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115 - Die Höhle des Chakra

115 - Die Höhle des Chakra

Titel: 115 - Die Höhle des Chakra
Autoren: Dämonenkiller
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Kommandostab, der aber noch vielseitiger und komplizierter war als der des Cro Magnon.
    Manjushri verfiel nicht in Trance.
    „Gib dir keine Mühe!" sagte sie mit ihrer melodischen Stimme. „Ich habe eine so hohe Stufe meines Karma erreicht, daß dergleichen niedere Künste mir nichts mehr anzuhaben vermögen."
    „Du bist Hinduistin?" fragte Unga. „Du glaubst an die Wiedergeburt und das Karma, also daran, daß der Mensch infolge seiner Taten in seinem nächsten Leben einen höheren oder niederen Rang einnimmt?"
    „Ich bin keine Hinduistin und keine Brahmanin", sagte Manjushri, „keine Buddhistin, keine Lamaistin und keine Moslem. In Ellora wirst du verstehen, was ich bin. Es gibt neue Lehren, welche die alten in sich vereinen und fortführen."
    Sie war so schön, daß Unga sich nicht länger beherrschen konnte. Er zog Manjushri an sich. „Verbietet es dir dein Karma auch, einen Mann zu küssen?" fragte er heiser.
    Manjushris Augen gaben ihm die Antwort. Sie küßten sich lange. Unga, sonst eher eine stürmische Natur, fühlte Liebe und Zärtlichkeit in sich aufsteigen, etwas, was er lange vermißt hatte.
    Unga und die schöne Manjushri saßen lange am Ufer der Mahimbai auf der Mauerbrüstung. Dann gingen sie zum hellerleuchteten, weißen Hotel zurück. Unga hatte den Arm um die zierliche Inderin gelegt. Er war mehr als einen Kopf größer als sie und wog über das Doppelte.
    In einem Gebüsch regte sich etwas, nachdem die beiden daran vorbeigegangen waren. Ein häßlicher, kahlgeschorener Affenkopf schaute hervor. Die wulstigen Lippen des Bettelmönchs verzogen sich zu einem bösen Grinsen.
    „Der große Tölpel hat angebissen", sagte er. „Solange er mit ihr zusammen ist, kann er uns nicht entgehen. Diese ahnungslose Schönheit! Wenn ich nur völlig klug werden könnte aus ihr!"
    „Hast du etwas Bestimmtes vor, Unga?" fragte Don.
    Der Cro Magnon wollte nicht von Manjushri reden.
    „Ich nehmen die Sachen nur sicherheitshalber mit", sagte er. „Ich will einen Bummel machen." Manjushri wartete in der Hotelhalle auf ihn. Sie verließen das Hotel und machten einen Bummel an der Mahimbai. Die Millionenstadt Bombay lag im Lichterglanz. Selbst in den Elendsvierteln, wo es Menschen gab, die auf der Straße geboren wurden, auf der Straße lebten und auf der Straße starben, ohne je ein festes Dach über dem Kopf zu haben, blinkten Lichter.
    Unga hatte von den krassen Gegenständen in Indien gehört, diesem Land, das dem Westen oft unverständlich war. Aber Unga wußte mehr als viele andere. Indien, diese riesige, von Gebirgen nach Zentralasien hin abgeschlossene Halbinsel, war ein Subkontinent der Koexistenz, des Nebeneinanders von immens vielen Völkern und Völkergruppen, von Religionen und Anschauungen, von Sprachen und Dialekten.
    Wenn man das bedachte, war es ein Wunder, daß sich hier überhaupt ein funktionierendes geschlossenes Staatssystem errichten ließ. Seit mehr als viertausend Jahren gab es zwischen Indus und Ganges schon eine Kultur, verwirrend in ihrer Vielfalt und in ihren Auswüchsen und Seitenlinien. Unga wußte mehr darüber, als er selbst seinen engsten Freunden gegenüber zugab. Der Cro Magnon konnte schweigen.
    Manjushri hatte keine Frage wegen Ungas Kommandostab gestellt. Sie lächelte nur unergründlich. Als Unga sie mit dem Kommandostab antippte, zeigte sie keine dämonische Reaktion.
    Später, an der Mauerbrüstung unten an der Bai, versuchte er, Manjushri zu hypnotisieren. Unga schaute zu diesem Zweck durch die Öffnung des Kommandostabs. Aber Zweige raschelten. Der Häßliche verschwand, als hätte es ihn nie gegeben.
    Unga betrat inzwischen mit Manjushri das Hotel. Es war nun schon Mitternacht. Unga hatte erfahren, daß Manjushri eine Suite im „Rajah" hatte. Er fuhr mit ihr im Fahrstuhl auf die Etage hoch.
    Als sie die Suite betraten, sprachen sie kein Wort. Im Schlafzimmer löste Unga die Spangen ihres Sari. Ihr zierlicher Körper war vollendet proportioniert. Jede Form und jede Linie wirkte harmonisch und schön. Manjushri sah aus wie die fleischgewordene Tempelstatue einer Göttin, von einem begnadeten Künstler geschaffen. Sie half Unga, seine Kleider abzulegen.
    Er stellte bald fest, daß Manjushri zwar zierlich, aber nicht zu zierlich für ihn war.

    Don Chapman machte sich schon die größten Sorgen, als Unga um die Mittagszeit endlich aufkreuzte. Don hatte seine ganze Findigkeit gebraucht, um den Zimmermädchen beim Saubermachen zu entgehen. Er wollte Unga schon reichlich
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