielt sich offenbar niemand anders im Haus auf. Er wandte sich wieder dem Kidnapper zu. Dessen Augen standen weit offen. Dominic hatte gut gezielt. Zuerst entwaffnete er den Mann und legte ihm Handschellen an, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte. Anschließend tastete er vorsichtshalber an der Halsschlagader nach dem Puls, doch die Mühe hätte er sich sparen können – der Bursche war schon auf dem Weg zur Hölle. Caruso zog sein Handy aus der Tasche und rief erneut seine Dienststelle an.
    »Dom?«, meldete sich Ellis.
    »Ja, Sandy, ich bin’s. Ich hab ihn gerade erledigt.«
    »Wie bitte? Was soll das heißen?«, fragte Sandy Ellis alarmiert.
    »Das kleine Mädchen… es ist hier. Tot. Kehle durchge-29

    schnitten. Als ich reinkam, ging der Typ mit einem Messer auf mich los. Ich hab ihn abgeknallt. Der ist jetzt auch tot, mausetot, verdammte Scheiße!«
    »Herrgott, Dominic! Der Sheriff muss in ein paar Minuten da sein. Bleib, wo du bist!«
    »Roger, Sandy, ich warte.«
    Noch ehe eine Minute vergangen war, hörte Caruso eine Sirene. Er trat auf die Veranda hinaus. Zuerst sicherte er seine Automatik und steckte sie zurück ins Halfter. Dann zog er seinen FBI-Dienstausweis aus der Jackentasche und hielt ihn mit der linken Hand hoch, während der Sheriff mit gezogenem Dienstrevolver auf ihn zukam.
    »Alles unter Kontrolle«, verkündete Caruso, bemüht, ruhig zu erscheinen. In Wirklichkeit war er total aufgekratzt.
    Er bedeutete Sheriff Turner, ins Haus zu gehen, blieb selbst jedoch draußen stehen. Nach ein oder zwei Minuten kehrte der Cop zurück, die Smith & Wesson nun ebenfalls im Halfter.
    Turner war ein Südstaatensheriff wie aus einem Holly-woodstreifen – hoch gewachsen, muskulös, mit fleischigen Armen und einem Pistolengurt, der ihm tief in die Taille einschnitt – nur dass Turner schwarz war. Falscher Film.
    »Was ist vorgefallen?«, wollte er wissen.
    »Geben Sie mir eine Minute Zeit?« Caruso atmete tief durch und überlegte kurz, wie er die Sache darstellen sollte.
    Turners Einschätzung war von entscheidender Wichtigkeit, denn Tötungsdelikte fielen in den Aufgabenbereich der örtlichen Polizei, und der Sheriff war somit für die Angelegenheit zuständig.
    »Sicher.« Turner zog eine Schachtel Kools aus der Hemd-tasche. Er bot Caruso auch eine Zigarette an, doch dieser schüttelte den Kopf.
    Der junge Agent setzte sich auf den unlackierten Holzbo-den und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Was genau war vorgefallen? Was genau hatte er gerade eben getan?
    Und wie genau sollte er es erklären? Special Agent Dominic 30

    Caruso verspürte keinerlei Reue. Für Penelope Davidson war es verdammt noch mal zu spät gewesen! Wenn er doch nur eine Stunde eher gekommen wäre, vielleicht auch nur eine halbe… Dieses kleine Mädchen würde heute Abend nicht nach Hause gehen, würde nie wieder seinen Vater umarmen oder von seiner Mutter zu Bett gebracht werden.
    »Können Sie jetzt reden?«, fragte Sheriff Turner.
    »Ich habe nach einem Haus wie diesem Ausschau gehalten, und dann sah ich im Vorbeifahren den Van hier stehen«, begann Caruso. Unvermittelt stand er auf und führte den Sheriff ins Haus, um ihm den weiteren Hergang zu erläutern.
    »Ich bin ins Haus gegangen und dann über den Tisch dort gestolpert. Der Kerl hat
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