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1189 - Hexen-Wahrheit

1189 - Hexen-Wahrheit

Titel: 1189 - Hexen-Wahrheit
Autoren: Jason Dark
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anzufassen. Mit dem Zeigefinger zog sie die Konturen nach.
    Schon beim ersten Kontakt spürte sie das leichte Kribbeln auf der Haut.
    Es war ein nicht mal unangenehmes Gefühl, das sich allerdings ausbreitete, ihren Arm entlang in die Höhe stieg, über die Schulter hinwegglitt und auch den Rücken erreichte.
    Wie ein feiner Kriechstrom erwischte dieses Phänomen die Haut der Detektivin, und sie hörte plötzlich in ihrem Kopf eine seltsam weiche Stimme.
    »Ich bin da. Ich bin gekommen, um die Wahrheit zu bringen. Es geht um Gerechtigkeit, um meine Gerechtigkeit. Es werden Dinge passieren, die nicht zu erklären sind, aber du weißt schon Bescheid. Du kannst es nicht klären, Jane, aber du weißt mehr als andere. Daran solltest du denken…«
    Jane Collins blieb starr stehen. Sie formulierte ihre Frage im Kopf und setzte sie gedanklich um.
    »Darf ich fragen, wer du bist?«
    »Ja, du darfst, aber du wirst keine Antwort bekommen. Noch nicht. Später schon, wenn ich auf dich zurückkomme. Meine Zeit ist reif, und ich werde die Chance nutzen…«
    Jane ahnte, dass sich die andere und unsichtbare Person verabschieden wollte. Dagegen hatte sie etwas. »Bitte, ich möchte, dass du noch bleibst. Ich will mehr über dich erfahren. Sag mir zumindest deinen Namen…«
    »Den Vornamen.«
    »Auch gut.«
    »Gunhilla. Ich heiße Gunhilla. Merk dir das gut, Jane. Du wirst noch von mir hören. So oder so…«
    Es waren die letzten Worte, die Gunhilla sprach. Urplötzlich zog sie sich zurück, und Jane hatte den Eindruck, als wäre sie mit einem heftigen Ruck aus ihren Gedanken abgetaucht.
    Zugleich passierte etwas mit der Zeichnung. Keiner hatte sie sichtbar berührt, und trotzdem begann sie zu verlaufen. Sie floss ineinander, sie löste sich auf und wurde zu einem Gebilde, das sich mit den letzten Wassertropfen vereinigte und verschwand.
    Jane Collins schloss das Fenster wieder. Viel schlauer war sie nicht geworden, aber etwas beruhigter. Sie hatte sich nichts eingebildet, es gab die andere Macht, die ihre Wahrheit propagieren wollte.
    Eine Hexen-Wahrheit.
    Jane konnte es drehen und wenden, sie fand keine Erklärung für diesen Begriff und musste ihn so stehen lassen.
    Als es gegen ihre Zimmertür klopfte, schrak sie zusammen. »Darf ich eintreten, Jane?«
    »Natürlich.«
    Die Tür wurde geöffnet. Lady Sarah Goldwyn betrat das Zimmer. Sie hatte wohl schon im Bett gelegen und über ihr Nachthemd einen geblümten Morgenrock gestreift.
    Vor der offenen Tür blieb sie stehen und schaute Jane irgendwie wissend an.
    »Es ist etwas passiert, nicht wahr?«
    Jane musste lächeln. »Du merkst auch alles.«
    »Das war nicht schwer. Ich kenne dich.« Sie trat in das Zimmer hinein. Im schwachen Licht schaute sie sich um, bevor sie sagte: »Besuch scheinst du nicht bekommen zu haben.«
    »Das würde ich nicht unterschreiben.«
    »Ach ja?« Sarah nahm auf einem Stuhl Platz. »Wie wäre es denn, wenn du einer neugierigen alten Frau mal etwas mehr darüber erzählst?«
    »Ich bin selbst überrascht worden.«
    Sarah reckte ihr Kinn vor. »Du weißt doch mehr, Jane.«
    Jane setzte sich auf die Bettkante und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie heißt Gunhilla.«
    »Eine Sie also?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Tja«, sagte die Detektivin sinnierend. »Das ist nicht so einfach zu beantworten. Wenn ich sie als Hexe bezeichne, ist das zu simpel, denn sie scheint wirklich eine besondere Hexe oder Person zu sein. Sie hat von einer Hexen-Wahrheit gesprochen.«
    Die Horror-Oma schüttelte leicht den Kopf. »Himmel, wie soll ich das verstehen?«
    »Es ist aber so. Hexen-Wahrheit, Sarah. Frag mich nicht nach Einzelheiten, ich kenne sie nicht.«
    »Okay. Und wie sieht sie aus?«
    Sarah Goldwyn war eine Frau, die schnell auf den Punkt kam. Sie hätte auch Polizistin werden können, und sie war überrascht, als Jane mit den Schultern zuckte.
    »Wie? Was? Du hast sie nicht gesehen?«
    »So ist es.«
    »Aber sie hat mir dir gesprochen.«
    »Nicht direkt und auch nicht über Telefon. Es gibt ja noch andere Möglichkeiten.«
    Die Horror-Oma hatte schnell begriffen. Plötzlich glänzten ihre Augen. »Telepathie?«
    »So war es.« Bevor noch weitere Fragen gestellt wurden, berichtete Jane genau, was ihr in den letzten Minuten in diesem Zimmer widerfahren war. Lady Sarah konnte nur staunen und auch hin und wieder den Kopf schütteln. Aber sie akzeptierte es, und dann stand sie auf und ging zum Fenster.
    »Du wirst nichts mehr erkennen können, Sarah. Es ist
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