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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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davon hatte Kelly nichts mehr. Sie war tot. Besondere Vorwürfe hatte sich Suko gemacht und die Szene immer wieder mit mir zusammen durchgespielt. Aber das Schicksal war gegen uns gewesen. Er war einfach zu spät gekommen. Das Leben lief leider nicht nach einem positiven Drehbuch ab.
    Ihr Tod lag drei Tage zurück. Die Beerdigung würde am Nachmittag stattfinden. Für Suko und mich war es Ehrensache, dass wir Kelly das letzte Geleit gaben.
    Ihr Tod hatte die Kollegen geschockt. Kelly O'Brian war eine gute Fotografin gewesen. Sie hatte für verschiedene Blätter gearbeitet und war immer auf der Jagd nach der besonderen Geschichte gewesen, die sie dann bebildern konnte.
    Ein Freund hatte sich an uns gewandt und uns gebeten, mit ihm zusammen Kellys Wohnung zu betreten. Er wollte sich umschauen, um dann verschiedene Sachen aus der Wohnung herauszuschaffen. Zumeist dienstliche Vorgänge. Was mit den Möbeln geschah, stand noch in den Sternen. Wahrscheinlich wurden sie in den nächsten Tagen abgeholt.
    Der Mann hieß Robin Clear. Er war ungefähr 30 Jahre alt, sah aber durch seinen Vollbart älter aus.
    Dafür wuchsen auf dem Kopf weniger Haare. Es war ein Freak, der Kelly auch angelernt hatte.
    Wir trafen ihn in einer Eckkneipe ganz in der Nähe. Clear stand an einem Stehtisch, trank Kaffee und Whisky in kleinen Schlucken und schaute aus müden Augen auf die runde Tischplatte, in deren Holz Gäste Namen und Telefonnummern eingeritzt hatten. Im Hintergrund hörten wir das Klappern von Geschirr, als eine große Spülmaschine ausgeräumt wurde. Durch das Fenster sickerte der Schein der schwachen Januarsonne, der auf dem Boden einen gelblichen Schimmer hinterließ.
    Robin Clear reichte uns die Hand. Er hatte feuchte Handflächen und fragte: »Kann ich noch austrinken?«
    »Sicher«, sagte ich.
    Suko bestellte für sich einen Tee und für mich einen Kaffee.
    Clear schaute uns nicht an, als er den Kopf schüttelte. »Ich kann es noch gar nicht glauben, dass Kelly nicht mehr lebt. Das ist mir so unter die Haut gegangen…« Er legte eine Pause ein und wischte über sein Gesicht. »Sie war so jung, sie war auch so gut. Wir alle haben sie gemocht.«
    »Es ist auch tragisch«, gab ich zu. »Leider haben wir nichts ändern können.«
    »Sie waren in der Nähe?«
    »Kann man sagen.«
    Robin schaute mich an. »Ich habe mich erkundigt. Ich weiß, wer Sie und Ihr Kollege sind, Mr. Sinclair. Ich möchte Ihnen auch im Nachhinein keine Vorwürfe machen, aber Kelly hat Ihre Namen in der Vergangenheit nicht nur einmal erwähnt. Ich will nicht sagen, dass sie von Ihnen beiden geschwärmt hat, aber Sie waren für sie schon etwas Besonderes. Kein Wunder, was da passiert ist.«
    »Was denn?«
    »Sie hat sich über die Sache von früher nie genau ausgelassen und auch wenig über den Tod ihres Kollegen Ike Cameron gesprochen, aber Sie beide standen für Kelly immer ganz oben auf der Treppe. Außerdem hat sie sich für eine Weile vom Geschäft zurückgezogen. Sie wollte mit sich selbst ins Reine kommen.«
    »Wurde sie wieder so wie früher?«, fragte ich.
    »Nein, Mr. Sinclair, das wurde sie nicht. Sie hat ihre Spontaneität verloren. Sie wurde mehr zu einem Menschen, der immer wieder hinterfragte. Der davon sprach, dass es noch andere Welten gab. Als wäre sie selbst dort gewesen.«
    Ich sagte nichts, obwohl Robin sicherlich auf eine Antwort wartete. Und mit den anderen Welten hatte sie gar nicht so Unrecht gehabt, wie ich wusste. Schließlich waren Suko und ich mit ihr zusammen in Atlantis gewesen. Dort hatten ihr Kollege Cameron sein Leben ausgehaucht.
    »Wo wäre sie gewesen?«, fragte Suko, der sich zu uns gesellte, weil er die Getränke von der Theke her geholt hatte.
    Robin winkte ab. »Ach, das hätten Sie, Kelly fragen müssen. Uns hat sie nie die richtigen Antworten gegeben. Sie hat sich uns gegenüber nie so richtig geöffnet. Gewisse Dinge wollte sie allein durchziehen.«
    »Gab es Andeutungen?«, fragte ich.
    »Nein und ja.«
    Suko holte den Teebeutel aus der Glastasse. »Hatte das vielleicht mit uns beiden zu tun?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie war zu einem anderem Menschen geworden. Nachdenklicher, und sie hat sich in ganz anderen Kreisen bewegt.«
    »In welchen?«
    Robin schaute mich an. »Keine Ahnung, Mr. Sinclair. Da weiß ich nichts Genaues. Aber diese Kreise hatten auch mit Frauen zu tun.«
    »Kolleginnen?«
    »Auf keinen Fall.«
    Suko hatte ebenfalls seinen Tee probiert und machte kein glückliches Gesicht. »Wollte sie
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