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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Schatten, der zugleich den Umriss eines riesigen Tieres bildete. Ein Monster in der Stadt. Ein blutgieriger Teufel, auf den keine normale Beschreibung passte. Der fauchte und heulte, aber nicht sprach. Er war unterwegs. Sein Revier waren nicht nur die Straßen und engen Gassen, sondern auch die Dächer, denn dort war er ebenfalls gesehen worden. Immer nur in der Nacht. Tagsüber hatte ihn niemand zu Gesicht bekommen. Aber wehe, die Dunkelheit legte sich über die Stadt. Da erwachte dann in den Menschen die Angst.
    Kelly O'Brien sah wieder eine Aufgabe vor sich. Der Horror in Atlantis war vergessen. Darüber wollte sie auch mit keinem Menschen mehr sprechen, von einigen Ausnahmen abgesehen. Jetzt begann die neue Jagd nach der Sensation.
    Die Bestie war in einem bestimmten Gebiet innerhalb des Viertels gesehen worden. Und dort genau legte sich Kelly auf die Lauer. Kamera und Camcorder waren ihre Materialien. Beides gute Geräte, zudem ausgerüstet mit Restlicht-Verstärkern, sodass auch in der Nacht gute Aufnahmen möglich waren.
    Eine Waffe trug sie nicht bei sich. Keine Schusswaffe zumindest. Aber der Elektroschocker steckte griffbereit in ihrer Jackentasche. Er hatte ihr schon so manch guten Dienst erwiesen und ihr gewisse Typen vom Leib gehalten.
    Sie fuhr einen deutschen Wagen, einen Polo. Klein, aber wendig. Irgendwann würde sie sich einen Mini zulegen, aber das hatte Zeit. Noch tat es der Polo.
    Sie parkte in einer Gasse, die für diese Gegend so typisch war. Eng, nur in einer Richtung befahrbar.
    Links von einer Mauer begrenzt, rechts von den Rückfronten alter Häuser. Hinter der Mauer lag ein leer stehendes Grundstück, auf dem die Reste einer alten Fabrikanlage standen. Damals waren dort Dosen hergestellt worden, das wusste sie. Jetzt wohnte offiziell niemand in den beiden hohen Bauten, aber es hatte Künstler gegeben, die sich dort häuslich eingerichtet hatten. Ihnen war erlaubt worden, kleine Umbauten im Innern vorzunehmen, und so hausten dort Maler, Bildhauer, auch Fotografen und die Mitglieder junger Startup-Unternehmen, die sich erst noch einen Platz auf dem Markt erobern wollten.
    Die Gasse lag günstig. Sie war so etwas wie ein Fluchtweg, der auch von der Bestie benutzt werden konnte, wenn es hart auf hart kam. Genau darauf hoffte Kelly. Sie wünschte sich, dass der Killer erschien und ihr vor die Kamera oder den Camcorder geriet. Wenn nicht, war es auch nicht tragisch, dann wollte sie sich trotzdem gegen Mitternacht mit einem bestimmten Mann treffen, den sie um diese Zeit in ein bestimmtes Lokal bestellt hatte.
    Der Mann hieß John Sinclair!
    Zu ihm hatte sie Vertrauen. Er und seine Freunde hatten sie in Atlantis rausgepaukt. So etwas hatte sie einfach nicht vergessen können, weil es zu einschneidend gewesen war.
    John Sinclair hatte ihre Meinung von einem Polizisten völlig auf den Kopf gestellt. Das war kein Bulle, wie sie früher von den Männern gedacht hatte. Er war auch kein arroganter Blödmann, die hatte sie ebenfalls erlebt, nein, John Sinclair war ein Mensch mit allen Fehlern und Schwächen. Und trotzdem ein Mann auf den man sich verlassen konnte, das hatte er bewiesen.
    Er wollte auf sie warten.
    Allein dass er zugestimmt hatte, wunderte Kelly noch immer. Er hatte zwar Fragen gestellt und sich dann mit ausweichenden Antworten zufrieden gegeben und eigentlich sein volles Vertrauen in sie gesetzt, was auch nicht jeder tat.
    Er war schon gut…
    Und sie hoffte, ihn nicht zu enttäuschen. Sie wollte ihm etwas bringen. Den Beweis. Danach konnte er losschlagen, und sie würde ihre Geschichte bekommen.
    So war es gedacht, doch dieser Plan erfüllte sich noch nicht, denn für Kelly hieß es warten.
    Warten im Winter. Warten in einem kalten Wagen. Der stärke Frost hatte sich zwar verzogen, es hatte auch nicht mehr geschneit, dafür war der Regen aus den tief hängenden Wolken gefallen und hatte selbst die wenigen Lichter in der Nähe verschluckt.
    Es regnete zwar nicht mehr stark. Aber Nieselregen sank noch immer dem Boden entgegen, und die dunklen Wolken hingen wie Ungeheuer über den Dächern.
    Es war still in der Gasse. Keine Fahrzeuge, keine Menschen. Hin und wieder fielen dicke Tropfen auf die Karosserie des Polo. Im Anfang war Kelly immer zusammengezuckt, aber jetzt hatte sie sich daran gewöhnt. Für die Jahreszeit war es zu warm, wie der Wetterbericht meldete. Trotzdem fror sie, denn es war nasskalt.
    Kelly konnte nicht weit schauen. Das alte Pflaster sah aus wie schmutziger Teer, der
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