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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Hölle mussten ihn erwischt haben. Sein Leib zuckte, die Glieder ebenfalls, aber er fand nicht mehr die Kraft, um auf die Beine zu kommen.
    Und ich wurde Zuschauer, wie er die Verwandlung durchmachte. Nicht im Gesicht, denn ich schaute nach wie vor auf seinen Hinterkopf und auf den Rücken.
    Dort zogen sich die Haare zurück. Der Pelz schien sich in die Haut einzufressen. In Wirklichkeit wurde er zu Staub, der sich nicht auf der Unterlage halten konnte.
    Auch die Füße wurden wieder zu normalen Füßen, und mit den Händen geschah das Gleiche.
    Ich tat noch nichts. Es war sicherer, abzuwarten, bis er sich nicht mehr bewegte. Und auch da hielt ich noch mit einer Hand die Beretta fest und zielte dabei auf seinen Kopf, während ich ihn mit der freien Hand herumdrehte und bei seinem Gewicht schon eine gewisse Mühe aufwenden musste.
    Dann lag er auf dem Rücken.
    Zum ersten Mal sah ich sein normales Menschengesicht. Es sagte mir nichts. Es fiel nicht besonders auf, denn es war ein Durchschnittsgesicht. Möglicherweise sah die Haut blasser aus als sonst, und ich sah drei Kugellöcher in seinem Körper. Eines befand sich dicht über seiner Nase.
    Diesmal hatte die gute Beretta wieder für ein Ende gesorgt. Gewisse Dinge blieben eben und änderten sich auch nicht. In diesem Sinne war ich gern konservativ.
    Hinter mir hörte ich ein undefinierbares Geräusch. Ich fuhr herum, und der totenbleiche Ezra Hayden erschrak noch mehr, als er in die Mündung der Waffe schaute.
    Er riss die Arme hoch. »Nicht schießen, ich…«
    »Keine Sorge, Mr. Hayden, es ist geschafft.«
    »Ja«, flüsterte er, ohne richtig hinter seinem Wort zu stehen. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie nach draußen kommen sollen. Dort wartet Ihr Kollege.«
    Er hatte den Satz so seltsam ausklingen lassen, sodass ich mich bemüßigt sah, nachzufragen. »Und was ist noch?«
    »Er hat eine Frau… bei sich.«
    »Weiter bitte. Machen Sie schon!«
    »Nein, Mr. Sinclair, gehen Sie selbst hin.«
    Wieder hatte er so ahnungsvoll gesprochen. Ich sagte nichts mehr, verließ den Raum, ging durch den anderen, trat ins Freie und blieb sofort danach stehen…
    ***
    Ich hatte meinen Freund Suko nicht oft weinen sehen, diesmal allerdings zuckten seine Lippen, und er hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    Auch in mir stieg es heiß hoch, als ich ihn sah. Er brauchte nichts zu sagen, denn hier war jeder Kommentar überflüssig. Suko stand da und hielt Kelly O'Brien auf den Armen.
    Sie lag dort wie eine Vampirbraut, die von Vlad Dracula persönlich geraubt worden war. Ich sah das Blut und die Wunde am Hals und wusste, weshalb es Suko so schlecht ging.
    Dennoch fragte ich: »Ist sie…«
    Er nickte. »Ja, sie ist tot. Ich konnte es nicht verhindern, verdammt noch mal.« Suko hatte wie ein Automat gesprochen, der zudem noch stockte.
    Ich ging zu den beiden. Meine Knie zitterten dabei. Kellys Augen standen weit offen. Sie schienen in den Himmel zu blicken, der sich für sie geöffnet, hatte.
    Wir hatten sie einmal retten können. Diesmal jedoch nicht. Das wiederum bewies auf tragische Art und Weise, dass auch Suko und ich nur Menschen waren.
    Als ich Kelly O'Brien die Augen schloss, zitterte meine Hand. Mehr konnte ich für sie nicht tun…
    ENDE
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