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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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»Er gab heulende und knurrende Laute von sich. Das war irre, kann ich dir sagen. Zum Glück befand sich zwischen uns eine Mauer, aber ich habe eine verdammt große Angst ausgestanden. Wenn der mich zwischen seine Klauen bekommen hätte, dann wäre ich jetzt nicht mehr am Leben und ebenso zerfetzt wie die beiden anderen. Das kannst du mir glauben, Cora.«
    »Wo ist das genau gewesen?«, fragte ich.
    Beide Frauen schraken zusammen. Sie fühlten sich ertappt, denn sie hatten mich völlig vergessen.
    »Wer ist das denn?« fragte Marga. »Ein Neuer? Den habe ich hier noch nie gesehen.«
    »Ein Bulle.«
    »Ach du Scheiße. Ich…«
    »Keine Sorge«, beruhigte Cora sie. »Er scheint anders zu sein als die üblichen.«
    Eine hohe Meinung hatte sie nicht gerade von der Polizei, aber ich ging nicht näher darauf ein. »Der Fall interessiert mich wirklich«, sagte ich. »Außerdem bin ich nicht von der Sitte. Ich sitze aus anderen Gründen hier.«
    Marga überlegte. Sie trank das Glas leer. Mit ängstlichen Blicken schaute sie mich an.
    »Bitte«, sagte ich. »Sie sollten sich keinen Zwang antun. Erzählen Sie, was Sie gesehen haben.«
    »Sind Sie gekommen, um die Bestie zu jagen?«
    »Kann sein.«
    »Das schaffen Sie nicht.«
    »Sie können mir dabei helfen.«
    »Ich?« Sie schrie es fast und lachte dann. »Nein, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich werde nicht noch mal losziehen und…«
    »Das brauchen Sie auch nicht, Marga.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Ich will nur wissen, wo sie die Bestie oder deren Schatten gesehen haben.«
    Sie warf der Wirtin einen fragenden Blick zu. Erst als Cora genickt hatte, sprach sie. »Also gut, dann hören Sie zu. Es war nicht weit von hier. In der Nähe der stillgelegten Fabrik, wo sich jetzt andere Typen eingenistet haben. Sind aber auch kein Geschäft. Ich stand am alten Depot. Es regnete. Ich wollte schon verschwinden, als ich ihn sah. Er rannte über die Schienen. Es gibt da noch einige Lampen. Er tauchte für einen kurzen Moment in den Lichtschein ein, und da habe ich erkannt, dass er tatsächlich eine Bestie gewesen ist. Eine mächtige Gestalt. Ein Bär oder so was Ähnliches. Zumindest kein Mensch. Ich habe ihn noch heulen oder knurren gehört. Er rannte weg, und ich war froh, dass er mich nicht entdeckt hat. Das muss der Killer sein.«
    Ich war bei der Erzählung ganz ruhig geblieben. Mit ebenso ruhiger Stimme fragte ich: »Wohin ist er gelaufen?«
    »Keine Ahnung - ehrlich.« Sie legte ihre Hand dorthin, wo das Herz schlägt.
    »Die Richtung wissen Sie doch.«
    »Ja, schon. Dahin, wo sich die alten Fabrikgebäude befinden.«
    »Und dort leben Menschen?«
    »Seit einem Jahr. Künstler und so ähnlich. Hungerleider. Für mich kein Geschäft.« Sie sah beinahe traurig aus, aber auch so bot sie kein attraktives Bild. Der Regen hatte das aschblonde Haar feucht werden lassen. Es lag wie angeklatscht auf dem Kopf. An den Augen war die Schminke verlaufen und gab die zahlreichen Falten in der Haut frei.
    »Gut«, sagte ich und legte einen Geldschein auf die Theke. »Das werde ich mir mal anschauen.«
    »He!«, beschwerte sich Cora. »Wollten Sie hier nicht auf eine Frau warten?«
    »Ja. Wenn sie kommt, sagen Sie ihr, dass ich bald wieder hier bin.« Ich gab ihr eine Beschreibung von Kelly O'Brien und sah zu, dass ich rauskam.
    Ich hatte das Gefühl, nahe dran zu sein, sehr nahe sogar…
    ***
    Kelly O'Brien konnte es nicht glauben. Sie kam sich vor wie im falschen Film. Bisher war sie irgendwie noch davon ausgegangen, einen Traum zu erleben, denn ein derartiges Monstrum konnte es in der Realität nicht geben.
    Aber es war da.
    Und es kam näher.
    Es lief nicht mal schnell. Es ließ sich genügend Zeit, weil es zu wissen schien, dass ihm das Opfer sowieso nicht entkommen konnte. Es ließ sich auch nicht durch das grelle Licht der Scheinwerfer stören, das sich in seinen Augen fing, sodass sie wieder aufblitzten wie Spiegelstücke, auf die Licht fällt.
    Der Körper war massig und nass. Das Fell klebte darauf. Er besaß keine Hände, auch keine Beine im menschlichen Sinn, sondern Tatzen und Krallen.
    Seine Schnauze war riesig. Mehr als doppelt so groß wie die eines normalen Wolfs. Und genau da stolperte Kelly über ihre eigenen Gedanken.
    »Wolf«, flüsterte sie. Ja, jetzt stand es für sie fest. Dieses Untier war ein Wolf. Aber übergroß. Viel mächtiger und stärker als ein Mensch. Eine grauenvolle Erscheinung oder Mutation, wie es sie auf der Welt nicht geben durfte.
    Aber hatte es nicht
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