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117 - Der Zauberspiegel

117 - Der Zauberspiegel

Titel: 117 - Der Zauberspiegel
Autoren: Dämonenkiller
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zerrte sie mit mir fort. Einmal wandte ich den Kopf um. Der Körper, oder besser gesagt die Hauthülle, zerplatzte mit einem lauten Knall, und die Hautfetzen flogen durch den Tunnel.
    In einer Höhle blieben wir stehen. Laura Geronazzo ließ sich auf den Boden fallen und weinte durchdringend. Der Holländer kniete neben ihr nieder und versuchte sie zu trösten.
    Die junge Farbige und der Inder blickten mich schweigend an.
    „Hat irgend jemand eine Waffe bei sich?" fragte ich.
    „Nein", antwortete Mahadev. „Danach habe ich mich schon früher erkundigt."
    „Wir sind alle verloren", flüsterte Sue Dalton. „Wir müssen alle sterben."
    „Wir dürfen nicht die Hoffnung aufgeben", meinte der Inder.
    Der Holländer stand auf und blickte mich böse an. „Sie wissen mehr, als Sie uns sagen, Hunter. Raus mit der Sprache! Wo sind wir?"
    „In der Januswelt", antwortete ich. „Aber fragen Sie mich nicht, wo sie sich befindet! Ich kann es Ihnen nicht sagen, da ich es nicht weiß."
    „Es muß einen Ausgang geben", keuchte Jan Roest. „Wir müssen ihn suchen."
    „Das tun wir ja", sagte ich sanft.
    „Hilfe!" brüllte die Italienerin mit schriller Stimme.. „Hilfe! Der Boden verschlingt mich!"
    Die Beine des Mädchens waren im pulsierenden Boden verschwunden. Der Holländer griff mit beiden Händen zu und verkrallte sich in Lauras Bluse. Mit aller Kraft riß er daran, doch er konnte das Mädchen nicht befreien. Die Bluse zerriß.
    „Helft mir!" kreischte das Mädchen in Todesangst. „Der Boden verschlingt mich!"
    Ich stellte mich breitbeinig über die Schreiende, schob meine Hände unter ihren Bauch und richtete mich auf. Auf diese Weise konnte ich das Mädchen zwei Handbreit vom Boden heben, doch mehr nicht. Ihre Arme steckten schon bis über die Ellbogen in dem gummiartigen Boden, und ihre Oberschenkel waren bis zur Hälfte verschwunden.
    „Packt mit an!" rief ich. Der Holländer und der Inder halfen mir. „Ich zähle bis drei, dann ziehen wir ruckartig an. Eins, zwei, drei!"
    Unser Versuch war vergebens gewesen. Wir hatten die Arme und Beine nicht einen Millimeter herausgezogen; ganz im Gegenteil: sie verschwanden immer tiefer in der nachgiebigen Masse.
    „Meine Hände und Beine lösen sich auf!" brüllte Laura Geronazzo.
    Das Gesicht der glutäugigen Italienerin war unmenschlich verzerrt. Ihre Haare waren verklebt. Schweiß tropfte über ihre Stirn. Den Mund hatte sie weit aufgerissen, und die Augen waren glasig. Noch einmal versuchte ich sie aus dem Boden zu reißen, wieder ohne Erfolg. Ich ließ die Unglückliche los, stieg über sie hinweg, holte den Ys-Spiegel hervor und blickte durch ihn hindurch. Der Boden warf plötzlich Blasen, und eine dunkle Rauchwolke stieg auf.
    Das Mädchen kippte zur Seite, und ich setzte den Spiegel ab.
    Sue Dalton kreischte durchdringend auf.
    Lauras Unterarme und die Unterschenkel fehlten. Gott sei Dank war das Mädchen bewußtlos geworden. Der Boden beruhigte sich langsam. Es war heiß im Tunnel geworden.
    Die Beinstummel und der Unterleib der Bewußtlosen wurden vom Boden verschlungen, dann folgte der Oberkörper. Noch einmal kam die Unglückliche zu Bewußtsein. Ihre unmenschlichen Schreie hallten uns noch lange in den Ohren.
    Ich mußte Sue Dalton stützen. Das Mädchen klammerte sich wie eine Ertrinkende an mich, stammelte unsinnige Worte und weinte ununterbrochen.
    „Wer wird das nächste Opfer sein?" fragte Jan Roest tonlos.
    „Beruhigen Sie sich, Sue!" sagte ich.
    Doch die Farbige kreischte weiter.
    Der Tunnel veränderte plötzlich seine Form. Er war jetzt fast quadratisch. Links und rechts waren in Abständen von etwa zehn Metern schmale Schächte zu sehen, die leer waren.
    Als wir wieder an so einem Schacht vorbeigingen, warf ich einen flüchtigen Blick hinein. Ich sah, wie aus einer der Wände ein trichterartiges Gebilde wuchs, das rasend schnell größer wurde. Bevor ich noch reagieren konnte, schoß es in den Gang und raste auf den Holländer zu, der vor Grauen wie gelähmt war. Der Trichter preßte sich um seinen Kopf, und eine schleimige Flüssigkeit hüllte innerhalb eines Sekundenbruchteils seinen Körper ein.
    Ich griff nach dem Ys-Spiegel, kam aber zu spät. Der Trichter schnellte zurück und riß Jan Roest in die Höhle, die sich augenblicklich schloß.
    Sue Dalton war ohnmächtig geworden. Sie fiel zu Boden, und ich sprang über sie hinweg und raste auf die Stelle zu, wo sich noch vor wenigen Sekunden die Höhle befunden hatte.
    Rasch blickte ich durch
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