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1162 - Kampf um Terra

Titel: 1162 - Kampf um Terra
Autoren: Unbekannt
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an sich melodische Stimme dadurch einen schrillen Klang bekam."
    Lai wandte den Kopf und sah den Siganesen auf ihrer linken Schulter stehen. Er trug noch immer seinen uralten schwarzen Raumanzug mit dem winzigen Aggregattornister auf dem Rücken. Sein Helm war jedoch verschwunden, und sein roter Schulterumhang existierte nur noch in Form einiger Fetzen. Das schmale grüne Gesicht war vor Anstrengung dunkel angelaufen.
    „Oh, Diggi!" flüsterte Lai. „Du mußt dich nicht so anstrengen. Die halbe Lautstärke genügt auch. Ich habe ein sehr gutes Gehör."
    Sie wandte sich wieder an Chthon.
    „Habe ich lange geschlafen?"
    „Eine Nacht, einen Tag und zwei Drittel der folgenden Nacht", antwortete der Schatten.
    „Ich ließ dich schlafen, da du fast zu Tode erschöpft warst."
    „Und du hast die ganze Zeit über an meiner Seite gewacht", stellte die Öko-Architektin gerührt fest.
    Plötzlich kam ihr voll zu Bewußtsein, in welcher verzweifelten Lage sich die Menschen der Erde befanden.
    „Mein Gott, ich habe geschlafen, während die Menschheit vielleicht von der vierten Plage vernichtet wurde!" rief sie erschrocken.
    Sie sah sich um und stellte fest, daß sie auf einer Lichtung saß, die von baumartigen, ihr völlig unbekannten Gewächsen umgeben war. Große weiße Blüten verbreiteten einen fremdartigen, aber nicht abstoßenden Duft und wurden von Nachtinsekten umschwärmt.
    Der Boden war von einem grün und gelb gesprenkelten Pflanzenpolster bedeckt, das sich warm und feucht anfühlte, aber keine Nässe abgab.
    „Noch lebt die Menschheit", erklärte Digitalis Aura. „Allerdings befindet sie sich auf dem Weg durch die Dekontaminierungsschleusen der Tiefbunker. Die Oberfläche der Erde muß sterilisiert werden, nachdem alle anderen Versuche, die Xenoform-Invasion zu bekämpfen, fehlschlugen. Das ist aber im Moment nicht so wichtig. Ich brauche dringend deine Hilfe, Lai. Gal ist dabei, sich in Schwierigkeiten zu bringen."
    „Gal?"
    Lai erinnerte sich daran, daß Reginald Bull nach Galbraith Deighton suchen wollte. Aber das war vorgestern gewesen. Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf, weil sie es immer noch nicht fassen konnte, daß sie so lange geschlafen hatte, während die Menschheit um ihr Überleben kämpfte.
    War sie tatsächlich fast zu Tode erschöpft gewesen, wie Chthon behauptet hatte? Oder war ihr langer und tiefer Schlaf auf äußere Einflüsse zurückzuführen?
    „Wo ist Galbraith?" wandte sie sich an Digitalis Aura.
    „Tiefer im Feuchtbiotop", antwortete der Siganese. „Gal ist ungefähr vierhundert Meter entfernt in Richtung Norden. Er hat sich völlig verändert. Ich wäre schon früher bei dir gewesen, aber ich wurde von einem Drachen angegriffen, der meinen Schwebesessel zum Absturz brachte und mein Flugaggregat beschädigte. Natürlich habe ich ihn nach hartem Kampf vertrieben, aber ich wäre nicht viel weiter gekommen als bis hierher.
    Glücklicherweise hörte Chthon mein stotterndes Flugaggregat und sah nach oben.
    Dadurch entdeckte ich seine Frankenstein-Pupillen ..." Erschrocken hielt er sich den Mund zu, dann sagte er: „Ich bitte um Vergebung, hoher Herr. Ein angehender Ritter der Tiefe wie ich sollte so etwas nicht sagen."
    „Schon gut!" erklärte Chthon. „Gehen wir zu Deighton!"
    Er ging voraus, und Lai folgte ihm. Digitalis korrigierte hin und wieder die Richtung. Es war eine seltsame Wanderung durch eine Art Geister- oder Märchenwald. Noch standen die Erlen, die hier einst angepflanzt worden waren, aber ihr Blattwerk war vergilbt und ausgetrocknet. Dafür waren aus den Zweigen spargelähnliche Triebe geschossen, deren Spitzen sich zu Bündeln großer weißer Blüten entfaltet hatten. Das Summen von Nachtinsekten war allgegenwärtig. Hin und wieder raschelte es auf dem Boden zwischen den Stämmen, doch Lai vermochte keines der Lebewesen, die diese Geräusche verursachten, zu sehen. Nur einmal entdeckte sie ein ungefähr handspannenlanges Tier mit feuchtglänzender Haut und großen dunklen Augen. Es hätte ein Salamander sein können, wären seine Beine nicht so lang und dünn gewesen. Im nächsten Augenblick huschte es einen Stamm hinauf und war verschwunden.
    Nach etwa zehn Minuten erreichten sie Galbraith Deighton.
    Der Gefühlsmechaniker machte einen verwirrten und verwahrlosten Eindruck. Er mußte sich seiner Kleidung schon vor vielen Stunden entledigt haben, denn seine Haut war grau vom abgestreiften Staub zahlloser Zweige und teilweise von Dornen zerkratzt. Das Haar hing
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