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1175 - Zeitbeben

Titel: 1175 - Zeitbeben
Autoren: Unbekannt
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Transmitter, NATHAN!"
    „Das ist bereits geschehen", erklärte die Inpotronik.
    „Ich wußte doch, daß wir uns auf dich wieder voll und ganz verlassen können", sagte Roi. „Vielen Dank! Kommt, Demeter und Ernst!"
     
    8.
     
    Prinz Roi erwachte von hallenden Gongschlägen und blinzelte verwirrt in die Lichtstrahlen, die durch das vergitterte Fenster in sein Gesicht fielen.
    Als er sich aufsetzte, klirrte die Kette, durch die seine gefesselten Füße mit einem Ring in der Kerkerwand verbunden waren.
    Von draußen wurde ein Schlüssel ins Schloß der schweren hölzernen, eisenbeschlagenen Tür gesteckt und umgedreht. Knarrend schwang die Tür zurück. In der Öffnung erschien die gewichtige Gestalt von Seneschall Topas, mit vergoldeten Schnabelschuhen, grüner Pluderhose und gelber Bluse bekleidet, einem roten Turban auf dem kantigen Schädel und dem Krummschwert im juwelenverzierten Gehänge.
    Ernst musterte er das Gesicht des Gefangenen, dann winkte er zwei Knechte herbei.
    „Macht ihn los!"
    Die Knechte schlossen die Fußfessel auf und traten zurück.
    Ächzend rieb der Prinz seine Knöchel, dann stand er auf und blickte den Seneschall vorwurfsvoll an.
    „Was wirft man mir vor, Oheim?"
    „Das will der Kalif dir selber sagen", erklärte der Seneschall mit finsterer Miene. „Folge mir!"
    Prinz Roi gehorchte und betrat hinter seinem Oheim den düsteren Korridor. Zwei Hellebardenträger mit mächtigen schwarzen Schnurrbärten und grimmigen Gesichtern schlossen sich ihm an.
    Während seines Ganges durch das alte Gewölbe grübelte der Prinz darüber nach, weshalb man ihn mitten in der Nacht aus seinem Schlafgemach geholt und in den Kerker geworfen haben könnte. Aber so intensiv er auch nachdachte, ihm fiel kein Grund ein. Er war sich keines Vergehens bewußt.
    Im Vorraum des Thronsaals bedeutete der Seneschall ihm, zu warten. Prinz Roi nutzte die Gelegenheit, um sein zerdrücktes Wams zurechtzuziehen und ein paar Halme von der Strohschütte des Kerkers abzuzupfen.
    Er strich sich vor einem Spiegel gerade sein schulterlanges Lockenhaar glatt, als sich eine Nebentür öffnete und hinter Truchseß Opal Prinzessin Demeter hereingeführt wurde, ebenfalls von zwei Bewaffneten eskortiert. Ihr silberfarbenes Haar war derangiert, und ihre dunkelgrünen Augen schimmerten feucht.
    Prinz Roi wurde bleich.
    „Du auch, meine Prinzessin?" rief er erschrocken. „Weshalb tut man uns das an?"
    „Schweig!" befahl Seneschall Topas.
    Der Prinz preßte die Lippen zusammen.
    Die Sache wurde immer rätselhafter. Er vermochte sich noch vorzustellen, daß sein gestrenger Herr Vater ihn wegen einer Kleinigkeit, an die er sich nicht mehr erinnerte, zu bestrafen gedachte. Seinem einzigen Sohn gegenüber hatte er schon immer Strenge walten lassen. Aber daß er seine strafende Hand auch gegen Prinzessin Demeter erhob, die stets Von ihm verwöhnt worden war, das wollte dem Prinzen nicht in den Kopf.
    Über dem Tor zum Thronsaal leuchtete eine grüne Lampe auf, dann schwangen die Torflügel auseinander.
    Seneschall Topas und Truchseß Opal nahmen die Gefangenen in ihre Mitte und geleiteten sie in den Saal Und durch das Spalier der Leibwache hindurch.
    Kalif Virim saß nicht auf seinem Thron, sondern in einem Schaukelstuhl. Seine feisten, rotgeäderten Wangen bebten, als er über die Abenteuer der Fliege Sarah auf dem Mars lachte, die soeben über die Mattscheibe seines Fernsehgeräts flimmerten.
    „Bleibt stehen!" flüsterte der Erzkämmerer, als Topas und Opal die Gefangenen zu dem Podest führen wollte, auf dem Virim schaukelte und lachte. „Seht ihr nicht, daß der Kalif beschäftigt ist!"
    Topas und Opal bekamen rote Ohren und gehorchten. Demeter kicherte, und selbst Prinz Roi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    Der Kalif schien sie gar nicht zu bemerken. Er starrte unentwegt auf den Bildschirm und stopfte sich dabei mit gerösteten Erdnüssen voll. Seine goldene Krone mit dem smaragdenen Halbmond war verrutscht, und hinter seinem auseinanderklaffenden Purpurmantel waren die behaarten nackten Beine und die in Filzpantoffeln steckenden Füße zu sehen.
    Als die Kindersendung beendet war und die Waschmittelwerbung eingeblendet wurde, schaltete der Kalif den Apparat durch Druck auf sein Fernbedienungsgerät aus, watschelte zum Thron und ließ sich schnaufend hineinplumpsen.
    Danach räusperte er sich und starrte aus seinen halb hinter Fettwülsten verborgenen Augen auf die Gefangenen.
    „Her zu mir!" grollte er.
    Prinzessin Demeter
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