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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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wieder hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Bilder wie flüchtige Momentaufnahmen, denn etwas anderes war viel wichtiger.
    Kelly wurde verfolgt. Auch wenn das Licht nicht besonders strahlend war, ich erkannte den Verfolger trotzdem.
    Es war die Bestie!
    ***
    Ein Glücksfall. Plötzlich hatte ich sie, und ich zögerte keine Sekunde länger.
    Noch während ich startete, zog ich schon meine Beretta. Neun Millimeter und 15 Schuss Munition.
    Damit konnte man sich schon verteidigen und Gegner aus dem Weg räumen.
    Meine Schritte waren gewaltig. Ich wollte Kelly retten. Ich musste sie vor der Bestie erreichen.
    Ich sah sie jetzt deutlicher. Ihr Gesicht war von der Angst gezeichnet. Sicherlich war sie nicht mehr in der Lage, normal zu reagieren. Sie lief. Sie schaute sich nicht um. Ich hörte sie auch nicht schreien, und meine Tritte vermischten sich mit ihren. Ich wusste nicht mal, ob sie mich überhaupt wahrgenommen hatte. Die Panik trieb sie voran, und sie wäre sicherlich bis ans Ende der Welt gelaufen, wenn ihre Kräfte das zugelassen hätten.
    Dann stoppte ich.
    Wollte zielen und schießen.
    Beides setzte ich durch. Ich feuerte drei Kugeln ab. Die Entfernung zwischen mir und der Bestie war groß, das Licht war schlecht, und trotzdem setzte ich auf die Karte Silberkugeln.
    Ob ich getroffen hatte, bekam ich nicht mehr mit, denn sofort danach musste ich mich um Kelly kümmern. Sie rannte in meine Arme. Ich war darauf vorbereitet gewesen und konnte sie auffangen, ohne dass ich von dem Druck und Gewicht zu Boden gerissen wurde.
    Kelly bekam nichts mit. Ich hörte nur ihren keuchenden Atem, der an meinem Gesicht entlangstrich.
    Sie weinte auch. Sie jammerte. Ich drückte sie aus der Mitte der Gasse weg und stellte sie mit dem Rücken gegen die Mauer auf der rechten Seite.
    »Bleib da!«
    Ob sie mich verstanden hatte, wusste ich nicht, denn jetzt ging es weiter. Es gab ihren Verfolger noch, den ich nicht erkannt hatte. Ob es sich um einen Werwolf handelte oder um eine andere Gestalt aus dem Kabinett des Schreckens war in dieser kurzen Zeit nicht feststellbar gewesen.
    Aber es gab ihn noch.
    Er hatte sich gedreht und rannte jetzt mit langen Sätzen und zirkusreifen Sprüngen in die andere Richtung. Meine Schüsse hatten nichts bewirkt, aber auch bei den Menschen nicht, die hier wohnten, denn niemand der Bewohner ließ sich im Freien blicken. In dieser Gegend hielt man lieber die Augen geschlossen. Das war auf jeden Fall für die Gesundheit besser.
    Ich passierte einen Polo, der wohl nur noch Schrottwert hatte. Der Motor war abgewürgt worden, doch ein Scheinwerfer gab noch Licht. Das musste Kelly O'Briens Auto sein, mit dem sie der Bestie nicht hatte entwischen können.
    Im Laufen zu schießen und auch noch ein Ziel zu treffen, das schaffen nur die Helden im Film. Ich hatte da meine Probleme, und deshalb ließ ich es bleiben.
    Nicht aber die Verfolgung.
    Ich sah die Bestie!
    Sie hatte die Seite gewechselt. Sie rannte dicht an der Mauer entlang, und die Entfernung zwischen uns war leider größer geworden. Auf mich wirkte sie wie ein rennender Klumpen mit kurzen Beinen, der bei jedem Auftreffen auf und ab schwang.
    Der Sprung überraschte mich leider. Ich sah, welche Kraft in dieser Gestalt steckte. Im spitzen Winkel hatte sie sich in die Höhe gewuchtet, die Arme ausgestreckt und dann den Rand der hohen Mauer zu fassen bekommen.
    Mit affenartiger Geschwindigkeit zog sie sich daran hoch. Ich wurde dabei an einen Gorilla erinnert, der in Windeseile die Mauerkrone erreicht hatte und dort keine Sekunde sitzen blieb, sondern auf der anderen Seite zu Boden fiel.
    Ich lief zwar noch, aber nicht mehr so schnell, denn ich lief einfach gerade aus. Es hatte keinen Sinn für mich, das Gleiche zu versuchen, die Mauerkante lag einfach zu hoch über mir.
    Ich hätte heulen können, aber es war nichts zu machen. Die Bestie war mir entkommen. Auf der anderen Seite lag das Fabrikgelände mit zahlreichen Fluchtmöglichkeiten und weiteren Verstecken.
    Da war beim besten Willen nichts zu machen.
    Ziemlich sauer drehte ich mich um. Auch ich keuchte und rang nach Atem, doch das alles war jetzt zweitrangig. Da ich ein Optimist war, sah ich die Dinge nicht so verkehrt. Zwar war mir die Bestie entwischt, aber ich wusste jetzt, dass es sie gab und sie kein Phantom war. Sie hatte hier in der Nähe zwei Mal zugeschlagen, und sie würde in diesem näheren Umkreis auch ihren Unterschlupf haben.
    Davon ging ich einfach aus.
    Auf dem Weg
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