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1178 - Die vierte Weisheit

Titel: 1178 - Die vierte Weisheit
Autoren: Unbekannt
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hielten.
    Plötzlich blieb er stehen.
    „Hörst du das?" fragte er flüsternd.
    Wenn man das Gehör anstrengte, vernahm man ein Geräusch, das sich wie Murmeln anhörte. Es waren menschliche Stimmen, und die Sprecher befanden sich offenbar ein Stück weit drinnen im Wald. Versuchsweise ging Perry eine Strecke weiter, blieb abermals stehen und horchte. Sekunden später winkte er Malone zu.
    „Wir kommen näher", flüsterte er dem Colonel zu.
    „Was geht uns das an?" fragte Kenneth Malone. Dabei klang er so, als wüßte er die Antwort genau.
    „Ich finde, wir sollten nachsehen", antwortete Perry ausweichend.
    „Also gut. Halte dich hinter mir."
    Das war zwar nicht in Perrys Sinn, aber er gehorchte trotzdem. Die Situation näherte sich dem kritischen Stadium. Es war keine Zeit mehr zum Diskutieren. Schritt um Schritt, vorsichtig, jeden Zweig umgehend, der unter ihren Sohlen hätte knacken können, schlichen sie den Pfad entlang. Die Stimmen wurden lauter. Es waren eine weibliche und eine männliche Stimme, und die weibliche besaß bei weitem die höhere Lautstärke.
    „Wenn du mich nicht sofort... losbindest, dann ... für nichts", hörte Perry. Der Klang der Frauenstimme elektrisierte ihn. Das war Belinda, unverkennbar!
    Onkel Ken hatte sich nach ihm umgewandt. Sie nickten einander zu. Irgendwo hinter der nächsten Krümmung des Weges antwortete die Männerstimme in brummendem, ärgerlichem Tonfall. Man verstand nicht, was der Mann sagte. Malone schlich bis zur Krümmung. Perry blieb ein paar Schritte weit zurück. Als Malone winkte, kam er herbeigekrochen. Von der Biegung aus war eine kleine Lichtung zu sehen, die sich links am Pfad entlangzog. Auf der Lichtung stand ein Zelt. Aus dem Zelt kamen die weiblichen Laute. Der Mann mit der tiefen, brummenden Stimme saß ein paar Schritte vom Zelteingang entfernt im Gras. Er hatte ein Gewehr neben sich liegen.
    „Ich warne dich zum letzten Mal!" kreischte es aus dem Zeltinnern. „Du bindest mich entweder los, oder du erlebst eine Katastrophe."
    „Halt's Maul", brummte der Mann.
    „Ich hab' dich gewarnt", schrillte es aus dem Zelt. „Mach mir später keine Vorwürfe!"
    Eine Verwünschung murmelnd, stand der Mann auf und näherte sich dem Zelt. Das Gewehr ließ er dabei im Gras liegen. Offenbar fühlte er sich hier sicher. Er knöpfte die Zeltklappe auf, schlug sie beiseite und steckte den Kopf durch die Öffnung. Was er sagte, klang durch die Leinwand gedämpft und war nicht verständlich; auf keinen Fall aber war es freundlich gesprochen.
    Kenneth Malone verständigte sich mit dem Jungen durch einen Wink. Perry wußte, was er zu tun hatte. Er schob eine Patrone in den Lauf seines Gewehrs und entsicherte es. In geducktem Lauf hetzte Malone quer über die Lichtung. Er erreichte das Zelt, ohne daß der Mann, der den Kopf durch die offene Zeltklappe gesteckt hatte, ihn bemerkte. Er nahm die Flinte von der Schulter und faßte sie beim Lauf. Mit dem Kolben tippte er dem Mann auf die Schulter.
    Der Überraschte fuhr herum. Er war so durcheinander, daß er sich mit den Füßen in einer der Zeltleinen verfing. Malone schlug zu. Er traf den Taumelnden im Nacken. Der Mann gab ein gequältes Ächzen von sich, dann stürzte er bewußtlos zu Boden.
    Perry kam herbeigerannt. Er nahm sich kaum Zeit, das Gewehr zu sichern und beiseite zu legen. Im nächsten Augenblick hatte er die Zeltklappe heruntergerissen. Es war heiß im Innern des Zelts. Belinda lag lang ausgestreckt auf dem Boden, die Hände hoch über dem Kopf an einen Pflock gefesselt. Ihre Augen wurden unnatürlich groß, als sie Perry erkannte.
    „Junge... du?" schrie sie voller Überraschung. Doch gleich darauf trat ein Ausdruck der Bitterkeit in ihr Gesicht. „Mit dir habe ich zu reden!" sagte sie.
    „Keine Zeit zum Reden." Das war Colonel Malone, der inzwischen die gesamte Fassade des Zeltes aufgerissen hatte. Er klappte sein Jagdmesser auf und durchtrennte den Strick, der Belinda an den Pflock fesselte. „Sind die Kerle in der Nähe?"
    Belinda richtete sich zu sitzender Haltung auf und massierte die Handgelenke.
    „Allzu weit weg können sie nicht sein", stieß sie hervor. „Der Bursche namens Logan sagte, sie wollten sich entlang des Sykes Creek verteilen und auf Sie warten. Auf Sie, Colonel."
    „Ich weiß", winkte Malone ab.
    „Aber ich sage Ihnen, Colonel..."
    „Keine Zeit jetzt", unterbrach sie der Colonel barsch. „Raus aus dem Zelt. Zuerst müssen wir dich in Sicherheit bringen."
    Belinda hatte noch
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