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1189 - Hexen-Wahrheit

1189 - Hexen-Wahrheit

Titel: 1189 - Hexen-Wahrheit
Autoren: Jason Dark
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hatte dem Teufel gedient, aber sie war auch befreit worden. Allerdings nichtganz. Einige der alten Kräfte waren noch in ihr zurückgeblieben. Sie selbst hätte sich nie als eine Hexe angesehen, trotz der kleinen Flamme, aber sie hatte auch erlebt, dass sich die Flamme erweiterte, und dann waren die Dinge beinahe aus dem Ruder gelaufen.
    Andere Hexen merkten, dass Jane mal zu ihnen gehört hatte, und sie konnte sich vorstellen, dass es jetzt wieder so sein würde.
    Der oder die Unbekannte hatte eine Nachricht hinterlassen. Man war ihr auf der Spur. Man wollte etwas von ihr. Doch der Grund war nicht genannt worden.
    Sie war da.
    Sie würde sich melden.
    Sie würde vielleicht kommen und…
    Ihre Gedankenkette riss. Jane hatte - ob bewusst oder unbewusst - das Fenster nicht aus den Augen gelassen. Plötzlich sah sie die Bewegung.
    Wieder das Wasser?
    Nein, diesmal nicht. Es war anders. So anders, dass sich Jane mit einem Ruck aufrichtete und im Bett sitzen blieb, ohne sich dabei zu bewegen. Sie spürte es kalt über ihren Rücken rinnen und erlebte zugleich die Faszination des Unerklärlichen, die sich außen an der Scheibe abspielte.
    Jemand malte etwas.
    Das Wasser spielte keine Rolle mehr, denn es wurde ignoriert. Es konnte auch nichts löschen, was Jane zusätzlich verwunderte. Es war kein Pinsel und auch kein Finger zu sehen, der von außen über die Scheibe geglitten wäre.
    Trotzdem wurde etwas gemalt und hinterlassen.
    Eine Gestalt.
    Jane schaute fasziniert zu, wie das leuchtende Etwas die gesamte Außenscheibe von oben nach unten bedeckte. Es entstand ein Kopf, ein Körper mit Armen, Beinen und weichen Rundungen sowie gezeichneten Brüsten.
    Eine Frauengestalt. Gesichtslos, doch die gesamte Scheibe einnehmend.
    Jane Collins wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie tat erst mal gar nichts und blieb in ihrem Bett sitzen, den Blick zur Seite gedreht. Nichts war so wichtig wie das Fenster und die an ihm erkennbare Botschaft.
    Eine Frau also.
    Vielleicht eine Hexe? Eine, die mit gefährlicher Magie experimentierte?
    Der Frauenkörper war fertig. Nichts brauchte mehr hinzugefügt werden. Nichts wurde nachgemalt.
    Jane war schon etwas enttäuscht, dass diese Person kein Gesicht erhielt. Es blieb einzig und allein bei dem Kopf mit den angedeuteten Haaren.
    Es gefiel ihr nicht, aber sie konnte auch nichts dagegen tun. Sie sah die Malerin nicht, die sicherlich so etwas wie ihr Ebenbild hinterlassen hatte, von dem jetzt - und genau an den Rändern - ein bläulicher Schein funkelte.
    Es war ein helles, ein kaltes Blau, wie man es manchmal bei einem Gewitter sieht, wenn Blitze über den dunklen Himmel zuckten. Aber dieses Gebilde war nicht aus Blitzen entstanden, und Jane bildete es sich auch nicht ein.
    Sie wartete noch einige Sekunden ab. Als dann nichts passiert war, schwang sie den Körper leicht zur Seite und stand auf. Das Herz klopfte schon schneller, und Jane überlegte auch, ob sie die Beretta holen sollte, um sich im Notfall verteidigen zu können, doch das ließ sie bleiben. Es war dann doch zu auffällig, und sie ging direkt auf das Fenster zu.
    Die Gestalt oder die Zeichnung erwarteten sie. Wer sie hinterlassen hatte, war schon begabt, denn die Proportionen stimmten. Die Person besaß eine gute Figur. Eine schmale Taille, ausgeprägte Oberschenkel, nicht zu breite Schultern, und all dies war in weichen Strichen und Linien gemalt worden.
    Jane öffnete das Fenster noch nicht. Von innen berührte sie die Scheibe und suchte nach einem Hinweis. Nach einem Wärmestoß oder nach Kälte.
    Vergebens!
    Eine wie Jane Collins gab trotzdem nicht auf. Dieses Fenster war nicht schräg, sondern normal, und deshalb konnte sie es auch normal öffnen. Sie kam sich vor wie jemand, der Blut geleckt hatte.
    Das knappe Drehen am Griff, dann zog sie das Fenster nach innen auf und erlebte das Gleiche wie oben unter dem Dach. Ein weicher und viel zu warmer Wind streichelte ihr Gesicht. In der Luft hing noch ein Rest von Feuchtigkeit, aber es nieselte nicht.
    Sie schaute nach unten in den Hof. Nur schwach malten sich dort die Gerippe der Bäume ab, die längst ihr Laub verloren hatten. Es brannten auch keine Lichter. Die Dunkelheit lag dort unten wie grauschwarzer Nebel.
    Und es war still.
    Keine fremden Geräusche störten sie. Jane konnte sich voll und ganz auf die Nacht konzentrieren, die sich über die Riesenstadt an der Themse gelegt hatte.
    Die Zeichnung blieb bestehen. Sie klebte am Glas. Erst jetzt traute Jane sich, sie
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