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1189 - Hexen-Wahrheit

1189 - Hexen-Wahrheit

Titel: 1189 - Hexen-Wahrheit
Autoren: Jason Dark
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betreten.
    Noch immer kamen wir uns vor wie zwei Typen, die an der langen Leine gehalten wurden, damit uns bestimmte Mächte auch in bestimmte Richtungen führen konnten.
    Wären wir nicht Zeugen des Selbstmords gewesen, wären wir dem Fall gar nicht nachgegangen und hätten auch nicht das bestimmte Buch gefunden.
    Wie stelle ich mir einen Geist her? Oder wie man sich einen Geist erstellt oder erschafft.
    Das hatte ich auch noch nicht gehört, und ich wäre auch nie auf den Gedanken gekommen, mir einen herstellen zu wollen. Ich fragte mich, wie man überhaupt auf den Gedanken kommen konnte.
    Das Haus war keine Prachtvilla. Es glich mehr einem schmalen Reihenhaus, auch wenn es einzeln stand, weil das Grundstück recht groß war.
    Auf einem Schild lasen wir die Namen Alina und Don Ambrose. Überraschend würden wir hier nicht eintreffen, denn wir hatten zuvor mit der Witwe telefoniert, die uns jetzt auch die Tür öffnete.
    Alina Ambrose war eine Frau um die dreißig. Sie hatte das dunkle Haar nach hinten gekämmt und trug ein graues Kopftuch. Ihre ansonsten bleiche Haut im Gesicht war vom Weinen gerötet. Das schwarze Strickkleid streckte ihre Gestalt. Es reichte bis zu den Waden. Dazu trug sie schwarze Strümpfe.
    Ich stellte uns vor und sah Alina nicken. »Bitte, kommen Sie doch rein.« Ihre Stimme hatte einen harten Klang. Alina war keine gebürtige Engländerin.
    Die Witwe führte uns durch einen mit großen Fliesen ausgelegten Flur in ein Wohnzimmer, dessen großes Fenster den Blick auf den Garten und die kleine Druckerei freigab. Wuchtige und dunkle Möbel verteilten sich im Raum und standen auf wertvollen Teppichen, die allesamt orientalische Motive aufwiesen.
    Wir nahmen auf einer Couch Platz, die mehr wie ein Diwan wirkte. Bilder an den Wänden zeigten ebenfalls orientalische Motive. Ich sah einen blitzenden Samowar in einer Ecke stehen, und Alina Ambrose hatte auf einem Sitzkissen ihren Platz gefunden.
    Ihr war mein interessierter Blick nicht entgangen, und sie gab mir deshalb eine Erklärung. »Ich stamme aus dem Iran, Mr. Sinclair. Mein Mann war ebenfalls einverstanden, das Zimmer ein wenig orientalisch einzurichten, so habe ich zumindest das Gefühl, ein Stück Heimat in der Nähe zu haben, denn zurück kann ich nicht. Man würde mich für einen Besuch nicht einreisen lassen.«
    »Verstehe.«
    »Don war ein sehr großzügiger Mensch«, sagte sie, und ihre Stimme wurde dabei schwächer. »Aber jetzt ist er tot. Einfach so. Er hat sich umgebracht.« Sie streckte den Arm aus und deutete durch das Fenster. »Dort befindet sich unsere Druckerei. Er ist auf das Dach geklettert und hat sich nach unten gestürzt. Er hätte auch überleben können, weil es nicht so hoch ist, aber er starb auf dem Weg zum Krankenhaus an seinen inneren Verletzungen.« Sie konnte nicht mehr sprechen und begann zu weinen. Aus einer schmalen Tasche am Kleid holte sie ein Tuch hervor und drückte es gegen ihre Augen.
    Trotz der Trauer, die diese Person durchlitt, hatte ich schon jetzt den Eindruck, dass wir von ihr mehr erfahren würden als von Tizian Tristano. Sie war Tag und Nacht mit ihrem Mann zusammen gewesen, und ich glaubte nicht, dass er ein Doppelleben geführt hatte.
    Wir warteten, bis ihr Weinen aufhörte. Dann entschuldigte sie sich.
    »Bitte«, sagte ich. »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Wir verstehen, was Sie durchgemacht haben.«
    »Nein, Mr. Sinclair, das kann man nicht verstehen. Das ist nicht möglich. Ich verstehe es auch nicht. Es gab keinen Grund. Wir haben eine gute Ehe geführt. Finanziell ging es uns auch nicht schlecht. Wir konnten zwar keine Reichtümer anhäufen, aber wir führten als Familie ein gutes Leben. Ich habe unseren Sohn zu Dons Eltern gebracht. Dort hat der Kleine erst mal Ruhe.«
    »Das war vernünftig«, sagte ich. »Dennoch müssen wir Sie mit Fragen belästigen.«
    »Das ist keine Belästigung, Mr. Sinclair. Ich will ja auch, dass der Fall aufgeklärt wird. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Das Ausrutschen auf dem Dach war kein Unglück. Mein Mann hat seinen Tod bewusst herbeigeführt. Weil das so ist, stellen sich natürlich viele Fragen. Warum hat er das getan? Warum hat er sich umgebracht? So etwas geschieht nie ohne Motiv.«
    »Darauf hätten wir Sie angesprochen«, sagte Suko.
    »Ja. Aber wo ist es?«
    »Sie haben Ihren Mann gut gekannt.«
    »Bestimmt, Inspektor. Zumindest habe ich das immer gedacht. Bis zu seinem Suizid.«
    »Wofür hat Ihr Mann gelebt?«, fragte ich
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