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1162 - Kampf um Terra

Titel: 1162 - Kampf um Terra
Autoren: Unbekannt
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Schirmalgen zu zerschneiden, ihre Zellkerne mit einer Mikro-Pipette zu entfernen und ihnen die den Zellkernen der „Pflaumenbohnen" entnommenen fremden Gene mit einer Mikro-Kanüle zu injizieren.
    Wie sie erwartet hatte, stellten die Riesenzellen daraufhin, den Befehlen der fremden Gene gehorchend, artfremdes Protein her. Die Regeneration führte nicht zur Wiederherstellung der Schirmalgen, sondern zum Aufbau eines fremdartigen Lebewesens, das sich allerdings noch nach Art der Acetabularia vermehrte. Die daraus entstehenden Nachkommen waren jedoch nicht nur fremdartig, sondern pflanzten sich auch anders fort als Acetabularia.
    Einige weitere Versuche brachten Muai den Beweis dafür, daß die Gene der „Pflaumenbohne" nicht von normalen pflanzlichen Genen abstammten, sondern von Viren.
    Da normale Viren aber fremde Zellen immer nur zur Reproduktion von Viren veranlassen, nicht aber zur Reproduktion vollständiger Zellen, mußte es sich bei den Viren, die die befallenen Buschbohnen in Muais Garten zur Metamorphose in „Pflaumenbohnen" gezwungen hatten, um künstlich aus normalen Genen gezüchtete Pseudoviren handeln, die durch ihre Eroberung fremder Zellen wieder zu normalen Genen wurden.
    Das war eine Entdeckung, die Muai Nurgowa zugleich faszinierte und erschreckte. Sie faszinierte sie, weil die Genetiker aller bislang bekannten Zivilisationen eine in der Praxis wunschgemäß funktionierende Züchtung solcher Pseudoviren bisher vergeblich versucht hatten. Millionen Versuche waren abgebrochen und ihre Produkte vernichtet worden, weil sie der Kontrolle entglitten waren. Dieser Wunschtraum aller Genetiker schien unerfüllbar bleiben zu wollen.
    Und ausgerechnet hier war er in Erfüllung gegangen!
    Das, was Muai daran erschreckte, war der Zeitpunkt ihrer Entdeckung. Sie war ein wenig weltfremd in dem Sinn, daß sie sich eine Art Insel errichtet hatte, von der sie alles fernhielt, was die Harmonie ihres Lebens zu stören vermochte. Aber sie war nicht so weltfremd, daß sie sich vor wirklich tiefgreifenden Bedrohungen der Menschheit verschloß - noch dazu, wo die letzte Bedrohung, die man auch die „dritte Plage" genannt hatte, ihre und Lais Eltern umgebracht hatte.
    Deshalb zweifelte sie keine Sekunde daran, daß die Entdeckung der Pseudoviren identisch war mit der Identifizierung der vierten Plage, die sich ja bereits angekündigt hatte. Diese Pseudoviren waren das Erzeugnis einer ungeheuer fortgeschrittenen Genetik, das Produkt einer Zivilisation in einem fremden Universum, das durch eine weitere Perforation des Grauen Korridors auf die Erde gekommen war.
    Muai ersparte sich die Mühe, im HQ-Hanse oder im LFT-Hauptquartier anzurufen und dort wegen ihrer Entdeckung Alarm zu schlagen. Das würden andere Menschen längst getan haben. Falls es wirksame Mittel gegen die Pseudoviren gab, hatte die Menschheit eine Chance, auch die vierte Plage zu überstehen. Gab es dagegen keine wirksamen Mittel, würde alles seinen Gang gehen.
    Doch Muai Nurgowa hatte nicht Genetik studiert und experimentell praktiziert nur um der Genetik willen, sondern weil sie der philosophische Aspekt der Existenz von Genen interessierte. Ihrer Überzeugung nach verbargen sich in den Gene die wahren Intelligenzen, waren die Gene die Beherrscher des Universums. Ihre Unsterblichkeit war nicht relativ wie die von Perry Rhodan und den übrigen Zellaktivatorträgern, sondern absolut. Sie überdauerten die kurzen Lebensspannen der Individuen, deren Aufbau, deren Verhaltensweisen und deren Fähigkeiten sie diktierten, indem sie identische Reproduktionen von sich selbst zum Aufbau immer neuer Individuen benutzten. Deren Verschmelzung mit identischen Reproduktionen anderer Gene aus anderen Individuen war lediglich eine Variante in dem ewigen Spiel kosmischer Zyklen.
    Darum war das, was Muai sowohl faszinierte wie auch erschreckte, eine gleichzeitig überaus erregende mögliche Alternative für sie selbst, die sich mit ihren Genen identifizierte und natürlich für alle anderen derzeit existierenden Generationen von Genen auf Terra und Luna.
    Sie brauchte jedoch Gewißheit.
    Deshalb verließ sie ihr Labor und absolvierte einen Rundgang durch ihren Garten, der sich scheinbar kaum von ihren alltäglichen Rundgängen unterschied und der dennoch eine schicksalhafte Bedeutung erlangen sollte.
    Nach diesem Rundgang war ihre Vermutung zur Gewißheit geworden.
    Die Pseudoviren aus einem fremden Universum hatten keine Affinität für eine spezielle Art von
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