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1175 - Zeitbeben

Titel: 1175 - Zeitbeben
Autoren: Unbekannt
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mentalen Impuls des Sturmreiters.
    Es dauerte dennoch Stunden, bis Reginald Bull die meisten der aus dem Mahlstrom herausgeschleuderten Informationsbruchstücke eingefangen und dort in den Strom zurückgeführt hatte, wo sie hingehörten. Nur einige tausend Bruchstücke hatten sich aufgelöst und waren dadurch dem Virenimperium verlorengegangen.
    Dem Virenimperium!
    Bull lachte frustriert und zornig. Seit der Kontakt mit den Zeittürmen abgebrochen war, befand er sich im Ungewissen darüber, ob die von ihm kanalisierten Datenströme und geordneten Informationen den Supercomputer überhaupt noch erreichten. Ein Teil von ihnen war jedenfalls nie dort angekommen, sondern nach einiger Zeit zu ihm zurückgekehrt - mit deutlichen Spuren zusätzlicher ordnender Arbeit anderer Sturmreiter von anderen Minierden.
    Es schien, als spielten die Sturmreiter untereinander eine Art Ping-Pong mit Informationen, nur daß sie nicht wußten, wem sie ihre „Bälle" zuspielten und von wem ihnen andere „Bälle" zugespielt wurden. Das allerdings wertete Bull als positiven Effekt, denn es bewies, daß die vernetzten Menschen angesichts der verwirrenden Lage nicht resignierten, sondern das ihnen anvertraute Datenmaterial in Bewegung hielten und vor der Auflösung bewahrten.
    Das durfte aber nicht zum Dauerzustand werden. Wenn sie weiterhin ohne Kontakt zu den Ordensmännern blieben, würde die wachsende Frustration zum psychischen Zusammenbruch führen.
    Mit einem zornigen Schrei ließ der Hanse-Sprecher den Jet nach vorn kippen und stieß im Sturzflug auf etwa ein Dutzend Info-Nebenströme hinab, die sich im Mahlstrom zu einem Knäuel verwirrt hatten und sich gegenseitig unbrauchbar zu machen drohten.
    Er suchte und fand den Anfang einer Strömung, klinkte sich ein und zog sie mit sich, als er den Jet von dem Knäuel wegsteuerte. Er mahlte mit den Kiefern, als er an den Bildern und Geräuschen der Strömung erkannte, daß es sich um Informationen über die Posbis handelte, die aus einer Zeit stammten, als sie noch alles organische Leben bekämpft hatten.
    Für sich allein wäre das nicht schlimm gewesen, denn es gehörte zu den Aufgaben des Virenimperiums und der mit ihm vernetzten Virochips und Sturmreiter, Informationen auch aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Nur waren in letzter Zeit ausschließlich solche Informationen aufgetaucht. Ein weiteres Indiz dafür, daß das eigentliche Virenimperium nicht im Sinne der Kosmokraten funktionierte und keine aktuellen Informationen aufnahm.
    In Wahrheit werden längst verarbeitete Altinformationen nur unablässig wiedergekäut! erkannte Bull.
    Er widerstand der Versuchung, angesichts dieser Erkenntnis aufzugeben. Auch dieses Wiederkäuen war wichtig, begriff er. Es erhielt die Milliarden Virochips funktionsfähig und verhinderte, daß die durch sie fließenden Daten in eine irreparable Unordnung gerieten.
    Verbissen suchte er nach der Strömung im Mahlstrom, zu der der eingefangene Nebenstrom paßte. Diesmal hatte er kein Glück. Es blieb ihm deshalb weiter nichts übrig, als die Nebenströmung aus dem Mahlstrom zu bugsieren und auf eine Bahn zu bringen, die es zu einem benachbarten Virochip führte, wo vielleicht die dazu passende Strömung vorhanden war.
    Danach kehrte er zu dem Infoknäuel zurück, klinkte sich an der Spitze der nächsten Nebenströmung ein und wußte im nächsten Moment, wo sich die Strömung befand, in die er sie einfügen konnte. Insofern hatte sich seine erste, vergebliche Suche, doch gelohnt.
    Er hatte zahllose Strömungen identifiziert und sich seinem Gedächtnis eingeprägt.
    Als er die verirrte Nebenströmung platziert hatte, begab er sich auf den Rückweg zu dem Knäuel, um unverdrossen weiterzuarbeiten. Doch bevor er es erreichte, tobten abermals lautlose Informationsentladungen durch den Mahlstrom, wirbelten seinen Jet herum - und diesmal war der Ruck so stark, daß die Hände des Sturmreiters von den Verstrebungen gerissen wurden.
    Sich unablässig überschlagend, stürzte Reginald Bull haltlos durch den Mahlstrom, mitten hinein in immer neue Informationen, die vor seinen Augen als rasch wechselnde Bilder tanzten und in seinen Ohren als kakophonisches Durcheinander zahlloser Sphärenmusiken dröhnten. Er schloß das Visier seiner Rüstung, die rein äußerlich einer mittelalterlichen Ritterrüstung glich. Um ein Haar hätte er sich in den auf ihn einstürmenden Informationen aufgelöst und wäre als ungebündeltes Infomuster im Mahlstrom untergegangen.
    Mit dem
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