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114 - Sylphidas Rachegeister

114 - Sylphidas Rachegeister

Titel: 114 - Sylphidas Rachegeister
Autoren: Larry Brent
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eine Selbstgedrehte. Das Wageninnere
war von würzigem Rauch erfüllt. Zumindest empfand dies Iwan Kunaritschew so.
Kollegen und Mitmenschen waren häufig anderer Meinung. Stieg ihnen der Duft in
die Nase, suchten sie meistens das Weite.
    Kunaritschews geheimnisvoller schwarzer
Tabak, der ihm von Fall zu Fall von einem nicht minder geheimnisvollen Absender
zuging, war als »Stinker«, »Vampirkiller«, »Kraut« oder »Knaster« verschrien.
Iwan nannte ihn liebevoll »Machorka« und genoß seine Selbstgedrehten, die auch
manch starken Raucher in die Knie zwangen, meistens nur noch dann, wenn er
allein war.
    X-RAY-7 bremste und rollte die wenigen Meter
bis zur Abzweigung zurück, um noch mal genauer hinzusehen. Er lenkte seinen
Wagen auf den Waldweg und näherte sich dem parkenden Fahrzeug.
    Es war ein weißes Mercedes-Coupe. Er hatte es
aus der Ferne richtig erkannt. Und es war auch Mornas Wagen. Die Nummer stimmte
mit der überein, die X-RAY-1 ihm genannt hatte.
    Zwanzig Schritte weiter vor dem Sportwagen
parkte - durch seine dunkle, unauffällige Farbe viel schlechter wahrnehmbar -
ein weiterer Wagen.
    Ein englisches Taxi...
    Kunaritschew hielt mitten auf dem Weg,
verließ sein Fahrzeug und lauschte in die Stille.
    Hin und wieder meldete sich eine Vogelstimme,
der Wind säuselte in den Blättern. Nichts war von der Nähe anderer Menschen zu
merken.
    Alles wies darauf hin, daß Morna jemand
nachgefahren war. Dieser Jemand war niemand anders als der Maler Andy Reef. Er
fuhr ein solches Vehikel.
    Iwan Kunaritschew setzte sich wieder ins Auto
und fuhr weiter bis zum Ende des Weges. Das waren noch mal rund hundert Meter.
Zwischen den Bäumen waberte der Nebel, und er war besonders dicht am Ende des
Weges, wo die Lichtung lag.
    Iwan erblickte ein Tor. Es stand weit offen.
Die Zufahrt auf ein großes Grundstück, die bergan führte. Auf dem sanft
ansteigenden, unbewaldeten Hügel waren schemenhaft die trutzigen Mauern eines
Castle mit vielen Türmen zu sehen.
    Gloghtonny -Castle...
     
    ●
     
    Shelby Lord of Gloghtonny lief, als würde er von Furien gehetzt.
    Er durchquerte den langen Korridor, taumelte
keuchend dem Portal entgegen, riß es auf und stürzte in die trübe, nebelige
Luft.
    Der Lord lief die Treppe hinunter und kam auf
den breiten, links und rechts mit einer niedrigen Steinmauer eingefaßten Weg,
der direkt zum großen Haupttor führte.
    Die halbhohe Mauer war der natürlichen,
unregelmäßigen Bodenbeschaffenheit angepaßt.
    Vor dem Fliehenden, rechts auf der Mauer,
erschien plötzlich ein helles Leuchten.
    Eine geisterhafte Erscheinung schälte sich
aus dem Halbdunkeln und nahm Form und Gestalt an:
    Eine Frau, weiß und strahlend,
halbdurchsichtig, leidenschaftlich und schön, die Beine übereinandergeschlagen.
    »Margareta !« stieß
Lord of Gloghtonny entsetzt hervor und prallte zurück.
    Neben der Erscheinung plazierte sich im
nächsten Moment eine zweite. Sie unterschied sich in der Gestalt nicht im
geringsten von der ersten und hätte eine Zwillingsschwester Margareta of
Gloghtonnys sein können.
    Die zweite lachte wie eine Hexe. »Auch ich
bin Margareta ... nun, Shelby, wer ist die echte? Ich kann es dir sagen. Wenn
du fleißig unter dieser Mauer gräbst, wirst du auf die Leiche deiner Frau
stoßen. Seit drei Jahren liegt sie dort. Dann habe ich ihre Stelle im Haus
eingenommen, ich, einer von Sylphidas Rachegeistern ...« Bei diesen Worten hob
die Sprecherin in einer beschwörenden Geste ihre Hände, und auch die erste
geisterhafte, helle Gestalt folgte der Bewegung, als wollten sie beide im
nächsten Moment wie blutdürstige Raubkatzen auf ihn springen und ihre
Fingernägel in sein Fleisch krallen.
    Sie fauchten auch wie Tiere.
    Der Lord war kopflos. Die Geisterwelt trieb
ein makabres Spiel mit ihm.
    »Ich werde dir den Tod bringen, Shelby - und
vielen anderen in der Stadt. Tag für Tag soll ein Sarg aus einem Haus getragen
werden. Die Menschen, denen ich die Hand gebe, werden kurze Zeit später an
einer kräftezehrenden, unbekannten Krankheit sterben. Aber niemand wird sie
beerdigen müssen. Die Toten - werden zu Wasser, wie die Schönen von Tir Ailln
und Hy Breasil zu Wasser werden, wenn ein Lichtstrahl sie trifft oder sie in
die Gefangenschaft eines Menschen geraten.
    Ich war nie deine Gefangene, Shelby. Du warst
der meine, ohne es zu merken.
    Du wirst Menschen sehen, und du wirst wissen,
wie dein eigener Tod sein wird. Ich werde dich - zuletzt töten ... Die
kommenden Tage und Wochen werden
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