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119 - Der Diamantendolch

119 - Der Diamantendolch

Titel: 119 - Der Diamantendolch
Autoren: Dämonenkiller
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getreten, die sich in anderen Teilen des Landes befanden. Reena unterhielt sich auf telepathischem Weg mit diesen Padmas. Die Worte und Satzfetzen, die sie hervorstieß, waren nur ein Nebeneffekt; es lag nicht viel Sinn darin.
    Reena wurde bleich. Feine Schweißperlen bedeckten ihr schönes Gesicht. Der telepathische Kontakt zehrte an ihren Kräften.
    Die Padmas umringten sie und schirmten sie vor den Blicken der anderen Pilger ab.
    Unga beobachtete das in Trance befindliche Mädchen und briet weiter seine Hammelkeule. Als sie gar war und er die Zähne hineinschlug, erwachte Reena. Sie schaute sich um, und man merkte, daß sie schwach und ermattet war. Ihr Gesichtsausdruck war ernst. Unter ihren Augen hatten sich in der kurzen Zeit dunkle Ringe gebildet.
    „Schlechte Nachrichten", sagte sie auf englisch. „Wir müssen uns beeilen. In Ajanta spitzt sich die Lage zu. Offenbar versuchen die Chakras, sich Ravanas böses Karma dienstbar zu machen." „Ravana", sagte Unga. „Was hat es mit ihm und seinem Karma auf sich?"
    „Das wirst du erfahren, wenn es an der Zeit ist", antwortete Reena.
    Sie ging mit einigen Padmas ein Stück zur Seite, und sie unterhielten sich halblaut und erregt in einem Hindudialekt. Unga und Don Chapman entging es nicht, wie verstört und besorgt die Padma- Sadhu waren.
    „Soll ich versuchen, mich in ihre Nähe zu schleichen?" fragte der Zwergmann.
    Unga schüttelte den Kopf.
    „Nein, Don. Du würdest ohnehin nichts verstehen. Sie werden ihre Gründe haben, uns jetzt noch nicht einzuweihen. Außerdem weiß ich mehr über Ravana und sein Karma, als alle Padmas zusammen. Mir ist allerdings nicht klar, welche Rolle Ravana heute spielt. Ich dachte, ich hätte damals…" Unga verstummte.
    „Warum sprichst du nicht weiter?" fragte Don Chapman drängend. „Ich habe dich schon einmal gefragt und frage dich jetzt wieder, Unga: Warst du schon einmal in Indien, und was hast du damals erlebt?"
    Unga schnitt ein Stück von dem Braten für Don Chapman ab. Er stellte den Pfeffer- und den Salzstreuer für ihn hin. Der Cro Magnon grub seine kräftigen weißen Zähne in das heiße Hammelfleisch. Er begann, die Keule abzunagen, ohne sich um die mißbilligenden Blicke zu kümmern, die ihn trafen. Den Pilgern gefiel es nicht, daß er so gut lebte.
    „Willst du mir nicht antworten, Unga?" fragte Don.
    „Nicht nur die Padmas können schweigen", sagte der Cro Magnon. „Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dir mehr über Ravana erzählen, Don."
    Damit mußte der Zwergmann sich zufriedengeben.

    Die Augen des Tigers funkelten aus dem Bambusdickicht. Der gestreifte Schwanz bewegte sich hin und her. Die Pilger bei den niedergebrannten Feuern schliefen. Nur wenige Wachen gingen auf und ab.
    Der große Königstiger konnte seinen Blutdurst kaum noch bezähmen. Aber nicht nur, um ihn zu stillen, hatte er das Lager umschlichen. Ein Instinkt leitete die Bestie, ein Instinkt, der nicht nur tierischer Natur war.
    Als ein junger Wächter in seine Nähe kam, sprang der Tiger los. Der Wächter schrie auf, als der schwere Körper ihn niederriß. Er ließ den Karabiner fallen. Das zweihundert Pfund schwere Raubtier lag über ihm, und er hatte keine Chance, sich zu wehren.
    Der Tiger durchbiß seine Kehle und trank das ausströmende Blut.
    Schüsse krachten, und Schreie weckten die anderen im Lager. Aber die Schüsse wurden ziellos in die Luft abgefeuert. Niemand wagte sich an den Tiger heran. Er hatte Blut getrunken, es gab nichts Schlimmeres als einen Tiger im Blutrausch.
    Die beiden Männer, die an dem Feuer lagen, bei dem der Tiger den Wächter getötet hatte, rollten schreiend weg. Jetzt, da man schießen konnte, ohne Menschen zu gefährden, wurden gezielte Schüsse abgegeben.
    Eine Kugel schlug in die rechte Flanke des Tigers. Er brüllte auf. Sein erster Blutdurst war gestillt; jetzt kam das andere an die Reihe. Schnell wie ein Schatten bewegte sich der Tiger. Er packte eine aufschreiende Frau. Seine Reißzähne schnappten nach ihrer Kehle, aber er biß nicht fest zu. Bevor die Pilger im Lager recht begriffen, was vorging, schleifte der Tiger die vor Schreck und Todesangst Gelähmte weg.
    Die Wächter wagten nicht mehr, hinter ihm herzuschießen, um die Frau nicht zu treffen. Der Tiger verschwand in dem Bambusgehölz. Der geschmeidige Raubtierkörper verschmolz mit den Schatten der Nacht.
    Der Tiger spürte, wie die Kugel aus der Einschußwunde ausgestoßen wurde und wie sich die Wunde schloß.
    Der Tiger trug die Frau
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