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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Normalerweise können Werwölfe nicht reden und sich nicht mit Menschen unterhalten. Bei ihm war es etwas anderes. Ich hatte den Eindruck, eine Mutation vor mir zu haben. Nicht nur Werwolf und nicht nur Mensch.
    Er sah irgendwo scheußlich aus. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Umfang des Körpers passte einfach nicht zu einem Menschen. Er war zu groß und auch zu breit. Sowohl vorn als auch hinten.
    Er war nackt.
    Haare klebten nur an bestimmten Stellen am Körper. Besonders intensiv zwischen seinen Beinen. Es gab auch keine Hände bei ihm, sondern Pranken, und erst jetzt stellte ich fest, dass sie blutig waren, ebenso wie ein Teil der Schnauze.
    In diesem Moment hätte ich beinahe abgedrückt und ihn mit Kugeln vollgepumpt. Aber irgendein Gefühl oder eine Ahnung hielten mich zurück. So wartete ich ab.
    Er bewegte seine Schnauze.
    Beide Hälften zuckten dabei, und dann hörte ich nicht, nur das Grollen, sondern auch Worte, die mich mehr als Fragmente erreichten. Er erklärte mir, dass er mich zerfetzen würde. Er wollte mein Blut trinken, mein Fleisch essen und…
    »Wie bei meinem Partner?«, fragte ich dazwischen.
    Er hatte mich verstanden, aber ich hatte ihn zugleich auf dem falschen Bein erwischt. Er schüttelte sich, und er schüttelte dabei auch den Kopf.
    War das positiv? Hatte er Suko nicht geschafft?
    Seine nächsten Worte gaben mir einen Tiefschlag. »Blut von Frau. So gut und süß…«
    Ohne in den Spiegel zu schauen, wusste ich, dass ich bleich geworden war. Er hatte von einer Frau gesprochen, aber mir war unklar, wen er damit meinte.
    Obwohl…
    Nein, soweit wollte ich nicht denken. Kelly O'Brien konnte nicht so verrückt gewesen sein…
    »Was war mit der Frau?« Es war mir schwer gefallen, die Frage überhaupt zu stellen.
    Er riss sein Maul auf.
    Plötzlich tanzte eine Zunge um die Außenseiten. So leckte er das Blut weg. Ich hörte auch ein kicherndes Lachen mit einem rauen Unterton. Er brauchte nichts mehr zu sagen. Sein Verhalten war für mich Antwort genug gewesen.
    Die Zunge, das Lachen, ein paar Blutstropfen, die zur Seite spritzten, überhaupt seine gesamte Gestalt, die Mischung zwischen Mensch und Bestie, all das addierte sich in meinem Kopf und wischte das normale Denken weg.
    Ich konnte nicht anders.
    Ich musste schießen!
    ***
    Ich hatte die Waffe mit beiden Händen festgehalten. Ich wollte hier hundertprozentig sicher sein. Er durfte nicht überleben.
    Die Bestie hatte mein Vorhaben bemerkt und versuchte, das Richtige zu tun. Im letzten Moment wollte sie ausweichen, schaffte es aber nicht ganz.
    Die Kugel, die ihren Kopf hatte treffen sollen, hieb in die rechte Schulter.
    Sie tat weh. Ein schreckliches Geheul brandete mir entgegen. In diesem Geräusch ging der zweite Schuss fast unter.
    Diesmal traf ich die Brust!
    Der Werwolf brüllte wieder auf. Er schleuderte zuerst seinen Kopf und dann den Körper zurück. Die Arme wehten durch die Luft. Sie suchten nach einem Halt, den sie nicht fanden.
    Die mächtige Gestalt stieß gegen den Tisch. Dabei räumte sie leer, was leer zu räumen war. Dann schaffte sie es, den schweren Tisch umzuwerfen.
    Er lag plötzlich als Deckung vor ihr.
    Ich wollte einen Bogen schlagen, um von der Seite an die Bestie heranzukommen.
    Mit den Beinen trat sie gegen die Tischplatte. Das schwere Ding rutschte mir entgegen. Mit einem schnellen Sprung brachte ich mich in Sicherheit und huschte dann zur Seite hin weg, um nur nicht in seine direkte Nähe zu gelangen.
    Er schlug um sich. Er trat um sich. Aus seiner offenen Schnauze drangen unmenschliche Geräusche.
    Sie enthielten die Gefühle Hass und Wut. Immer wieder suchte er nach irgendwelchen Gegnern, aber seine Schläge und Tritte erreichten kein Ziel.
    Ich stand für ihn einfach zu weit weg, obwohl er mich als Feind ausgemacht hatte. Er rollte sich um die eigene Achse. Bei dieser Bewegung sah er mich und wusste plötzlich, was er zu tun hatte. Der grässliche Schrei sollte wohl ein Antrieb sein.
    Er peitschte ihn auch hoch, trotz der Kugeln in seinem Körper. Er hechtete mir entgegen.
    Ich hielt die Waffe leicht gesenkt und zog den Abzug zum dritten Mal durch.
    Diesmal schoss ich der Mutation in den Kopf!
    ***
    Es war eine trotz allem recht weiche Haut, und die Kugel klatschte hinein wie eine Faust in den Teig. Der Werwolf erreichte mich nicht mehr. Er fiel zwar nach vorn, war jedoch von der Einschlagwucht des Geschosses gestoppt worden.
    Bäuchlings lag er auf dem Boden. Er jammerte qualvoll. Alle Foltern der
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