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1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf
Autoren: Jason Dark
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beide Hände benötigte.
    Wo war er hergekommen?
    Ich leuchtete die Wände ab. Über mir erschien eine Gestalt. Ich sah es, als ein Schatten nach unten fiel.
    »Siehst du was?«, fragte Suko.
    »Noch nicht.«
    Der Lichtkreis wanderte durch das enge Gefängnis, bis er einen bestimmten Punkt an einer der Wände getroffen hatte. Genau rechts von mir sah ich das Loch.
    Es war der Beginn eines Tunnels, den auch Suko entdeckt hatte. Sein Kommentar klang nicht eben begeistert.
    Ich schaute zu ihm hoch. »Das ist mein Weg.«
    Er schluckte, nickte aber.
    Mir war alles andere als wohl, als ich mich auf die Öffnung zubewegte. Sie war tatsächlich groß genug, um mich aufnehmen zu können. Zwar musste ich mich schmal machen, aber es würde klappen, das stand fest. Und zum ersten Mal schlug ich einen derartigen Weg auch nicht ein. Nur konnte ich nicht eben sagen, dass es mir gefiel. Manchmal gibt es eben keine Alternativen.
    Zuerst leuchtete ich in den unterirdischen Gang hinein. Die kleine Lampe war recht lichtstark, und sie erreichte auch ein erstes Ziel. Es war eine Querwand. Aber ich glaubte nicht, dass der Tunnel dort endete. Ich hatte nur einen schlechten Blickwinkel. Irgendwie würde es weitergehen.
    Manchmal ist es besser, wenn man seine Gedanken und Befürchtungen ausschaltet. Ich wollte mich nicht an vergangene Zeiten erinnern, in denen ich durch solche Gänge gekrochen war und den Horror erlebt hatte.
    Der Tunnel war niedrig. Auch wenn ich mich noch so sehr bemühte, es blieb nicht aus, dass ich hin und wieder mit dem Kopf gegen die Decke stieß und dort lockere Erde löste, die mir auf die Haare oder ins Gesicht fiel.
    Ich robbte wie ein Rekrut, ohne den nötigen Platz zu besitzen. Bei jeder abrupten Bewegung tanzte auch der Lichtkreis vor mir, der noch immer keine Lücke gefunden hatte.
    Der Boden war schmierig, feucht. Meine Klamotten würde ich später wegwerfen können, sofern es ein Später geben würde.
    Aus den Wänden schauten manchmal krumme Wurzeln hervor. Sie wirkten wie die Totenfinger eines braunen Skeletts, die einfach nicht unter Kontrolle zu bekommen waren und nach mir greifen wollten. Wenn sie sich in Augenhöhe befanden, konnte ich ausweichen, ansonsten kümmerte es mich nicht.
    Was hinter mir passierte, sah ich nicht. Ich hörte auch nichts. Weder Suko noch Burt Goldman folgten mir, was auch besser war.
    Dann hatte ich die Kreuzung erreicht. Ich musste mich entscheiden. Ich konnte nach links kriechen und auch nach rechts. Nur nicht nach vorn, da stand diese Wand.
    Von einer Luft konnte kaum noch gesprochen werden. Was ich da einatmete, war einfach widerlich.
    Es stank nach Leichen und verfaultem Fleisch. Mein Magen rebellierte. Zudem war ich in Schweiß gebadet und mein Herz hatte Schwerstarbeit zu leisten.
    Ich blickte zuerst nach rechts und folgte dabei dem hellen Strahl der Lampe.
    Der Gang war noch enger, hatte ich zumindest das Gefühl. Er kam mir vor wie eine Röhre, die sich irgendwann schloss. Ob der Ghoul den Weg genommen hatte?
    Dann leuchtete ich nach links.
    Etwas lag auf dem Boden und erhielt im Schein der Lampe einen zuckrigen Glanz.
    Zucker war es nicht.
    Ich kannte das Zeug.
    Es war Schleim!
    Eine Hinterlassenschaft des Leichenfressers, und jetzt wusste ich, welchen Weg er genommen hatte.
    Ich musste ihm folgen, wenn ich ihn stellen wollte. Aber die Luft in diesem Gang würde kaum zu atmen sein. Auf der anderen Seite war es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass sich der Ghoul noch andere Ausgänge geschaffen hatte, um ins Freie zu gelangen. Wenn ich einen dieser Ausgänge fand, war ich der King.
    Ich musste es einfach darauf ankommen lassen. Ich fürchtete mich nur davor, in die falsche Richtung zu kriechen. Der Ghoul konnte mir auch eine Falle gestellt haben. Wenn er den anderen Gang genommen hatte und ihn zurückkroch, dann befand er sich hinter meinem Rücken.
    Nichts war ohne Risiko.
    Ich wischte mir den Schweiß aus der Umgebung der Augen weg und robbte weiter. An die Folgen wollte ich nicht mehr denken, sondern so gut wie möglich einen klaren Kopf bewahren.
    Flach lag ich auf dem Bauch. Ich kam mir wie eine Amphibie vor, die sich mühsam bewegt oder wie der berühmte Fisch auf dem Trockenen. Die Luft wurde immer schlechter. Wenn ich nicht bald eine normale einatmen konnte, musste ich mich auf den Rückweg machen.
    Der einzige Hoffnungsschimmer war der tanzende Kreis des Lichts, doch der half mir auch nicht weiter.
    Und ich sah noch mehr dieser Schleimspuren.
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