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119 - Der Diamantendolch

119 - Der Diamantendolch

Titel: 119 - Der Diamantendolch
Autoren: Dämonenkiller
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noch ein paar Meter weit und legte sie dann über einen gestürzten Baumstamm. Seine grünschillernden Augen funkelten sie an, und er blies ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht.
    Vor Furcht wurde die Frau ohnmächtig. Der betäubende Atem des Raubtiers verwandelte ihre kurze Ohnmacht in eine langandauernde.
    Der Tiger war kein normales Tier, und keine übliche Kugel noch eine Messerklinge oder ein Speer konnten ihn töten.
    Die feinen Ohren der Großkatze vernahmen nun, daß jemand sich näherte. Ein Mensch. Dann konnte er den Mann auch sehen, der zwischen den Bäumen verharrte, um sich zu orientieren. Ein Mann war es, zwei Meter groß und sehr muskulös, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. In der Rechten hielt er einen Speer, in der Linken einen kurzen Stab mit verdicktem Ende. Langsam kam er näher. Es war unglaublich, aber dieser Mann schien sich selbst im dunklen Dschungel zurecht zu finden und der Tigerspur folgen zu können.
    Sein Instinkt sagte dem Königstiger, daß dieser Mann ein sehr gefährlicher Gegner für ihn war. Der Knochenstab in seiner Linken gefiel dem Tiger ganz und gar nicht. Er spürte die Kraft, die davon ausging.
    Der Tiger war der König im Dschungel; er kannte keine Furcht. Wäre nicht die Aufgabe gewesen, die er erfüllen mußte, hätte er den großen Mann angefallen. Aber der Befehl in seinem Katzengehirn war unüberhörbar. Der Tiger brüllte kurz. Es war eine Herausforderung an den großen Mann. Du entkommst mir nicht, hieß es; du bist hier in meinem Revier.
    Der Tiger drehte die bewußtlose Frau mit der Pranke vorsichtig um, packte sie am Genick und trug sie im Maul vorsichtig davon.
    Der große Mann hatte ein sehr scharfes und an die Wildnis gewöhntes Gehör. Er folgte den Geräuschen, die der Tiger mit seiner Beute verursachte. Die Bewußtlose fortschleppend, konnte das große Raubtier sich nicht völlig lautlos bewegen.
    Da gellten Schreie vorn Lager herüber. Schüsse krachten. Der große Mann kehrte um.

    Unga kehrte zum Lager zurück, wo es drunter und drüber ging. Männer schrien, und Frauen jammerten und kreischten. Die drei Kinder, die sich bei dem Pilgerzug befanden, weinten laut.
    Unga hatte gerade den Rand des Bambusdickichts erreicht, da krachte ein Schuß. Die Kugel flog knapp am Kopf des Cro Magnon vorbei, so daß er den Luftzug spürte.
    „Nicht schießen!" rief er. „Ich bin es, Unga!"
    Reena und ein paar von den Padma-Anhängern beruhigten die anderen Pilger und gaben ihnen Befehle. Mehrere Karabinerläufe zeigten auf Unga, als er aus dem Dickicht trat. Die Menschen im Lager hatten Angst, und das machte sie kopf los.
    „Was ist?" rief ein Mann. „Hast du Maya retten können?"
    Er redete in der Hindisprache.
    Unga schüttelte den Kopf.
    „Nein. Der Tiger hat sie verschleppt. Was ist hier vorgefallen?"
    Alle redeten durcheinander, in mindestens sieben verschiedenen Sprachen und Dialekten. Unga hörte sich dieses Sprachmischmasch eine Weile an, dann unterbrach er die Redenden energisch. „Ruhig!" rief er auf englisch. „Einer soll reden! Reena, was ist passiert?"
    „Ein großer Vogel - ein Schattenwesen", sagte die schöne Padma-Sadhu. „Er schwebte lautlos aus der Nacht auf uns zu, ergriff einen jungen Mann und trug ihn mit sich fort. Wir haben hinter ihm hergeschossen, und zwei von den Männern meinen, daß sie ihn getroffen hätten. Aber er reagierte nicht."
    Unga fluchte lautlos. Die Schwierigkeiten nahmen kein Ende. Er hielt nach Don Chapman Ausschau und entdeckte ihn neben einem Baum. Der Zwergmann mußte in der allgemeinen Verwirrung aufpassen, daß niemand auf ihn trat und ihn zertrampelte.
    Der Cro Magnon wandte sich an Reena. Er sprach so leise, daß nur sie und die ihr am nächsten stehenden Padma-Anhänger ihn verstanden.
    „Es ist kein Zufall, daß diese beiden Menschen entführt wurden. Der Schattenvogel und der Tiger sind keine irdischen Kreaturen. Handelt es sich um Dämonen?"
    „Ja", sagte Reena. „Es sind Diener des Dämons Ravana. Oder vielmehr: Ein Teil seines Karmas manifestiert sich in ihnen. Wir haben schon viel versucht, um diese Ungeheuer zu vernichten, aber sie sind uns immer wieder entkommen."
    Unga seufzte. Er hatte die dämonische Ausstrahlung des Tigers gespürt. Ein normaler Tiger war schon schlimm genug; aber einer, in dem sich ein Dämon verkörperte, mußte die furchtbarste Bestie der Welt sein. Unga hatte Geschichten von Man-Eatern gehört, von Tigern, die sich an Menschenfleisch gewöhnt hatten und sich nur davon
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