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1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf
Autoren: Jason Dark
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verdammten Ghoul auch nicht. Er musste sich irgendwo in der Erde verkrochen haben. Ich kannte Friedhöfe, die von Gängen und Tunnels untergraben waren. Da hatten die Ghouls ein regelrechtes Labyrinth gebildet. Mit Schaudern dachte ich daran, dass ich schon durch manche dieser Gänge gekrochen war, um dem Ghoul auf den Fersen zu bleiben. Das war mir hier glücklicherweise erspart geblieben.
    Bevor ich das Totenhaus betrat, drehte ich dem Eingang den Rücken zu und blickte so gut es ging über den Friedhof hinweg. In Terrassen fiel er vor mir ab. Es gab tatsächlich keine einzige Lichtquelle, die auch nur den geringsten Schein abgegeben hätte. Die Welt hier verschwamm in dieser tiefen Dunkelheit.
    Ein Mond, der dabei war, sich allmählich aufzulösen, stand am Himmel. Er war nur noch ein schwacher Fleck. In der Farbe erinnerte er mich an eine alte Zitrone.
    Suko und Burt waren bei mir. Goldman wirkte erleichtert, dass er es bis hierher geschafft hatte.
    Seine Schrotflinte hielt er noch immer fest umklammert.
    »Ich warte darauf!«, flüsterte er. »Ich warte auf die verdammte Lisa, um sie killen zu können.«
    Als er meinen fragenden Blick sah, senkte er den Kopf. »Ist das denn nicht verständlich? Denken Sie an meine Mutter.«
    »Ja, aus Ihrer Sicht haben Sie Recht.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich bin Polizist. Ich könnte mir auch vorstellen, Lisa vor Gericht zu sehen.«
    »So müssen Sie wohl denken.«
    »Sollen wir nicht reingehen?«, fragte Suko. »Ich fühle mich hier immer noch wie auf dem Präsentierteller stehend.«
    Dagegen hatte ich nichts. Ich stand am nächsten an der Tür und drückte sie nur noch ein wenig weiter auf, damit ich bequem das Totenhaus betreten konnte.
    Dort war es noch dunkler als draußen. Deshalb schaltete ich die Lampe ein.
    Zuerst fiel der Lichtstrahl auf die Luke.
    Und dabei erlebte ich die Überraschung.
    Sie war offen!
    ***
    Fünfzehn Sekunden später hatten auch Suko und Burt Goldman ihre Überraschung verdaut. Wir umstanden die Luke, als wäre sie etwas Besonderes und genau der Hinweis, den man uns geben konnte.
    Das war auch sicherlich der Fall, und Suko gab den ersten Kommentar ab.
    »Er will uns locken. Wir sollen in seine Welt kommen. Er will uns in die Tunnels und Gänge unter den Gräbern oder dazwischen haben. Bei ihm ist es nichts Neues.«
    Nicht für mich, wohl aber für Burt Goldman. Er konnte es nicht fassen, und fassungslos klang auch sein Kommentar. »Sie meinen, dass man… dass wir…«
    »Nicht, nicht Sie«, beruhigte ihn Suko.
    »Aber ich!«, sagte ich.
    Goldman starrte mich an. Er war nicht fähig, einen Kommentar abzugeben. Sein Blick allerdings verriet mir, dass er mich für einen Selbstmörder hielt.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte er. »Sie wollen wirklich da runter?«
    »Ja.« Ich trat näher an das Viereck der Öffnung heran und beugte mich vor. Der helle Strahl bewies mir, dass der Grund nicht eben sehr tief unter mir lag. Ich konnte ihn locker mit einem Sprung erreichen, ohne Gefahr zu laufen, mir die Beine zu brechen. Es sah auch nicht so aus, als hätte der Ghoul diesen Fluchtweg angelegt. Die Öffnung und das, was unter ihr lag, musste es schon vorher gegeben haben. Vermutlich von den Erbauern der Gruft angelegt.
    Suko hob einen Daumen an. Es war das Zeichen für mich, dass er mir alles Gute wünschte. Das konnte ich auch gebrauchen. Ich setzte mich auf den Rand der Luke. Meine Beine baumelten über dem Boden. Dann stemmte ich mich ab und ließ mich fallen.
    Mit beiden Füßen erreichte ich sehr schnell einen Grund und sank nicht ein. Unter mir befand sich Stein oder Fels, auf dem sich im Laufe der Zeit eine Schicht aus Schmutz gelegt hatte. Der Gestank war drückend, die Decke niedrig. Ich war nicht in der Lage, mich aufzurichten, leuchtete aber in die Runde, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen.
    Es war das Grab unter der Gruft!
    Man hatte in früheren Zeiten hier Menschen begraben, von denen ich nur noch blanke Knochen sah.
    Die alten Särge waren ebenso vermodert wie das Fleisch der Begrabenen und ihre Haut. Über den Knochen lag eine bräunliche Schicht. Zudem hatten Spinnen ihre Netze hinterlassen und hielten einen Schädel umschlossen wie einen Kokon.
    Es war auch möglich, dass der Ghoul hier seinen Hunger gestillt hatte. Hier unten gewesen war er auf jeden Fall, denn der Geruch stammte von ihm.
    Er war ziemlich stark. Ich hätte mir am liebsten ein Taschentuch vor den Mund gepresst. Das ließ ich bleiben, weil ich
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