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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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schrammte an ihnen entlang. Mit der Vorderfront stieß es alte Kisten um, schleuderte eine Mülltonne zur Seite, rollte weiter, und Kelly sah, dass das Licht schwacher geworden war.
    Ein Scheinwerfer war zu Bruch gegangen.
    Egal, weiter, denn noch fuhr der Polo.
    Sie gab wieder Gas, und sie schaute nach rechts durch das Fenster.
    Die Bestie war nicht mehr da. Der Druck zwischen Mauer und Auto war auch für sie zu stark gewesen. Zwar wäre sie nicht zerquetscht worden, doch auf die Dauer konnte sie sich einfach nicht halten.
    Sie fuhr langsamer weiter und versuchte, einen Blick in den Innen- und den Rückspiegel zu werfen.
    Die Bestie war noch da. Sie hatte sich nicht zurückgezogen. Im Moment hockte sie in der Mitte der Gasse, schüttelte sich und stand nur langsam auf.
    Kelly O'Brien konnte sich vorstellen, dass dieses Monstrum sehr schnell war und der Wagen von ihm eingeholt werden konnte. Deshalb musste sie so bald wie möglich eine bewohntere Gegend erreichen.
    Sie gab Gas. Schneller fahren und…
    Etwas störte sie.
    Es waren ungewöhnliche, klatschende Geräusche. Der Wagen ruckte und geriet dabei aus der Spur.
    Kelly konnte sich nicht vorstellen, was da passiert war, aber es musste mit dem rechten Vorderrad zusammenhängen, denn das hatte seinen normalen Kontakt mit der Straße verloren.
    Der Polo ruckte hin und her. Dann sackte er zur rechten Seite hin weg und rutschte dabei fast bis gegen die Häuserwände. Dass er sie nicht erreichte, lag an einem Schlagloch in der Straße, in das das Rad hineinsackte.
    Kelly O'Brien hing plötzlich fest.
    »Scheiße!«, brüllte sie und trommelte mit beiden Fäusten gegen das Lenkrad.
    Dann schnallte sie sich los Eine Flucht mit dem Polo kam nicht mehr infrage. Wollte sie der Bestie entkommen, dann nur noch zu Fuß. Eine andere Chance sah sie nicht.
    Sie rammte die Tür auf. Das klappte zum Glück. Sie war von außen nur eingedrückt worden. Wie es vorn aussah, wollte Kelly gar nicht wissen. Es war auch nicht die Zeit, um nachzuschauen, da für sie jede Sekunde zählte.
    Sie rannte los.
    In der Mitte der Gasse riskierte sie den ersten Blick zurück. Sie stand im Licht eines Scheinwerfers und war gut zu sehen. Der unheimliche Wolf weniger, und trotzdem hob sich seine massige Gestalt vom Boden ab.
    Er stand auch nicht.
    Er lief bereits.
    Denn er wollte sie, sie allein…
    ***
    Die Beschreibung war natürlich mager gewesen. Trotzdem war sie besser als nichts. Ich glaubte auch nicht daran, dass mich Kelly zu weit vom Ort des eigentlichen Geschehens weg bestellt hatte.
    Das Unheimliche musste sich in der Nähe abspielen.
    Marga hatte von einem alten Depot gesprochen. Wo das zu finden war, wusste ich, aber dort wollte ich nicht hin. Besser war es, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen.
    Es war dunkel in dieser Gegend. Die Anzahl der Laternen ließ sich an einer Hand abzählen. Aus den tiefen Wolken sprühte mir der Regen ins Gesicht. Die seichte Dusche störte mich nicht. Ich musste nur aufpassen, auf dem glatten Boden nicht zu rutschen.
    Ich tauchte schattengleich in eine kleine Quergasse ein, in der es ekelhaft nach Urin und anderen Gerüchen stank. Über Abfall sprang ich hinweg, störte auch einige Ratten oder Mäuse, dann lag die Gasse hinter mir und vor mir sah ich eine normal breite Querstraße, die an der linken Seite zur Themse hinführte. Dort leuchteten auch mehrere Lichter. Sie sahen aus wie in der Luft schwebende Lagerfeuer.
    Wohin?
    Ich überlegte noch, als ich von der anderen Seite her etwas hörte. Geräusche, die nicht eben wie Musik klangen. Der Motor eines Fahrzeugs dröhnte mir in den Ohren nach, dazwischen erklang ein hartes Scheppern und Reißen, als wäre jemand dabei, etwas auseinander zu fetzen.
    Das war mein Ziel!
    Ich rannte wieder los. Menschen befanden sich nicht draußen. Bei dem Wetter blieb man im Haus, auch wenn die Bude noch so mies war. Die nächste Einmündung der Straße konnte nicht weit entfernt liegen. Ich hatte Recht. Es waren kaum 50 Meter, und ich blieb stehen, als ich die Öffnung erreichte, Nein, das war keine Straße. Hier traf das Wort Gasse zu. Aber es war eine Gasse, in der Licht leuchtete, und das stammte vom Scheinwerfer eines Autos.
    Es war der erste flüchtige Eindruck, den ich wahrnahm. Dann fiel mir auf, dass der Wagen nicht fuhr, und ich sah im Licht die Frauengestalt, die auf das Ende der Gasse und damit auf mich zu rannte. Es war Kelly O'Brien. Ihre dunklen Haare schwangen von einer Seite zur anderen. Sie hatte sie
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