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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne
Autoren: Unbekannt
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ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein dumpfer, hallender Gongschlag.
    Er wußte nicht, auf welchem Weg es an sein Ohr gedrungen war. Es konnte eigentlich nur über Helmfunk gekommen sein; denn ein schalleitendes Medium gab es in dieser formlosen Helligkeit nicht. Wesentlich wichtiger allerdings erschien ihm die Bedeutung des Geräuschs.
    Er wußte instinktiv, daß es die Ankunft des fremden Objekts ankündigte.
    Bis jetzt war seine Aufmerksamkeit auf Clifton Callamon konzentriert gewesen. Jetzt wandte er sich langsam um und blickte dorthin zurück, wo die LIZAMAR auf der glatten Oberfläche der Metallstange klebte. „Oh mein Gott!" stöhnte er.
     
    *
     
    Viermal, hatte Fritz gesagt, paßte die Space-Jet in das Ding. Er hatte sich verschätzt.
    Zehnmal, fand Leo Dürk, wäre immer noch eine Untertreibung gewesen. Das Objekt hatte das Volumen eines Schweren Kreuzers.
    Es war von unregelmäßiger Form, ein wenig langgestreckt, und klammerte sich mit sechs langen, mehrfach gegliederten Extremitäten an die metallene Stange, auf der es sich wie eine Spinne am Faden ihres Netzes bewegte. Seine Oberfläche war metallisch, jedoch stumpf und grau, nicht glänzend wie die der Stange. Es wirkte unheimlich, wie es da lautlos herangeglitten kam.
    Ein paar Dutzend Meter vor der LIZAMAR hielt es an. Leo Dürk erkannte eine Reihe von Aufbauten, die wie Schwalbennester an den stählernen Wänden des Gebildes klebten. Er sah ovale Öffnungen. Fenster? Beförderte das Ding etwa Passagiere?
    Die Riesenspinne kam zur Ruhe. Leo Dürk versuchte sich vorzustellen, wie sie den Leib der Space-Jet inspizierte, wie ihr robotisches Gehirn zu ergründen versuchte, was das wohl sein mochte, das da auf einem Faden ihres Netzes gelandet war. Mehrere Minuten verstrichen.
    Dann kam plötzlich Bewegung in das stählerne Ungetüm.
    Acht lange, flexible Greifarme schössen aus dem metallenen Leib. Sie schienen die LIZAMAR packen zu wollen, aber statt dessen fuhren sie durch die Hülle hindurch, als sei sie nicht vorhanden. Leo Dürk schrie auf, als er sah, wie die geschäftigen Arme die Space-Jet in Stücke zerlegten. Es ging alles gespenstisch schnell. Während fünf Arme die LIZAMAR in Scheiben schnitten, waren die restlichen drei damit beschäftigt, die Scheiben aufzunehmen und sie auf einer ebenen Fläche am rückwärtigen Teil der stählernen Spinne aufeinanderzuschichten.
    Leo Dürk dachte an Fritz. Gewiß, er war nur ein Computer. Aber er war eine überaus menschliche Art von Maschine gewesen, und wenn der Waffenmeister sich vorstellte, wie kalte, gefühllose Metallarme durch seine Speicher, seine Kommunikationskanäle und seine Prozessor-Einheiten schnitten, dann packte ihn die kalte Wut. „Feuer!" knirschte er. „Es war aber auch Zeit", brummte Clif ton Callamon.
    Ein schenkeldicker, grünlich leuchtender Strahl stach durch die milchige Helligkeit. In der Hülle der stählernen Spinne entstand ein unregelmäßig geformtes Loch. Metalldämpfe bildeten für Sekundenbruchteile eine schillernde Wolke, dann sog das Vakuum sie auf.
    Ein Ruck fuhr durch den grauen Koloß. Von der LIZAMAR war nur noch der Heckabschnitt übrig; den Rest hatte sich die Spinne bereits aufgeladen. „Achtung, wir kriegen Feuer!" warnte Callamon.
    Die Spinne war etwa einhundert Meter weit die Stange entlanggeglitten. Einer der acht Tentakel reckte sich den beiden Terranern entgegen. Aus den Augenwinkeln sah Leo Dürk, wie Clifton Callamon samt seiner Schwebeplattform Fahrt aufnahm und nach oben, in das milchige Licht entschwand. Er vektorierte das Gravo-Pak aufs Geratewohl und schoß davon.
    Seine Reaktion kam keine Sekunde zu früh. Der Tentakel begann zu glühen. Er verstrahlte ein giftiges, grellviolettes Licht. Leo spürte einen Schlag gegen die Schulter. Eine Zeitlang befand er sich in wirbelnder, rotierender Bewegung, aber schon nach wenigen Sekunden hatte das Gravo-Pak die Lage wieder unter Kontrolle. Der SERUN absorbierte die Drehbewegung. Für einen Augenblick jedoch hatte Leo Dürk die Orientierung verloren. Das Wrack der LIZAMAR befand sich hinter ihm, und jenseits davon schwebte der mächtige Koloß der stählernen Spinne. Der Waffenmeister hielt nach Clifton Callamon Ausschau.
    Ein greller Blitz zuckte durch den lichten Raum. Wie ein Ruck ging es durch den Leib der Spinne. Eine Wandfläche, so groß wie ein Mietshaus, blähte sich auf und zerplatzte. Tausende von irrlichternden Tropfen glutflüssigen Stahls versprühend. Das riesige Gebilde schien zu
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