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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker
Autoren: Jason Dark
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Höhe.
    Dampf quoll mir entgegen, als wäre es dabei, seine aufgelösten Eingeweide auszuscheiden.
    Ich hörte es grässlich schreien, und dann passierte noch etwas. Aus der anderen Welt hervor raste ein Sog in das Lokal hinein, der sich auf das Monstrum konzentrierte. Er packte zu, er umtoste es, und einen Moment später hob es vom Tisch ab, fiel nicht mehr nach unten, sondern wurde von dem Sog durch das Dimensionstor in die andere Welt hineingerissen. Dort wirbelte es herum wie im Zentrum eines Orkans, und ich hätte es schon eigentlich vergessen können, wenn es sich nicht noch verändert hätte.
    Es war kaum zu glauben.
    Das Monstrum erhielt wieder seine richtige Gestalt zurück. Wie sie genau aussah, blieb mir durch den Nebel verborgen, aber die Veränderung des Kopfs erlebte ich schon in diesem Wirbel. Er wurde zu dem, was er einmal gewesen war.
    Der Kopf eines Menschen.
    Blutig, mit verklebten Haaren, einem nackten Körper. Ich glaubte sogar, einen fürchterlichen Schrei zu hören, aber den hatte ich mir wohl mehr eingebildet.
    Der Sog fraß sein Kind!
    Plötzlich war es weg. Zuletzt bekam ich nur noch einen wirbelnden Schatten präsentiert. Sekundenlang stand ich auf der Stelle, ohne mich zu bewegen. Da rasten die Gedanken und Vermutungen tatsächlich wie Blitze durch meinen Kopf. Ich stellte mir die Frage, in welch eine Welt ich da hineingeschaut und in welch einer ich selbst gestanden hatte?
    War das die Vorhölle? Wurden hier Menschen bestraft, indem sie eine andere Gestalt bekamen, damit das Böse, das mal in ihnen gesessen hatte, sich auch äußerlich manifestieren konnte? Hatte ich vielleicht einen Blick in das biblische Fegefeuer werfen können?
    Es waren viele Fragen, aber es gab keine Antworten. Oder hatte die Welt der Engel dieses Monstrum geholt, sodass ich gezwungen worden war, auch dieses Reich zu überdenken, in dem es dann nicht nur Licht gab, sondern auch Schatten?
    Meine Gedanken wurden von einem Geräusch unterbrochen, das ich hinter meinem Rücken hörte.
    Es war ein gequält klingendes Jaulen. Ein wehes Schreien, wie von einer Kreatur, die im Sterben liegt.
    Ja, es gab noch das zweite Monster.
    Einen Schuss hatte ich nicht gehört, und ich drehte mich sehr schnell herum.
    Das Monster hockte oder kniete am Boden. Es drehte mir den Rücken zu. Vor ihm standen Harry, Dagmar und Michaela. Dagmar Hansen hatte schützend einen Arm um Michaela gelegt, doch sie hatte keinen Blick für mich oder ihren Schützling, denn sie starrte das Wesen auf dem Holzboden unbeirrt an.
    Und das mit drei Augen!
    ***
    Die Kraft der Psychonauten war wieder in ihr hochgestiegen. Ob durch Stress oder nicht, das war für mich nicht entscheidend. Ich sah nur das Auge auf der Stirn, das in einer türkisenen Farbe leuchtete, aber auch einen Stich ins Violette bekommen hatte.
    Von ihm ging die Kraft aus, die das Monstrum erledigt hatte. Wie auch bei meinem, hatte es dieses ebenfalls nicht geschafft, seine Gestalt zu behalten und hatte diejenige eingenommen, mit der es wohl auf die Welt gekommen war.
    Es war ein Mensch - ein nackter Mensch, der vor mir am Boden hockte und jammerte. Die hohen und schrillen Laute verursachten nicht nur bei mir eine Gänsehaut, auch Harry und Michaela schauderte es, denn sie starrten das Wesen von vorn an.
    Auch ich wollte ihm ins Gesicht sehen und ging mit leisen Schritten in Richtung Kasse. Von dort aus hatte ich einen recht guten Blick. Die Beretta lag dabei noch immer in meiner rechten Hand.
    Er hockte auf dem Boden, aber er bewegte sich dabei. Sein nackter Körper zuckte hin und her. Von einem veränderten Kopf und dem entsprechenden Maul war nichts mehr zu sehen, denn er hatte sich in den letzten Sekunden in seine alte Gestalt zurückverwandelt. Jetzt war er wieder zu einem Menschen geworden.
    Eine kleine Gestalt mit leicht bräunlicher Haut. Der große Kopf besaß ein flaches Gesicht, das einen leicht affenähnlichen Ausdruck zeigte. Er schlug mit seinen Händen um sich, und er konnte dem dritten Auge nicht ausweichen.
    Der Blick daraus traf ihn wie ein Bannstrahl. Er konnte ihm nicht entgehen. Sein Jammern hörte ebenfalls nicht auf. Es klang wie bei einem Hund.
    »Es ist nicht mehr seine Welt, John!«, erklärte Dagmar Hansen. »Sie hat ihn nicht mehr gewollt. Sie hat ihn zurückgestoßen in die Welt, aus der er stammte. Aber auch hier will man ihn nicht mehr. Er findet sich nicht zurecht.«
    »Weißt du noch mehr?« flüsterte ich.
    »Ja. Es ist einer der Peiniger aus der alten Zeit.
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