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117 - Der Zauberspiegel

117 - Der Zauberspiegel

Titel: 117 - Der Zauberspiegel
Autoren: Dämonenkiller
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hast es also nicht gesehen?"
    „Nein, ich habe nur dich und mich im Spiegel gesehen und keine Monster."
    „Da muß ich mich wohl getäuscht haben", murmelte er und wandte sich ab.
    Der Spiegel war ihm plötzlich unheimlich geworden. Verwirrt zündete er sich eine Zigarette an und inhalierte gierig den Rauch. „Gehen wir lieber in dein Zimmer, Sheila."
    „Nein, mir gefällt es bei dir besser. Schenk mir, bitte, auch einen Schluck Bourbon ein!"
    Tony preßte die Zähne zusammen. Er vermied es, in den Spiegel zu blicken, als er nach der Flasche griff. Irgend etwas stimmte mit dem Spiegel nicht. So sehr er sich auch bemühte, nicht hinzusehen, es gelang ihm nicht.
    Er hob den Kopf, und die Flasche entfiel fast seiner Hand. Wieder starrte ihn das Wolfsgesicht an. Entsetzt wandte er sich ab, holte für Sheila ein Glas und schenkte mit zittrigen Fingern ein.
    „Was ist denn mit dir los, Tony? Du siehst ja aus, als hättest du ein Gespenst gesehen."
    Tony setzte sich mit dem Rücken zum Spiegel. Meine Sinne spielen mir einen Streich, dachte er. Wahrscheinlich habe ich mich noch immer nicht von meinem gestrigen Rausch erholt. Sollte das Trinken ein wenig einschränken, sonst sehe ich tatsächlich noch weiße Mäuse und Elefanten.
    „Ich fühle mich nicht besonders gut", sagte er lahm.
    „Schlaf ein paar Stunden!" meinte Sheila.
    Sie schob den Stuhl zurück und stand auf.
    „Bleib bei mir, Sheila!" sagte Tony bittend.
    „Ich habe Hunger. Ich hole mir etwas zu essen."
    „Ich komme mit", sagte Tony rasch.
    „Ich bin in ein paar Minuten zurück", sagte Sheila einladend lächelnd. „Leg dich einstweilen hin!" Bis vor wenigen Minuten hatte sich Tony Burston gern in seinem Zimmer aufgehalten, doch jetzt wäre er am liebsten hinausgelaufen. Langsam kleidete er sich aus, trank noch einen Schluck, schlug die Bettdecke zurück und kroch ins Bett.
    Lange hielt er es im Bett jedoch nicht aus. Ein unbestimmbarer Zwang ließ ihn aufstehen und zum Spiegel gehen.
    Und wieder sah er sich als Wolfsmensch. Sein Gesicht hatte eine spitze Schnauze, die Augen waren klein und glühendrot. Sein Körper und die Gliedmaßen waren mit einem dicken, schwarzen Pelz bedeckt.
    Tony blickte an seinem Körper herab, der ganz normal aussah, doch wenn er in den Spiegel blickte, sah er den Wolfsmenschen. Er hob beide Arme hoch, und sein Spiegelbild tat es auch. Es gab keinen Zweifel, der Spiegel zeigte nicht seine tatsächliche Gestalt, sondern einen Wolfsmenschen. Entsetzt rannte er ins Badezimmer, knipste das Licht an und starrte in den Spiegel oberhalb des Waschbeckens. Erleichtert atmete er auf. Sein normales Gesicht sah ihm entgegen.
    „Der Barockspiegel ist verflucht", brummte er und ging ins Zimmer zurück.
    Mit beiden Händen packte er einen Stuhl und schleuderte ihn gegen den Spiegel. Zwei Stuhlbeine krachten gegen den Spiegel, zerschlugen ihn aber nicht. Wütend hob Tony den Stuhl auf, doch bevor er ihn nochmals werfen konnte, kam Sheila ins Zimmer.
    „Was soll der Krach?"
    „Der Spiegel!" kreischte Tony. „Er zeigt einen Wolfsmenschen! Ich werde ihn…"
    Seine Augen weiteten sich. Der Wolfsmensch war nicht mehr zu sehen. Er selbst war jetzt zu erblicken, wie er nackt mit weit gespreizten Beinen dastand und den Stuhl drohend erhoben hatte. Tony zweifelte an seinem Verstand. Er ließ den Stuhl zu Boden fallen, griff nach der Whiskyflasche und trank einen großen Schluck.
    „Du solltest zum Arzt gehen, Tony", sagte Sheila mitfühlend.
    Tony stellte die Flasche ab. Er zitterte am ganzen Leib. Rasch kroch er ins Bett und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Schweißperlen rannen über seine Stirn.
    „Schlaf gut, Tony!" sagte Sheila und blickte Tony an, der die Augen nicht öffnete.
    Um ihren Mund lag ein grausames Lächeln.

    Langsam ging ich um den grünen Tisch, aus dem noch immer Nebelschwaden aufstiegen. Es war eine gespenstische, völlig unwirkliche Landschaft. Der Boden war rauh und ständig in Bewegung.
    So wie der Tunnel, durch den ich gekommen war, schien auch die Höhle zu leben.
    Die Nebelwand wurde schwächer, und ich sah nun einen riesigen Tunnel, der giftgrün schillerte.
    Auf ihn ging ich zu. Einen Augenblick glaubte ich menschliche Stimmen zu hören, doch ich mußte mich getäuscht haben. Lauschend blieb ich stehen, vernahm aber nichts.
    Vorsichtig betrat ich den grünen Tunnel. Der Boden war weich wie Schaumgummi und federte unter meinen Schritten. Seltsam verkrüppelte Arme mit klauenartigen Händen, die nach mir
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