Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
als würde dünnes Papier zusammengedrückt. Den Vorgang kannte ich. Es war der Anfang vom Ende, denn durch das geweihte Silber fing der Ghoul allmählich an auszutrocknen. Er verlor seine Säfte und somit auch seine schleimige Gestalt und natürlich auch seine enorme Kraft.
    Über dem Kopf sackten seine Arme ein. Plötzlich war die Spitzhacke zu schwer für ihn. Er konnte ihr Gewicht nicht mehr halten, und sie rutschte ihm aus den Händen.
    Mit der spitzen Hälfte nach vorn fiel sie in Richtung Kopf - und traf ihn auch.
    Wie gezielt oder von einer unsichtbaren Hand geführt, rammte die Seite in den Schädel des Ghouls hinein. Sie drückte sich durch und blieb beinahe bis zum Griff stecken.
    Das Gesicht verzog sich dabei. Man konnte von einer schleimigen Masse sprechen, die sich wie Knetgummi verformt hatte.
    Der Ghoul sackte zusammen. In seinem Körper war die Masse bereits zum größten Teil kristallisiert. Für mich stellte er keine Gefahr mehr dar, und ich begann, mich von dem verdammten Netz zu befreien. Es war nicht so einfach und nahm schon eine gewisse Zeit in Anspruch. Dann aber war ich frei.
    Ich stand wieder auf. Die Beretta hielt ich sicherheitshalber noch fest, doch ich brauchte sie nicht mehr.
    Der Ghoul war vernichtet.
    Zwar nicht völlig, aber es gab für ihn kein Zurück mehr. Er trocknete von innen aus. Wahrscheinlich litt er unter starken Schmerzen. Ein Mensch hätte geschrieen, doch aus seinem noch vorhandenen Maul drang nur ein Blubbern, das von stinkenden Schleimblasen begleitet wurde, die beim Zerplatzen in kleinen Tropfen wegsprühten.
    Er schaute mich an.
    Ich war mir nicht sicher, ob er mich überhaupt sah. Auch über die kleinen Augen hatte sich ein Film aus Schleim gelegt. Der untere Teil des Kopfes war längst in seinen unförmigen Hals hineingesackt, doch die Kristallisation begann von den Füßen her und kroch langsam immer höher.
    Ich holte mir die Spitzhacke.
    Und dann tat ich das, was der Ghoul mit mir vorgehabt hatte. Ich zerhackte ihn. Dabei kam ich mir vor wie jemand, der sein Werkzeug in einen Berg aus Zuckermasse hineinschlägt. Nur mit dem Unterschied, dass Zucker nicht so stinkt.
    Als ich den Kopf erreichte, war auch er bereits kristallisiert. Ich zertrümmerte ihn mit einem letzten Schlag. Danach warf ich die Hacke weg.
    Danach machte ich mich auf den Weg zum Totenhaus und dachte daran, dass Lisa noch nicht gefunden war…
    ***
    »Sie machen sich unglücklich, Burt!«, sagte Suko mit ruhiger Stimme. »Tun Sie sich selbst einen Gefallen und legen Sie Ihre Schrotflinte zur Seite.«
    »Nein, Inspektor, nein. Das werde ich nicht. Sie soll ihre Strafe bekommen, denn sie hat indirekt meine Mutter auf dem Gewissen. Das weißt du auch, verdammt!«
    »Lisa wird ihrer Strafe nicht entgehen!«
    »Ha!« Er lachte. »Was wird das für eine Strafe sein? Drei, vier Jahre. Man wird ihr bestimmt viel nachsehen. Dann ist sie wieder frei und ist noch so jung, um ihr Leben genießen zu können. Sorry, aber das will ich nicht!«
    »Wollen Sie länger als Lisa hinter Gitter sitzen? Wegen eines vorsätzlichen Mordes?« Suko hob die Schultern. »Ich weiß nicht, aber so alt sind Sie noch nicht!«
    »Ja, ja, stimmt. Aber mein Leben…«
    »Ist ebenfalls lebenswert!«
    »Dann schieße ich sie an!«
    »Auch das werden Sie nicht tun!«
    »Doch!«
    Suko sah in die Augen des Mannes. Er wusste verdammt genau, dass sich Goldman nicht überzeugen ließ. Er hatte zuviel durchgemacht und war jetzt wie von Sinnen.
    Es war noch eine dritte Person da. Der hatte Suko den Rücken zudrehen müssen, und Lisa griff ein.
    Vom Sarg aus stemmte sie sich ab. Sie rammte Suko beide Fäuste in den Rücken.
    Er wurde auf den Mann mit der Schrotflinte zugeschleudert, und Goldman begriff zunächst nicht, was passierte. Glücklicherweise hatte er sich in der Gewalt und drückte nicht ab.
    Suko prallte gegen ihn. Beide gerieten aus der Kontrolle und übersahen die Situation nicht.
    Das nutzte Lisa aus. Mit langen Sätzen rannte sie auf den Ausgang der Gruft zu und dann nach draußen…
    ***
    Ich hatte auf dem Weg zum Totenhaus schon die Stimmen gehört. Das war keine normale Unterhaltung. Dem Klang nach bahnte sich ein Drama an.
    Gedanklich hatte ich mich noch mit der Vernichtung des Ghouls beschäftigt und hatte auch daran gedacht, wie ich einen durch den Zauber der Medusa zu Stein gewordenen Menschen mit einer Spitzhacke malträtiert hatte. Dann wurde ich so stark abgelenkt, dass ich die Erinnerungen verwarf und mich wieder um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher