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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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Wänden. Es waren besondere Ingredienzien, aus denen sich der Geruch zusammensetzte. Kräuter der Natur. Für Menschen geschaffen, die sich im Bett der Natur geborgen fühlten. Minze, Thymian, Wacholder, es roch nach vielem, und Varuna fühlte sich bei diesen Gerüchen sehr wohl.
    Die kleinen Duftspender hingen an den gelblichen Kacheln der Wand. Auch ihre Seife roch so. Zunächst jedoch schaute sie nur in den Spiegel, und dort schienen sich die Blutflecken auf ihrem Hemd besonders intensiv abzumalen.
    Sie betrachtete sich.
    So schmal wie ihr Gesicht im Spiegel wirkte, war es in Wirklichkeit nicht. Das lag einzig und allein an den langen und auch wilden Haaren, die ihr Gesicht umflossen und bis fast auf den Rücken wehten, wobei sie sich noch auf beiden Schultern verteilten. Ein etwas breiter Mund mit trotzdem vollen Lippen. Skeptisch blickende Augen, die die Bleib-aus-meiner-Nähe-Botschaft vermittelten. Ein Silberring klemmte im rechten Nasenloch, und sie sah jetzt Schatten unter ihren Augen. Als hätte sie lange gearbeitet oder meditiert.
    Das Haar war dunkel. Die leicht grauen Strähnen hatte sie mal aus einer Laune heraus einfärben lassen. Sie betrachtete sich sehr genau im Spiegel und forschte nach der kleinsten Unebenheit in ihrem Gesicht, aber da war nichts zu erkennen, was sie hätte misstrauisch werden lassen. Sah so eine Mörderin aus?
    Der Gedanke quälte sie. Er würde so lange bleiben, wie sie das Nachthemd trug. Es musste weg. Sie wollte das Blut nicht mehr sehen.
    Hastig zog sie ihr Nachthemd aus und betrachtete ihren fast nackten Körper. Nur ein schwarzer String verbarg ihre Scham.
    Auch auf der Haut sah sie die andere Farbe. Sogar den fremden Geruch des Blutes nahmen ihre sensiblen Sinne wahr, aber sie wollte ihn nicht mehr riechen.
    Weg damit. Abduschen!
    Es war ein Problem mitten in der Nacht. Das Wasser war um diese Zeit nie richtig heiß, höchstens lauwarm, doch das war ihr in diesem Augenblick egal.
    Varuna zog sich ganz aus, stellte sich unter die Dusche und beeilte sich mit der Säuberung des Körpers. Als das lauwarme Wasser dann kalt wurde, griff sie schon nach dem breiten Handtuch, um sich abzutrocknen.
    Es ging ihr besser. Der Körper war rein. Aber was war mit ihrer Seele?
    Die Gedanken quälten sie wieder. Die Vorwürfe kehrten zurück, und sie wusste auch, dass sie keinen Traum erlebt hatte. Irgendetwas war mit ihr geschehen. Jemand hatte sie geholt und mit auf eine Reise genommen.
    Aber wohin?
    Varunas Traum war es, die Welt verlassen zu können. Einfach wegzuschweben. Hinein in andere Sphären und Zeiten, wo die Natur und der Mensch noch eine Einheit bildeten.
    War das möglich?
    War es ihr tatsächlich in der letzten Nacht gelungen? Sie konnte es sich schwer vorstellen, und von einer Einheit durfte sie auch nicht reden, denn sie war mit Blut an ihren Händen erwacht, und neben dem Bett lag der Dolch.
    Bevor Varuna ihr Wohn-Schlafzimmer betrat, streifte sie den blauen Bademantel über, der an einem Haken innen an der Tür hing. Sie fühlte sich wohl in diesem flauschigen Stoff und genoss die erste Wärme.
    Draußen drückte die Nacht gegen das Fenster. Sie ging hin und schaute durch die Scheibe zum Himmel, der über der Stadt lag. Für sie war es ein wunderbarer Anblick, mal wieder einen sternklaren Himmel zu sehen. Ein kleines Wunder. Die Gestirne glichen Diamanten, als hätte eine reiche Person ihre Schatztruhe ausgekippt, um die einzelnen Teile auf dem Firmament zu verstreuen.
    Gern wäre sie jetzt in ihrer eigentlichen Heimat gewesen, in der sie sich richtig wohlfühlte. Aber das würde sie erst in ein paar Stunden in Angriff nehmen. Sie musste einfach hin und konnte nicht länger in London bleiben.
    Varuna drehte sich um. Müde war sie nicht mehr. Hellwach schaute sie sich um. Alles war so bekannt. Nichts Fremdes, bis auf den Dolch, der noch immer an der gleichen Stelle lag.
    Für sie war es keine normale Waffe. Sie sah ihn als Opferdolch an, dessen Klinge schon manches Herz durchstoßen hatte. Er war etwas Besonderes, und sie konnte sich auch vorstellen, dass er aus einer sehr alten Zeit stammte.
    Es wäre kein Problem gewesen, sich zu bücken und die Waffe an sich zu nehmen. Seltsamerweise traute sich Varuna nicht. Etwas hielt sie davon ab. Sie hatte den Eindruck, nicht würdig zu sein noch nicht…
    Sie wartete ab.
    Der Dolch lag auf dem Boden, ohne sich zu bewegen. Er lockte sie. Zugleich erfasste sie ein gewisses Gefühl der Furcht, wenn sie an ihn dachte.
    Noch hatte
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