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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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zurück löschte ich das Licht des einen Scheinwerfers. Dann kümmerte ich mich um Kelly O'Brien.
    ***
    Ich fand sie dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. Sie lehnte in der Hocke an der Wand. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, den Kopf hielt sie gesenkt, und das schwarze Haar war durch den Regen nass geworden.
    Sie hatte mich kommen gehört, doch erst als ich stehen blieb, hob sie den Kopf an.
    »Hi, Kelly.«
    Sie schaute mich an. »John - danke.«
    »Ach, hör auf.«
    Als sie sich aufrichten wollte, half ich ihr hoch. Sie zitterte, dann drückte sie sich an mich und flüsterte: »Fast hätte mich die Bestie gehabt. Es hat wirklich nicht viel gefehlt.«
    »Ich weiß.«
    »Scheiße ist das. Scheiße!«, flüsterte sie. »Wie damals in Atlantis. Da habt ihr mich auch gerettet. Mir… mir klebt Pech an den Füßen wie bei einer Sünderin.«
    »Sieh es mal optimistischer, Kelly. Du hast schließlich überlebt. Nur das zählt.«
    »Habe ich, John. Aber ich wollte…«
    »Jetzt werden wir uns erst mal einen trockenen Platz suchen. Hast du noch etwas im Wagen?«
    »Ja, meine Ausrüstung.«
    »Okay, ich hole sie.«
    »Lass mich mitgehen.«
    »Klar doch.«
    Ich wollte ihr keine Fragen stellen. Jetzt noch nicht. Sie musste zunächst mal zur Ruhe kommen.
    Aber ich war sehr aufmerksam und beobachtete mit wachen Blicken die Umgebung, in der nichts mehr passierte. Hier hielt sich alles im Bereich des Normalen. Weiter vorn sah ich zwei Personen auf der Straße. Sie zogen sich sehr schnell zurück, als wir näher an sie herankamen.
    Erst als wir den Polo erreicht hatten und Kelly die Ausrüstung an sich nahm, konnte sie wieder reden. »Das ist furchtbar gewesen, John, ganz furchtbar. Ich… ich… habe nicht gedacht, dass es so schrecklich sein könnte. Ehrlich nicht…«
    »Nun ja, es hat zwei Tote gegeben.«
    Kelly holte noch einen Rucksack vom Rücksitz, in dem sie ihre Ausrüstung verstaute. »Trotzdem, John. Es waren bisher nur Vermutungen, und nun passiert das.«
    »Wie ist es denn genau gewesen?«
    Sie überlegte eine Weile. »Ich habe hier geparkt, weil ich damit rechnete, ihn zu Gesicht zu bekommen. Dabei wollte ich nur einige Aufnahmen schießen oder ihn auf den Film des Camcorders bannen, aber dazu kam es nicht mehr. Er war plötzlich da. So schnell, dass ich nichts gegen ihn unternehmen konnte. Er… er… war wie ein Schatten. Ich habe zuerst geglaubt, mich zu irren, doch das stimmte nicht. Es gab ihn. Ich sah ihn im Licht, wie er auf mich zukam…«
    »Kannst du ihn beschreiben, Kelly?«
    »Das ist schwer zu sagen«, gab sie flüsternd zu. »Wenn ich ein derartiges Monstrum beschreibe, wird man mich auslachen. Denn so etwas gibt es nicht auf dieser Welt. Höchstens im Film. Dann habe ich gesehen, dass es das doch gibt.«
    »Ein Werwolf, Kelly? War es ein Werwolf?«
    Sie schnaufte. Sie schluckte auch. Sie hob die Schultern an. Dann sagte sie: »Kann sein. Er war so groß, John. So unnatürlich groß. Verstehst du das? Ein Riesentier und nicht mit einem Wolf zu vergleichen.«
    »Werwölfe sind keine Wölfe.«
    Sie blickte mich zweifelnd an. »Können die denn so groß werden, John?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann ist es einer gewesen. Der hatte nämlich eine Schnauze wie ein Wolf oder ein Werwolf. Nur größer. Er hatte das Maul auch weit aufgerissen, und vor seinen Zähnen habe ich mich gefürchtet. Diese Reißer haben mir eine fürchterliche Angst eingejagt. Ich weiß nicht, ob du das begreifen kannst, aber für mich war es neu.«
    »Keine Sorge, auch mir jagen diese Gebisse noch heute Furcht ein. Daran kann man sich nicht gewöhnen, auch wenn man seinem Job schon so lange nachgeht wie ich. Aber mal etwas anderes. Was ist mit dem Wagen? Er ist nicht mehr fahrtüchtig. Du musst ihn hier stehen lassen. Nimm raus, was dir wichtig ist, dann schließe ihn ab. Das wird zwar nicht viel bringen, denn du musst damit rechnen, dass man ihn ausschlachtet, aber es ist besser als nichts.«
    »Nein, ich habe alles.«
    »Gut, dann können wir gehen.« Erstaunt blickte sie mir ins Gesicht.
    »Wohin denn?«
    »Ich fahre dich nach Hause. Mein Rover steht auf einem bewachten Parkplatz.«
    »Gibt es den hier auch?«
    »Ja, auf dem Grundstück der Polizei.«
    »Du hast es gut.«
    »Einen kleinen Vorteil muss ich ja genießen.«
    Kelly O'Brien schloss den Polo ab. »Schade um ihn. Ich habe ihn gemocht, auch wenn er schon älter ist.«
    »Dein Leben ist wichtiger, Kelly.«
    »Stimmt.« Sie ging noch nicht, sondern schaute
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