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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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nach wenigen Metern in den Untergrund wegsackte. Die alte Mauer wirkte mehr wie ein Schatten, und an den Rückseiten der Häuser schimmerten hinter den Fenstern nur wenige Lichter. Bei diesem Wetter war freiwillig niemand unterwegs. Es sei denn, er befand sich auf der Jagd, wie eben die Bestie.
    Hatten die Zeugen Recht?
    Sie mussten Recht haben. Wenn nicht, war alles umsonst gewesen. Kelly hoffte es so intensiv, und sie drückte sich selbst die Daumen, obwohl sie sich auch fürchtete. Aber dieser Platz war gut. Hier in der Nähe war der Killer gesichtet worden.
    Ein Tier.
    Ein Wolf - riesig und struppig. Versehen mit einem mächtigen Körper und einem schrecklichen Maul, in dem lange Zähne wuchsen, die Menschen zerrissen.
    So hatte man es ihr erzählt.
    Übertrieben? Kelly O'Brien wusste es nicht so genau. Das lag alles im Bereich des Möglichen. Seit ihrem Atlantis-Abenteuer war ihr gar nichts mehr fremd. Da ging sie mit anderen Voraussetzungen an die Dinge heran. Da war für sie das normale Leben auf den Kopf gestellt worden.
    Sie dachte wieder an ihren Kollegen Ike Cameron. Verdammt, sie hätte ihn gern an ihrer Seite gehabt. Das war nicht möglich. Niemand holte die Toten zurück.
    Wirklich niemand? Kelly musste selbst über die Frage lachen. Inzwischen war sie soweit, dass sie alles in Frage stellte. Sie wusste, dass das Leben auch eine andere Seite hatte, und die war nicht eben fröhlich.
    Ihr wurde kalt. Okay, sie trug eine Jacke. Die allerdings war nicht zu dick, denn sonst hätte sich Kelly in ihren Aktivitäten behindert gefühlt. Sie brauchte Bewegungsfreiheit, um schnell nach der Kamera und dem Camcorder greifen zu können.
    Wenn er denn kam…
    Über eine Stunde wartete sie schon. Zwei Mal war jemand durch die Gasse gegangen. Das heißt, mehr getorkelt. Beide Typen waren schwer angeschlagen gewesen. Hacke bis zur Oberkante Unterlippe. Einer hatte auf das Dach ihres Wagens geschlagen und danach dem linken Vorderreifen einen Tritt versetzt. Nichts Weltbewegendes.
    Der zweite Typ hatte sich vor die Mauer gestellt und gepinkelt. Dabei wäre er beinahe noch gefallen, so voll war er gewesen.
    Danach hatte sie Ruhe gehabt.
    Nur nicht innerlich. Da war Kelly schon aufgeregt. Ihre Augen bewegten sich ständig, und sie brauchte nicht mal gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Der Gedanke an die Bestie hielt sie wach.
    Nicht einmal war sie in Versuchung geraten, zu schlafen. Wie lange dieser Zustand andauerte, wusste sie auch nicht.
    In regelmäßigen Abständen bewegte sie die Füße so gut wie möglich. Sie wollte nicht, dass ihre Beine einschliefen. Der Nieselregen sank noch immer auf ihr Fahrzeug nieder, und sie sah, dass an manchen Stellen der Dunst über das aufgerissene Pflaster kroch.
    Angst hatte sie nicht mehr. Dafür baute sich die Spannung weiter in ihr auf. Kelly war ein Gefühlsmensch. Sie rechnete damit, dass etwas passieren würde. Diese Nacht war dazu geschaffen. Außerdem wollte sie John Sinclair nicht enttäuschen.
    Bis zur Tageswende war noch etwas über eine Stunde Zeit. Sie hatte John Sinclair geraten, bis Mitternacht zu warten, und sie hoffte, dass er sich nicht zu sehr langweilte.
    Plötzlich war er da!
    Obwohl Kelly so aufgepasst hatte, war sie doch überrascht worden. Sie hatte nicht gesehen, von welcher Seite die Gestalt gekommen war. Sie hockte oder stand auf einmal in der Mitte der Gasse und wirkte dort wie ein unförmiges Paket, das jemand abzuholen vergessen hatte.
    Kelly saß unbeweglich in ihrem Wagen. Der Schock hatte sie so tief erwischt, dass ihr der Atem stockte.
    Er war es!
    Er musste es sein!
    Sie tat nichts. Vergaß auch den Griff zur Kamera und zum Camcorder. Ihr Blick war ausschließlich nach vorn auf diesen Klotz gerichtet.
    Kelly merkte genau, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken sträubten. Sie war so schrecklich nervös und trotzdem saß sie da wie zu Stein geworden.
    Er war es. Er musste es sein!
    Kein normaler Mensch benahm sich so. Und kein normaler Mensch sah auch so aus.
    Noch war er nicht deutlich zu sehen. Es gab ja kein Licht in der Gasse. Nur der Schatten malte sich ab. Sprühregen nieselte auf ihn herab, und der nasse Untergrund bildete eine große Fläche, in der er fast eintauchte.
    Es dauerte Sekunden, bis Kelly in der Lage war, sich zu bewegen. Als könnte sie gesehen werden, bewegte sie langsam den linken Arm zur Seite, um nach dem Camcorder zu greifen. Sie musste ihn nicht erst einstellen, die Energie war vorhanden, aber sie legte ihn nur auf ihren
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